Mit Kindern vom Turm aus entdeckt: Der Enke-Brunnen stand lange auf dem Kaiser-Wilhelm-/Thälmannplatz in Cottbus

Kaiser-Wilhelm-Platz Cottbus 1939
Der Kaiser-Wilhelm-Platz Cottbus 1939

Einige Leser meinten, den Thälmannplatz in Cottbus in den 1970er Jahren zu erblicken. Auch in der mail von S. Sachse liest sich das etwa so: „Diese schöne Anlage und der Bestand an Häusern und Fabriken sind durch den Krieg nicht in Mitleidenschaft gezogen worden. Erst in den späten DDR-Jahren hieß das Motto:Trümmer schaffen ohne Waffen. Dabei wurde 1989 nicht aus städtebaulichen, sondern aus politischen Gründen die leistungsstärkste private Tuchfabrik, im Bild links hinten, gesprecngt. Das Herfarth-Unternehmen, einst so exportstark, dass sogar volkseigene Betriebe als Zulieferer einbezogen wurden, ist 1972 enteignet worden. An seiner Stelle sollte das neue SED-Machtzentrum erbaut werden. In der Folgezeit ist mit dem Bestand auch nicht pfleglich umgegangen worden.Die Häuser rechts im Bild wurden zum Teil zerstört, und es gab viel Jahre große Brachen.“

Eberhard Witzke aus der Calauer Straße in Cottbus meint: „Es geht um den Kaiser-Wilhelm-Platz (dann Thälmannplatz und heute Brandenburger Platz). Ein attraktiver Platz in Nähe des Spremberger Turms. Im Eingangsbereich steht der Enkebrunnen, nach einem bekannten Cottbuser Verleger benannt und von ihm gestiftet. Der Brunnen steht heute auf der anderen Straßenseite vor der Sparkasse Spree-Neiße. An der Kreuzung gab es auch die ‘Cottbuser U-Bahn’. Das war eine Toiletten- anlage. Der heutige Brandenburger Platz ist auch sehr attraktiv gestaltet.“

Herbert Ramoth aus Cottbus schreibt: „Der Blick des Fotografen richtet sich auf den damaligen Kaiser-Wilhelm-Platz in Cottbus, nach Kriegsende in Thälmannplatz umbenannt, nach der Wende dann Brandenburger Platz, in südöstlicher Richtung zu der markanten Häuserfront an der Pückler- später Franz-Mehring-Straße mit der im Hintergrund noch sichtbaren Tuchfabrik Herfarth, die leider 1988 gesprengt wurde. Der Kaiser-Wilhelm-Platz wurde von 1903 bis 1904 als Parkanlage im französischen Stil angelegt. Hier steht am Anfang des Platzes der Enke-Brunnen, benannt nach dem Stifter, Druckereibesitzers Otto Enke. Dieser wurde nach einigen Standortwechseln und leider auch Vandalismus-Vorfällen am 13. Juni 1987 vollständig restauriert, von der Enkelin des Stifters auf dem ursprünglichen Standort (Königsplatz/Breidscheidplatz), wo er bereits im Juli 1929 eingeweiht worden war, wieder aufgestellt. Auf dem Areal nach der Häuserfront (rechts im Foto) ist der Eingang zur „Cottbuser U-Bahn“, so wurde die unterirdische Toilettenanlage umgangssprachlich benannt, zu sehen. Mit der Neugestaltung des gesamten Kreuzungsbereiches wurde diese komplett zurück gebaut. Am Foto, das vor rund 85 Jahren gemacht wurde, sind die baulichen Veränderungen während dieser Zeit deutlich sichtbar.“

Auch Hans-Peter Schulz aus der Räschener Straße in Cottbus erkannte: „Zu sehen ist der heutige Brandenburger Platz, fotografiert vom Spremberger Turm aus.“ Irina Lehmann aus der gleichen Straße erzählt „So schön sieht der Platz heute leider nicht mehr aus und der Enke-Brunnen hat auch schon lange einen anderen Standort. Der Fotograf stand für die Aufnahme auf dem Spremberger Turm. Vor ein paar Tagen war ich mit einer Gruppe von Vorschulkindern dort oben auf Entdeckungstour. Daher war das für mich kein besonders schweres Rätselbild.“

Tuchfabrik Herfarth wird 1989 gesprengt
Im Im Buch „Cottbus blüht auf“, das vor der Bundsgartenschau 1995 die Stadt im Aufbruch beschreibt, erschien dieses Bild auf einer Doppelseite. Die im Rätselbild im mittleren Hintergrund gezeigte Tuchfabrik Herfarth wird hier im Jahr 1989 gesprengt, um Platz zu machen für eines SED-Führungspalast, den schon am Ende des gleichen Jahres niemand mehr brauchte.

Aus Spremberg schreibt Manfred Gnida: „Nicht nur die Textilproduktion, auch die Anlage im Vordergrund vom Spremberger Turm bis zur Neustädter Straße hat eine lange Vergangenheit. Der Neustädter Platz hieß ab 1888 Kaiser-Wilhelm-Platz, ab 1993 Brandenburger Platz. Entstanden ist er um 1750 durch Beseitigung der damaligen Wallanlagen, Verfüllung des Stadtgrabens und Trockenlegung des Geländes. Ab 1875 erhielt die Südseite des Arials den Namen Königsplatz. Am Ort des heutigen Brandenburger Platzes fanden bis 1903 Vieh- und Schaumärkte statt. Eine Osterwiese war ein 1928 eine besondere Anschauung, als Eier und Küken aus Stein den Platz zierten. 1903 wurde auf dem Kaiser-Wilhelm-Platz letztmalig ein Jahrmarkt durchgeführt. Dann begann die Umgestaltung zu einer Promenadenanlage. Die im französischen Stil angelegte Parkanlage wurde am 4. oder 6. Juni 1904 feierlich übergeben. Ein Denkmal zur Geschichte des Platzes gehörend, ist der im Vordergrund sichtbare Brunnen. Vom Druckereibesitzer und Freimaurer Otto Enke gestiftet, wurde nach Entwurf von Prof. Wilhelm Gerstel und der Firma Zeidler und Wimmer aus Berlin das kleine Kunstwerk errichtet. Als Enkebrunnen bekannt und unter der Bezeichnung ‘Die Schwebene’ fand am 14. Juli 1929 die feierliche Einweihung statt. Er stand zuerst auf dem heutigen Breitscheidplatz. Am 13.juni 1997 wurde er, nach Restaurierung durch den Rotary-Club und in Anwesenheit der Enkelkinder des Stifters wieder eingeweiht. Zwischenzeitlich wurde der Brunnen wegen Baumaßnahmen in den Carl-Blechen-Park gebracht. Früher stand im Hintergrund des Kaiser-Wilhelm-Platzes auch ein Ehrenmal, das nach Entwurf von Bildhauer Prof. Arthur Schulz entstand und zum Gedenken an die Toten des I. Weltkrieges vom Infanterie-Regiment 52 am 13. und 14.August 1927 dort eingeweiht wurde, bekannt als 52 er Denkmal.”

Klaus Reiter aus Cottbus fokussiert sich ebenfalls auf den Enkebrunnen: „Dieser wurde von dem Verleger und Inhaber der Großdruckerei Otto Enke gestiftet und am 14.07.1929 eingeweiht. Wilhelm Gerstel schuf die Bronzefigur. Sie und hatte den Namen ‘Die Schwebende’. Der Brunnen wurde von Zeidler und Wimmer aus Berlin gebaut. An den Seiten befinden sich Fische, aus denen das Wasser sprudelt. Der ehemalige Neustädter Platz hieß ab 1888-1945 Kaiser-Wilhelm Platz, er wurde 1903 bis 1904 im französischen Stil angelegt und der Stadt mit Oberbürgermeister Paul Werner übergeben. Ab 1945 hieß er Thälmannplatz und ab 1993 Brandenburger Platz. Ein Höhepunkt war jedes Jahr die geschmückte Osterwiese. Im linken Bereich befand sich der Busbahnhof.“

Jens Pumpa aus der Rostocker Straße in Cottbus fasst zusammen: „Das Foto zeigt den Kaiser-Wilhelm-/Thälmann-/Brandenburger Platz in Cottbus. Anfangs war es der Neustädter Platz und erst durch einen Beschluss der Stadtverordneten 1888 zum Gedenken an Kaiser-Wilhelm I. in Kaiser-Wilhelm-Platz umbenannt. Der Platz wurde 1946 Thälmannplatz, ab 1993 Brandenburger Platz. Der vorn sichtbare Enke-Brunnen wurde nach seinem Stifter, dem Cottbuser Druckereibesitzer Otto Enke, benannt und am 14. Juli 1929 eingeweiht. Er stand zuerst auf dem heutigen Rudolf-Breitscheid-Platz, der bis 1946 Königsplatz hieß. Der Entwurf stammt vom Berliner Architekten Eugen Schmohl und die Bronzefigur schuf der Bildhauer Wilhelm Gerstel. Der Brunnen wurde in Berlin entworfen und hergestellt. In den 1930er-Jahren setzte man den Enke-Brunnen auf den westlichen, den vorderen Teil des damaligen Kaiser-Wilhelm-Platzes, des heutigen Brandenburger Platzes. Dort stand der Brunnen für viele Jahre auf einem Stück Wiese, umrahmt von Blumenbeeten. Irgendwann gingen die Fische und die ‘Schwebende’ verloren. In Cottbus wurde er mehrmals umgesetzt. Ein weiterer Standort war der Blechenpark, bis er 1997 dahin kam, wo er heute noch steht.“

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