Pförten / Brody: Das „Forster Tor“ ist sehenswert

KW 18 Damals wars Niederlausitz Forst Pfoerten Forster Straße
In dieser Woche war die richtige Lösung B: Pförten/Brody

Viele Leser erkannten das Tor im ehemaligen Pförten, dem heutigen Brody.

Wir haben wieder zahlreiche Zuschriften auf dem elektronischen Wege oder handgeschrieben auf Papier erhalten – vielen Dank für Ihre Mühen, die oft zugleich mit Anregungen für neue Rätselbilder verbunden sind. So ist das Rätseln also Woche für Woche für uns alle ein großes Vergnügen!
In der Ausgabe der Vorwoche haben wir Ihnen offenbar kein großes Kopfzerbrechen bereitet, alle Einsender erkannten das Tor sofort. Kurz und knapp wie immer meldeten sich Christopher Klaus und Knut Noack aus Lauchhammer: „Lösung B – Pförten/Brody“. Bernd Hunger aus Guben ergänzt: „Es handelt sich um das Forster Tor im ehemaligen Pförten , heute Brody. Einen Ausflug dorthin kann man empfehlen. Sehenswert sind das Schloss – leider als Ruine – die rekonstruierten Kavaliershäuser und der Schlosspark mit dem steinernen Sarkophag. Es handelt sich dabei um ein Denkmal aus dem 18. Jahrhundert, das 1945 zerstört und jetzt wieder aus den Bruchstücken neu entstanden ist und kürzlich eingeweiht wurde.“
Peter Lenhart aus Schwarzheide merkte an: „Diese Aufnahme entstand nach 1930, denn 1931 wurde die Durchfahrt auf drei Fahrspuren und einen Durchgang für Fußgänger erweitert. In den kleinen Häuschen links und rechts befanden sich früher der Torwachtmann und die Zöllner. Die meisten Besucher kamen immer am 3. Pfingstfeiertag zum Schützenfest durch die Stadt.“
Arno Schulz aus Guben wusste: „Die gesuchte Lösung ist natürlich eines der ehemaligen Stadttore von Pförten, heute Brody. Das abgebildete Forster Tor wurde 1931 erneuert und gehörte zu dem einstigen Stadtensemble, in dessen Vordergrund natürlich die Schlossanlage mit dem Park und den zahlreichen Nebengebäuden steht. So ansehnlich wie auf dem Bild, habe ich die Häuser nicht in Erinnerung. Das Tor ist erhalten, links das Gebäude an der Tanksäule gibt es nicht mehr, Straße und Gehweg waren bei meinem letzten Ortsbesuch noch recht marode. Das von Graf von Promnitz 1680 errichtete Schloss, kaufte 1740 Heinrich von Brühl, der es bis 1749 von Knöffel im Rokoko-Stil umbauen ließ. Im Zuge des 7-jährigen Krieges ließ sein Erzfeind, Friedrich II., es aus Rache niederbrennen. Der Wiederaufbau erfolgte dann erst 1919-24. Leider nicht von langer Dauer. Wenige Tage nach dem Einmarsch der Sowjetarmee brannte das bis dahin unzerstörte Schloss erneut aus, wie mir ein Zeitzeuge berichtete. Instandsetzungsarbeiten am Schloss sind bereits angelaufen und lassen hoffen, dass die Anlage im alten Glanz erstrahlen wird. Die Kavaliershäuser sind bereits rekonstruiert. Auch im Park tat sich schon einiges und lässt seine einstige Schönheit schon erahnen.“. Und ganz ausführlich äußerte sich Gert Richter: „Das Lehngut Pförten erwarb Graf Heinrich von Brühl (*1700) im Jahr 1740 für 160 000 Taler; der Architekt Knöfel baute es zu einem üppigen Anwesen mit zwei Kavalierhäusern aus. 1758 brannte das Schloss auf Befehl Friedrich des Großen erstmals aus und wurde geplündert, was zur damaligen Zeit unüblich war – vorausgegangen war aber die Plünderung des Schlosses Charlottenburg durch ein sächsisches Regiment an der Seite der Russen und Österreicher. Von den Fenstern der Westseite des Schlosses in Dłuzek/Dolzig bei Sommerfeld (Geburtshaus der letzten deutschen Kaiserin) soll der Alte Fritz dies beobachtet haben. Die Brühls lebten fortan in den Kavaliershäusern; erst 1858 begann die Schlossrenovierung und dauerte bis 1924. Zu den Besonderheiten des Schlosses gehörte das Meissener Schwanenservice, in dem Schwäne, Reiher und Krebse mit antiker Mythologie verschmelzen und das aus mehr als 2 200 Teilen bestand. Das hatte Heinrich Graf von Brühl 1737-42 modellieren lassen. Besonders prächtige Teile sollen von Brühls 1920 als Leihgaben den Dresdener Kunstsammlungen zur Verfügung gestellt haben, der Rest ist wohl in den Kriegswirren 1945 untergegangen. Brühl war bei August dem Starken Minister, beim Sohn sogar Premierminister. Er fand seine letzte Ruhe in der Stadtkirche in Forst, Für die er nach dem Stadtbrand 1748 großzügig 95 000 Taler für den Wiederaufbau gegeben hatte. Er starb nur wenige Tage nach seinem König 1863; Sachsen war Dank seiner Finanzwirtschaft und des verlorenen Siebenjährigen Krieges pleite.
Durch Brandstiftung bei der Siegesfeier wurde 1945 das Schloss zur Ruine; Deutsche wollten löschen – wurden von den Russen aber mit Waffengewalt gehindert. Fortitudo und Caritas, die Figuren am Tor zum Schloss, sind seit den 70-er Jahren kopflos. Seit 1959/60 gab es erste Sicherungsmaßnahmen und Wiederaufbaubemühungen. 2015 war das Schlossdach neu eingedeckt und die Zwischendecken z.T. wieder eingezogen. Die Kavaliershäuser waren von einem zwischenzeitlichen Schloss
besitzer saniert worden: Im südlichen Haus wird das Hotel und Restaurant Palac betrieben, im nördlichen Haus mit der Schlosska- pelle gibt es einen Saal für Veranstaltungen. Die fünf farbenprächtigen Mosaike, die einst in der Schlosskapelle/kath. Kirche hingen, sind jetzt in der benachbarten Kirche ‘Allerheiligen’ zu sehen. Schlossherr Marciej Jusiel wollte die Sanierung mit sieben Mio € schaffen – seit Jahren ruht aber wiederum der Bau. Der Schlosspark wird durch jährliche, freiwillige deutsch-polnische Parkseminare unter der Schirmherrschaft des Parkverbunds vitalisiert, und die Liebesinsel im verlandeten See ist bereits wieder zu erkennen. Den Aussichtsturm im nur wenige hundert Meter entfernt liegenden Hoch-Jeser kann man (im Forsthaus gleich nebenan für ca. 1 Euro Karte kaufen) besteigen und bis Guben sehen.“