Guben: Die Hinterhäuser vom Marktplatz

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Wohnhaus Stadtschmiedstraße 20 mit Fleischerei Emil Franzke und Bäckerei Alfred Pesch. Um 1915

Einstige Straße der Nagel- und Hufschmiede / Drei Familien in einem Haus:
Sicher wäre das unscheinbare Wohnhaus aufgrund der benachbarten Handwerksandressen auch ohne unsere Hinweise erkannt worden. So löst S. Menzel in seinem Brief: „Guben war damals neben seiner bekannten Hüte- und Tuche-Produktion auch eine Stadt des Handwerks. Typische Wohn- und Geschäftshäuser waren auf beiden Seiten der Neiße zu finden. Dieses Bild zeigt die Stadtschmiedstraße, wo es eine Bä-ckerei Alfred Pesch gab. Nebenan wohnte der Tischler Paul Klietsch. Das Haus daneben war das des Fleischermeisters Emil Franzke. An dieser Stelle danke ich allen Gubenern, die noch Bilder vom alten Guben haben und diese für diese Reihe bereit stellen.“
Arno Schulz kommt ebenfalls zur Lösung C) und ergänzt in seiner Mail: „Von rechts sind es die Hausnummern 19 mit der Fleischerei Emil Franzke, Bildmitte die Nummer 20, hier wohnten 1936 die Familie Paul Klietsch, Familie Franz Sawade und Fräulein Trude Sawade. Links daneben folgte die Bä­ckerei von Alfred Pesch in der Stadtschmiedstraße 21. Die Straße befand sich aus Richtung Guben kommend eine Straße vor dem Rathaus/Hauptkirche (heute Gubin) nach links. Die Straßenzüge wurden bei den Kampfhandlungen um Guben stark beschädigt und die Ruinen später abgerissen. Heute stehen dort Wohnblöcke. Von der einstigen engen Bebauung ist nichts mehr zu erkennen.“
Hermann Koenigk ist sich mit Lösung C) zwar nicht ganz sicher, erzählt aber am Telefon: „Es könnte sich um die Bäckerei Pesch handeln, dort soll es nebenan auch einen Fleischer gegeben haben, erzählt mir meine Mutter vor dem Kriege. Ich selbst kenne die Geschäfte nicht, wir wohnten ja vor den Toren der Stadt. Meine Mutter ließ dort vor Weihnachten immer die Stollen backen. Der Teig wurde zuhause hergerichtet. Meine Mutter schimpfte immer: ‘Die Bäcker sparen bei den Zutaten, um eine gute Mark zu verdienen. Wie soll da der Stolen gut schmecken?’ Sie ließ fast jedes Jahr ein halbes Dutzend Stollen in der Backstube ba­cken, unser kohlebefeuerter Ofen war dafür viel zu klein, und einen steinernen Backofen gab es im Ort nicht.“
Bärbel Koschack kann sogar erneut aus ihrer Familienchronik berichten und fand außerdem heraus: „Die Stadtschmiedstraße C) wird die richtige Antwort sein. Das Foto stammt aus der Zeit vor 1920. Die Stadtschmiedstraße zweigte von der Klosterstraße ab in Richtung Norden. Sie verlief bis zur Schulstraße beziehungsweise zum Stadthof (Buttermarkt). Von der Stadtschmiedstraße geht die Wallgasse ab über die Crossener Mauer bis zum Lindengraben. In der Straße gab es 25 Häuser. Es waren meist auch Hinterhäuser vom Markt und der Kleinen Schulstraße dabei. Zum Beispiel die Nummer 1 bis 8. Meine Eltern wohnten in der Nummer 3, das war Hinterhaus zum Markt 24. Also Eingang Stadtschmidtstraße und Durchgang zum Markt neben dem Rathaus. In der Nummer 19 (Foto rechts), war 1920 der Eigentümer Emil Franzke, Fleischermeister. In der Nummer 20 – das eingeklemmte Haus – wohnten Paul Klietsch – er war Tischler, Franz Sawada, Zigarrenmacher,  und Gustav Stüwe, Wächter, mit ihren Familien. Die Kinder und Frauen auf dem Foto könnten von diesen Familien stammen. Links Nummer 21 war zu dieser Zeit der Bä­ckermeister Alfred Pesch der Eigentümer. Meine Mutter hat sicherlich in beiden Geschäften gekauft, denn sie gab es noch in den 1930er-Jahren. Die Straße hat den Namen wahrscheinlich von den Nagel- und Hufschmieden, die es im 18. Jahrhundert dort gegeben hat. Es sind im den 20er-Jahren noch zwei Schmiede aufgeführt.“
Vielen Dank allen Ratefreunden, besonders für die detaillierten Erinnerungen. Ein Bild im Rahmen gewinnt Bärbel Koschack. Glückwunsch!