Guben: Eine Prachtstraße, wo ein Graben einst die Stadt vor Angriffen schützte

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Blick in den Lindengraben (ul. Chobrego) mit Blick zur Grünen Wiese. Die Ansichtskarte wurde 1916 nach Berlin versendet

Straßenname weist auf ursprünglichen Zweck hin / Häuser wurden zerstört:
Diese Ansicht ist heute nur von Ansichtskarten nachvollziehbar. Auch deshalb war es eine harte Nuss, wie Hermann Koenigk meint: „Bei diesem Bild kann ich nur raten, denn ich kenne Guben erst nach dem Zweiten Weltkrieg. Aber ich denke, es wird der Lindengraben sein, das liegt im heutigen Gubin.“
Wolfgang Donat kommt per Ausschlussverfahren zum Ziel: „Ich kann die Häuserfront weder in der Berliner- noch in der Alten Poststraße erkennen. Somit dürften die markanten Gebäude im A) Lindengraben ge- standen haben. Ich bilde mir ein, im Hintergrund links das Parkhotel zu erkennen.“
Arno Schulz mailt: „Auf dem Bild ist eine der ehemaligen Prachtstraßen von Guben abgebildet, der Lindengraben / Ecke Grüne Wiese (heute Gubin). Im Hintergrund sind noch Teile der Jungfern-Brücke, die über die Lubst führte, und auch das Parkhotel zu erkennen. Bei den Kämpfen um Guben wurden die Bauten 1945 sehr in Mitleidenschaft gezogen und später abgetragen. Die auf dem Bild zu erkennenden Häuser am Lindengraben standen  noch bis Ende der 1950er-Jahre, und danach wurde das Areal mit Wohnblöcken bebaut. Ich bin heute, am 7. Dezember, dort wieder langgebummelt, nur die Linden haben  überlebt, von der einstigen Schönheit ist in diesem Bereich nichts geblieben, die ich leider aus eigenen Erleben nicht mehr kennenlernen durfte.“
Ebenfalls vor Ort recherchierte Werner Koschack. Er berichtet am Telefon: „Die Lösung war wirklich schwierig, letztendlich haben uns die Vorschläge geholfen. Sicherheitshalber haben wir uns im ehemaligen Lindengraben  umgeschaut. Für uns steht fest: Das Foto entstand vom Lindengraben aus in Richtung Lubst und Grüne Wiese. Die Aufnahme könnte zwischen 1905 und 1910 entstanden sein. Nach rechts verläuft der Lindengraben an der Lubst entlang. Das markante Gebäude mit Türmchen geradezu ist ein schmuckes Wohnhaus in der Grünen Wiese 2. Es steht hinter der Lubst, man erkennt das Geländer an der Lubst entlang. Der Baum in der Mitte des Bildes markiert ein Rondell. Als ‘Partie an der Jungfernbrücke’ bezeichnet eine Ansichtskarte diesen Platz, von der wir eine Kopie haben. Die Häuser im Vordergrund rechts stehen im Lindengraben zwischen Wallgasse und rechtsabbiegender Straße in Richtung Königstraße. Da fängt der Lindengraben mit der Nummer 1 an. Hier wohnten meist wohlhabene und angesehene Bürger wie Doktoren, Kaufleute, Rechtsanwälte, Architekten… Schräg gegenüber liegt die Neiße und die Schützenhausbrücke zum Stadttheater.
Zu erwähnen wäre, wie der Lindengraben entstand. Es war ehemals der Stadtgraben, der neben der Crossener Mauer zur Stadtbefestigung beitrug. Er wurde 1835 aufgefüllt und galt als Sandweg. Dieser wurde 1899 gepflastert und für den Verkehr aller Art freigegeben. Beidseitig angepflanzte Linden und der einstige Zweck gaben der Straße schließlich den Namen.
Diese Bürgerhäuser fielen dem Krieg zum Opfer. Heute hat der Lindengraben in Gubin zwei Straßennamen: Von der Neißebrücke bis zur Abbiegung Richtung Königstraße heißt sie ulica Chrobrego und an der Lubst entlang bis ulica 3. Maja (Königstraße) heißt sie ulica Roosevelta. Zu unserer Überraschung gibt wieder ein Rondell an alter Stelle, neuerdings mit Kreisverkehr. Nur die Linde fehlt. Stattdessen wurden Beete angelegt. Der Lindengraben war früher 317 Meter lang.“
Ein Bild im Rahmen gewinnt Hermann Koenigk. Herzlichen Glückwunsch!