Zweimal niedergebrannt, aber die Hoffnung ging hier nie ganz verloren.

„Hallo, viele Grüße von Frank-Michael Buge und Bettina Jurtz. Bei der Abbildung handelt es sich um Pförten/Brody“, heißt es da locker, und Klaus Reiter grüßt aus Rom.
Die historische Lektion liefert diesmal Gert Richter aus Alt-Deulowitz: „Das Lehngut Pförten erwarb Graf Heinrich von Brühl (*1700) im Jahr 1740 für 160.000 Taler; der Architekt Knöfel baute es zu einem üppigen Anwesen mit 2 Kavalierhäusern aus. 1758 brannte das Schloss auf Befehl Friedrich des Großen aus und wurde geplündert, was zur damaligen Zeit unüblich war. Vorausgegangen war aber die Plünderung des Schlosses Charlottenburg durch ein sächsisches Regiment an der Seite der Russen und Österreicher. Von den Fenstern der Westseite des Schlosses in Dłuzek/Dolzig bei Sommerfeld (Geburtshaus der letzten deutschen Kaiserin) soll der Alte Fritz die Brandschatzung beobachtet haben. Die Brühls lebten fortan in den Kavaliershäusern; erst 1858 begann die Schlossrenovierung und dauerte bis 1924. Zu den Besonderheiten des Schlosses gehörte das Meissener Schwanenservice aus mehr als 2.200 Teilen. Heinrich Graf von Brühl hatte es 1737-42 modellieren lassen. Brühl war bei August dem Starken Minister und beim Sohn sogar Premierminister. Er fand seine letzte Ruhe in der Stadtkirche in Forst. Er starb nur wenige Tage nach August II. 1863; Sachsen war Dank seiner Finanzwirtschaft und des verlorenen Siebenjährigen Krieges pleite. Durch Brandstiftung bei der Siegesfeier wurde 1945 das Schloss erneut zur Ruine; Deutsche wollten löschen, wurden von den Russen aber mit Waffengewalt gehindert. Fortitudo und Caritas, die Figuren am Tor zum Schloss, sind seit den 70er Jahren kopflos. Seit 1959/60 gab es erste Sicherungsmaßnahmen und Wiederaufbaubemühungen: 2015 war das Schlossdach neu eingedeckt und die Zwischendecken z. T. wieder eingezogen.

Die Kavaliershäuser waren von einem zwischenzeitlichen Schlossbesitzer saniert worden: Im südlichen Haus wird das Hotel und Restaurant Palac betrieben, im nördlichen Haus mit der Schlosskapelle gibt es einen Saal für Veranstaltungen. Schlossherr Marciej Jusiel wollte die Sanierung mit 7 Mio € schaffen – seit Jahren ruht aber wiederum der Bau. Der Schlosspark wird durch jährliche freiwillige deutsch-polnische Parkseminare, unter der Schirmherrschaft des Muskau-Branitzer Parks organisiert, entkernt, und die Liebesinsel im verlandeten See ist bereits wieder zu erkennen.“
Reinhard Semt meint: „Das Anwesen der Grafen von Brühl wäre in Deutschland ein Highlight der Stiftung Preußischer Kulturbesitz. In Polen ist es von privater Eigeninitiative abhängig, die zumindest Sicherungsmaßnahmen finanzieren konnte.“
Aus der Jamnoer Hauptstraße in Forst schreibt Petra Szickora; „Heute macht die Sommertour Station in Brody/Pförten. Schon mehrmals habe ich dieses Schloss besucht. Es ist ein imposantes Gelände. Der Standesherr von Forst, Graf Brühl, liegt in der Gruft der Stadtkirche in Forst begraben. Bekannt ist Pförten/Brody auch für den “Schwanenschatz”, ein über 2.000 Teile umfassendes Porzellanservice. Einzelne Teile haben den Krieg überlebt und sind in Museen in Berlin und Dresden zu sehen. Eine Collage (hier rechts) habe ich der Mail angehängt, da ist auch das Forster Tor in Brody zu sehen. Dieses muss man durchqueren, wenn man zum Schloss gelangen möchte. Auch die ‘Bademeusel’ von Enrico Schnick haben das Schloss besucht. Eine tolle Geschichte, bin gespannt auf das neue Abenteuer.“
Frank Irmer aus Cottbus findet: „Schon die Anfahrt nach Brody durch das restaurierte Forster Tor mit Wappen, bietet eine tolle Vorschau auf das, was einen erwartet. Das linke Gebäude, eins der zwei Kavaliershäuser, ist zu einem 3-Sterne-Hotel ausgebaut und auch der Springbrunnen sprudelt, der hinter dem Schloss, in Richtung Pförtener See, leider noch nicht. Das Hautportal wird von zwei Atlantengruppen flankiert. Auch die Uhr am Schloss ist wieder da. Nach der Brandschatzung der preußischen Truppen 1758 wurde das Schloss 1858 restauriert und von 1919 bis 1924 wieder aufgebaut. Es war eine der größten Standesherrschaften in Brandenburg. 1945 wurde das Hauptschloss durch Brand erneut zerstört. Das Ensemble ist immer einen Ausflug wert.“

Herbert Ramoth kann sich diesmal selbst zitieren. Bei dem Brody-Foto aus dem Jahre 1940 fand er in seinem Archiv seinen schon früher im ‘Märkischen Boten’ veröffentlichten Beitrag: „Das abgebildete Schloss ist im Krieg zerstört worden und ist als Ruine erhalten geblieben. In den noch existierenden Seitengebäuden ist ein Schlosshotel untergebracht. Der dazugehörige Park kann besucht werden, er wird von ehrenamtlichen Helfern aus Polen und Deutschland gepflegt.“
Ines Krätsch aus der Jahnstraße in Döbern kennt auch diesmal die Quelle: „Das schöne Foto ist im Jahrbuch NiederLausitz zwanzig-einundzwanzig enthalten. Seine Blütezeit hat der Schlosspark Heinrich Graf von Brühl zu verdanken, der 1740 Pförten erwarb. Er initiierte den Umbau der Residenz, des dazu gehörenden Stadtteils und der Parkanlage im Stile des sächsischen Rokoko. Gartenarchitekt war Johann Christoph Knöffel, die Bauarbeiten beaufsichtigte Carl Heinrich von Heinecken. Grundstrukturen des Gartens waren die Haupt- und Querachsen, den zentralen Bereich bildete das symmetrisch angelegte Broderieparterre. Rund um den See wurden Uferpromenaden angelegt. Zu damaliger Zeit wurde Pförten ‘Perle der Niederlausitz’ oder ‘Garten der Lausitz’ genannt. Seit dem 16. November 2010 ist der Schlosspark Brody Mitglied im Europäischen Parkverbund Lausitz. 2017 konnte dank der finanziellen Unterstützung der Hermann-Reemtsma-Stiftung aus Hamburg der historische Sarkophag im Park restauriert werden.“
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