Bilder aus dem alten Cottbus: Das Gedränge vor den neuen Regalen

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Kaufhalleneröffnung 1975 – B war diesmal richtig

Stimmt eigentlich: „Da die Kaufhalle zu sehen ist, wäre B zu einfach“, schreibt Klaus Reiter vom Cottbuser Eschenweg und fügt hinzu: „Ich kenne die Halle aber nicht.“ Schwierig war unsere Aufgabe diesmal wirklich nicht, aber das Bild gibt doch sehr anschaulich den Zeitgeist wieder. Die Leute hatten hohe Erwartungen an jede Geschäftsneueröffnung und hofften natürlich, dass wenigstens am ersten Geschäftstag die Bück-Dich-Ware mal auf den Ladentisch – besser: in die Regale – käme. Das war dann meist auch so.
Kurt Riedel aus der Muskauer Straße Forst meldete sich telefonisch: „Das war damals die neue HO-Kaufhalle in der Mühlenstraße in Forst. Es war für alle Bewohner der Wohnplatten des Marktes, der Amtsstraße, der Kirchstraße, der Rüdigerstraße und Am Haak endlich eine Erleichterung für ihre Versorgung. Es gab aber auch Erwartungen, dass es eventuell eine paar Bananen oder andere knappe Waren für die ersten Kunden gibt. Nach der Wende stand die Kaufhalle lange Zeit leer. Heute befindet sich dort eine Physiotherapie.“ Reinhard Borrmann aus der Turower Straße in Cottbus schreibt: „Eine neue HO-Kaufhalle vor der Eröffnung – es könnte sich um die HO- Kaufhalle in der Forster Straße handeln.“ Mit anderen Worten: Überall ging es bei diesen Anlässen ähnlich zu, und die besonders große HO-Kaufhalle in der erwähnten Forster Straße in Cottbus hat die hohen Erwartungen der Leute ja nicht nur am Eröffnungstag erfüllt. Sie war gut geführt und in Sandow sehr beliebt. Ihr langes Ruinendasein nach 1990 machte die Menschen betrübt. Aber sie ließen sich nicht davon abhalten, bei Markteröffnungen in geübter Manier die Tore zu stürmen. Klaus Erhard erinnert sich, dass bei der Eröffnung des allkauf-Zeltes in Kolkwitz (Ende 1990, Vorgänger von real.-, die Red.) „solche Massen kamen, dass jemand einen Trick einsetzte. Es wurde Feueralarm ausgelöst. Es brannte aber nicht. Jedoch wurden die Kolkwitzer Feuerwehrleute nun die ersten, die ihre Einkaufswagen durch die Gänge schieben durften.“
Noch weiter zurück liegt die Eröffnung des „konsument“-Warenhauses in Cottbus. Das war Anfang Oktober 1968. Giesla Schreiber berichtet per mail: „Erst durften die Bauarbeiter und die VIP’s einkaufen, wobei es damals die drei Buchstaben für ‘besonders Wichtig’ nicht gab. Es waren aber die gleichen wie heute: Parteileute, Chefs und andere Angeber. Am nächsten Tag wurde dann für alle geöffnet. Es war nicht nur vieles an dem Tag, was es sonst nicht gab, sondern es begeisterte uns auch die würdige Hülle einer neuen Epoche des Handelns.  Glaube ich jedenfalls. Wir sind alle immer sehr gern in das wunderschöne ‘konsument’ gegangen.“
Auch Jochen Kunzmann aus der Karl Marx Straße in Großräschen und andere Leser entschieden sich für die HO-Kaufhalle. Herzlichen Dank allen, die mit uns grübelten und telefonierten oder schrieben. Gewonnen hat heute Axel Langhammer aus Goßräschen.