Für Pfennige baden gegangen / Die Warmwasserbadeanstalt war nach dem Krieg etwas Besonderes, da kaum ein Haushalt über Bademöglichkeiten verfügte
Dieter Hermann schreibt: „Im Bild erkennen wir das Gebäude der ehemaligen „Städtischen Warmwasserbadeanstalt“, des Spremberger Gaswerkes. Es wurde am 26. Mai 1926 eröffnet und war mit Schwimmbad, medizinischen Bädern und Massageräumen ausgestattet. Gleich in der ersten Betriebswoche gönnten sich nach Auszählung der zur damaligen Zeit, staatlich geprüften Bademeister und Bademeisterinnen, 555 Männer und Frauen das Vergnügen. Am 2. Januar 1864 begann der Bau des eigentlichen Gaswerkes unter der Leitung des Bautzener Gasinspektor Petsch. Dazu waren 73?323 Taler Kredit beschafft worden. Die Badeanstalt wurde, wenn ich mich nicht irre, am 27. Mai 1948 nach Kriegsende wiedereröffnet und war mit Wannen- und Duschbädern ausgestattet. Ich glaube man bezahlte damals für ein Warmbad 35 und für ein Duschbad 25 Pfennige. Längerer Bade -und Duschspaß mit Aufschlag. Da nach dem Krieg die wenigsten Wohnungen ein Bad besaßen, war es für uns Kinder schon ein „Erlebnis“. In den Badehallen breitete sich oft eine Duftwolke aus, die nur so von Wasserdampf und Körpergerüchen gesättigt war. Das ganze unter strenger, zielgerichteter Auf- und Einsicht. Männlein und Weiblein getrennt. Als letzter „Bademeister“ fungierte meines Wissens, der sicherlich allen älteren Sprembergern bekannte Richard Löser. Ob er ein staatlich geprüfter Bademeister war, entzieht sich meinen Kenntnissen. Er verkörperte auch mit sehr viel Arrangement, Witz und Humor die Figur des Spremberger Nachtwächters Kulke. Das städtische Wannen- und Duschbad wurde Ende 1953 geschlossen.
Helga Reichstein ergänzt: „Ich bin selbst bis 1962 dort baden gegangen. Billig mit meiner Familie.
Wolfgang Liekhoff weiß: „Das Gebäude stand neben dem Gaswerk und gehörte auch bis 1945 zum Gaswerk. 1945 und bis 1953 war hier das Forstamt Spremberg untergebracht. Wie das Haus nach 1953 genutzt wurde, weiß ich nicht. Aber vor 1945 müssten dort Büros eingerichtet gewesen sein.“
Horst Tenschert schreibt: „Die Aufnahme stammt aus dem Jahr 1930. Es ist die erste öffentliche Badeanstalt auf dem Betriebsgelände der Städtischen Werke (Gasanstalt) in der damaligen Bautzener Straße 73, heute Karl-Marx-Straße, wo jetzt der Netto-Markt ist. Die Grundsteinlegung für die Gasanstalt war am 29. März 1864. Es lag nahe in so einem Betrieb eine öffentliche Badeanstalt zu errichten, da kaum jemand zu Hause über eine Bademöglichkeit verfügte. In den letzten Kriegsjahren war es geschlossen und am 27. Mai 1948 wurde die Städtische Badeanstalt wiedereröffnet. Baden dreißig und Duschen zwanzig Minuten – da gab es auch öfter längere Wartezeiten. Ende 1953 wurde das Bad dann geschlossen. Das Gebäude wurde später von den Städtischen Werken als Werkstatträume mit genutzt bis das Gebäude abgerissen wurde