Cottbus: Eis-Böttcher vor dem Carl-Thiem-Klinikum
Bilder aus dem alten Cottbus | Von CGA Verlag | 10. Januar 2014Sommerliche Glücksmomente: Eis-Böttcher im Pavillon vor dem Carl-Thiem-Klinikum.
Gebaut wurde dieser Pavillon wohl als Wartehäuschen einer Straßenbahn-Endstelle. Im Zeitraum lebendiger Cottbuser Erinnerung jedoch gab es daraus Straßen-Eisverkauf, wie eine Flut an Zuschriften erzählt.
Brigitte Albrecht und Sohn Jan vom Striesower Weg berichten: „Während des Wartens auf die Straßenbahn war hier Waffeleis beliebt, das sehr preisgünstig war. Als Vater lange krank im Klinikum lag, gab es nach den zumeist abendlichen Besuchen Eis, um auf andere Gedanken zu kommen.“
„In meiner Kindheit, um 1960, war genau hier Endstation der Straßenbahn“, schildert Conny Wierick. „Weiter ging’s zu Fuß bis Sachsendorf. Da konnte die manchmal geöffnete Eisbude an Sommertagen ein Lichtblick sein. Trotz beachtlicher Schlange wartender Krankenschwestern mit Thermosgefäßen wollte ich einmal auf die süße Erfrischung nicht verzichten. Die Sonne brannte heiß, und plötzlich schwand der Boden unter meinen Füßen. Gleich darauf nahm ich über mir etliche Schwesternhauben wahr, darunter besorgte Gesichter. Man versuchte, mir etwas Kaltes und Köstliches einzuflößen, wodurch ich schnell wieder auf die Beine kam. Tolle medizinische Erstversorgung!“ An „Vanille, Schoko, Fruchteis und sogar Kokoseis“ erinnert sich Kerstin Hühne aus der Th.-Brugsch-Straße. „Abends sind wir als Kinder hingegangen, manchmal mit Eisbehälter, und haben für die ganze Familie Eis mitgebracht. Die teuerste Eiskugel kostete 25 Pfennig, und man war so unbeschwert. Es war eine schöne Kindheit.“
Diese Stimmung sc hwingt auch bei Petra Krist aus der Kochstraße mit: „Wir wohnten gleich gegenüber. Vom Fenster sahen wir die Menschenschlange, und die war immer lang, besonders am Wochenende. Eis von Böttcher war sehr schmackhaft. Mit meiner Schwester Elvira und ein paar Freundinnen holten wir Anfang der 70-er Jahre fast täglich in den Sommerfereien Eis – in der Sonntags-Kartoffelschüssel. Wir mischten es und aßen um die Wette. Ich glaube, der Rekord lag bei zwölf Kugeln.“ Sie erinnert sich auch noch an Herrn Böttcher, der im Auto mehrmals täglich in großen Kühlbehältern Eis-Nachschub brachte. In der Krankenhausküche hat damals Gisela Schmidt aus der Potsdamer Straße gearbeitet. „In der Großküche wurde noch alles selber gemacht, vom normalen Essen bis zur Diät-Küche. Kartoffeln schälen, große Töpfe und Kannen füllen… Die Schwester holten es auf Station.“ Und schließlich: „Ja, wir waren hier oft Eis holen zur Erfrischung.“ S. Langner aus der Leipziger Straße bestätigt: „Mein Sohn schwärmt noch heute vom Genuss. Hoffentlich bleibt der Pavillon erhalten.“
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