Mit Pferden zu den Tuchfabriken / Haus gehörte Spediteur Joachim Noack / Dahinter war ein Edeka-Lager
Das letzte Rätselbild war sichtlich schwieriger. Trotzdem gab es einige Forster, die vor allem das vordere Haus wiedererkannten. So auch Dietmar Otto. Er erzählte am Telefon: „Das Haus steht in der Blumenstraße, die Hausnummer ist die 6. Der Eigentümer dieses Hauses war der Spediteur und Fuhrunternehmer Joachim Noack. Hinter dem Haus gab es einen sehr großen Hof. Es gab viele Pferdefuhrwerke, mit denen auch Waren der vielen Tuchfabriken transportiert wurden. Außerdem gab es einen EMW mit Anhänger. Anfangs fuhr Joachim Noack allein, später stellte er Kraftfahrer ein.
Ich selbst habe ich diesem Haus gewohnt. Denn Joachim Noack war mein Schwiegervater. Das Fuhrunternehmen betrieb er noch bis weit in die DDR-Zeit, bis Ende der 70er-Jahre. Das Haus steht heute noch, es ist aber recht verfallen. Auch die Lampe an der Ecke gibt es nicht mehr, die einst mit Stadtgas betrieben wurde.
Links neben dem Haus ist ein Lagerhaus der ehemaligen Textilreinigung Wagner zu sehen, später Textilreinigung Forst. Hier gab es früher einen Lift. Der turmartige Bau wurde zu Wohnungen umgebaut.
Rechts hinter dem Haus der Spedition ist eine Besonderheit zu sehen: es war das Lagerhaus der Edeka Handelsgenossenschaft. Von hier aus wurden Waren des täglichen Bedarfs an kleine Geschäfte ausgeliefert.
Die Häuser ganz links auf dem Bild wurden abgerissen, dort steht heute die Zentrumspassage.“
Barbara Petri fand heraus: „Über dem Eingang der Spedition befindet sich ein Relief, auf dem ein beladenes Pferdefuhrwerk zu sehen ist. Blättert man im alten Adressbuch von 1925, so kann man da lesen: ‘Inhaber Julius Noack und C. Weiß, Internationale Spedition Forst (Lausitz), Hauptgeschäft und Lagerhäuser: Blumenstraße 6 – 10.’ Sie beschäftigten sich mit der Abfuhr der Tuche aus den Tuchlagern zur Express-, Eil- und Frachtgutabfertigung. Weiter ist in der Annonce zu lesen: ‘Einlagerung von Rohstoffen für die Textilindustrie, Möbeltransport von Haus zu Haus und Einlagerung von Möbeln – Verteilung und Abfuhr von Wagenladungen – Sammelverkehr- Lastautomobile’.“
Ludwig Röhrs schreibt genauer zum hohen Gebäude: „Darin befand sich zu dieser Zeit die Färberei Wagner, später dann ‘Latefo’.
Als ich 1970 nach Forst kam, war ich in diesem Wohnhaus. Mir ist in Erinnerung, dass hinten auf dem Hofgelände EDEKA-Reklameschilder hingen und auf ‘Büroräume’ durch Schilder hingewiesen wurde.
Anfang der 1990er-Jahre war ich nochmals in einer Wohnung in diesem Haus.
Wenn man sich die Hofeinfahrt verlängert vorstellt, kommt man von der Blumenstraße in die Geschäfte der Cottbuser Straße.“
Hans Unger ergänzt: „Das große gelbe Fabrikgebäude (heute als Wohnhaus ausgebaut) wurde nach dem Kriege von der Fa. Schönborn gepachtet. Später übernahm ‘Latefo’ das Gebäude. Auf drei Etagen wurden Matratzen (dreiteilig+Keilkissen) aus meist blauem Drell genäht und mit Stroh oder Seegras sowie Reißwolle gestopft. Hier entstanden auch Schlafsäcke für die TBC-Heilstätte in Kolkwitz.“
Eine andere Auffassung zum Schicksal der einstigen Färberei Karl Wagner hat Viola Schiemenz. Sie schreibt: „Etwa 1994 wurde das Gebäude abgetragen. An dieser Stelle befindet sich heute die Dresdner Bank.“
Sybille Zibula mailte uns: „Im Hinterhaus des Fuhrgeschäftes wohnte die Schneiderin Frau Gabriel, die für die Reinigung Wagner kleinere Ausbesserungsarbeiten ausführte.
Das große Haus links neben Noack wurde 1963 von der Färberei Wagner übernommen. Ich habe in diesen renovierten Räumen meine Berufsausbildung begonnen. In der dritten Etage befand sich die Expedition außerhalb. In der zweiten Etage war die Fleckenentfernung ansässig. In der ersten Etage war die Expedition Forst und im Erdgeschoss die Eingangskontrolle mit Frau Lindner.
Diese Chemischreinigung wurde erst in Wendezeiten geschlossen.“
Manfred Meier merkt in seiner Mail noch an: „Im Vordergrund ist anstelle des Hauses ein unansehnlicher wilder Parkplatz entstanden. Am Komplex der Lausitzer Textilreinigung Forst (LATEFO) beginnt nach der Neubebauung die Passage als Verbindung zur Frankfurter Straße. Im Eckhaus befindet sich die Commerzbank, vormals Dresdner Bank.“