Im Burglehnhaus hatte der Kaufmann Julius Schmidt sein Geschäft
Michael Branzke verbindet mit dem gesuchten Motiv ganz persönliche Erinnerungen. „Der Heimwerkerladen befand sich zu DDR-Zeiten in der Langen Straße 31. Das ehemalige Burglehnhaus ist eines der interessantesten und schönsten historischen Häuser der Altstadt am Bullwinkel.
Die Geschichte des Hauses ist sehr gut in WIKIPEDIA unter dem Suchbegriff ‘Spremberg’ nachzulesen.
Persönlich sehr angenehme Erinnerungen habe ich aus meiner Kinder- und Jugendzeit an den Kaufmannsladen von Herrn Julius Schmidt (Ende 50er Jahre bis 60er Jahre). Wenn man dort mit ‘Muttern’ oder selbst einkaufte, durfte man sich aus den Vorratsgläsern einen schönen Bonbon zum Naschen aussuchen.
Mein Großonkel, Herr Fritz Kröher, betrieb zu dieser Zeit als Schuhmachermeister im Hause seiner Ehefrau Helene Kröher in der Langen Straße 25 einen Schuhmacherladen. Auch viele Gewerbetreibende der Innenstadt waren Kunden meines Großonkels und ich durfte dann meistens freitags/samstags die reparierten Schuhe austragen und kaufte dabei gleichzeitig bei den Händlern ein.
Der Heimwerkerladen mit seinem ‘reichhaltigen’ DDR-Sortiment an Heimwerkerbedarf eröffnete nach entsprechenden Umbauarbeiten (m.E. Ende der 60er Jahre/Anfang 70er) nach dem Tode des Kaufmanns Julius Schmidt.
In den Jahren nach der Wende wurde das Haus vom Eigentümer des leider viel zu früh verstorbenen bekannten Historikers und Numismatikers der Stadt, Gerhard Schmidt, Sohn von Julius Schmidt, saniert. Mieter im ehemaligen „Heimwerker“-Laden ist das Modegeschäft ‘Baudach & Schuster’.
Ein Kleinod ist der große rückwärtige Garten – gerade in der jetzigen Frühlingszeit erfreue ich mich mit meiner Ehefrau von der Loggia unseres 1993/94 neuerrichteten Hauses in der Langen Straße 25 an den herrlichen Bäumen, den Blüten und dem Grün dieses Gartens.“
Hans-Joachim Nevoigt erinnert sich: Die Lange Straße war vor dem Krieg auch eine richtige Marktstraße.
Als ich mit der Oma durch die Straße ging, standen die Frauen hinter ihrer Kiepe in langer Reihe am Straßenrand. Autoverkehr gab es kaum. Alle waren gut angezogen, mit Haube, langem Rock und Schürze. Schwarze Halbschuhe mit Holzpantoffeln war die Ausnahme. Manche Männer liefen noch von den angrenzenden Dörfern mit Holzpantoffeln täglich zur Arbeit.
An den Kiepen wurde erstmal alles gekostet, so auch eine Messerspitze Butter. Gemeckert wurde viel. ‘Die ist zu gelb, da habt ihr zu viele Mohrrüben reingemacht’, hieß es dann. In die Gurke wurde mit dem Finger reingezwickt. ‘Die ist ja bitter’. So ging das immer.
Mir war das immer peinlich, ich wollte da gar nicht mehr mitgehen.
Herr Schmidt hat seinen Laden bis Ende der 50er Jahre betrieben. Im hinteren Bereich war das sogenannte ‘Petroleumbänkchen’. Dort konnte man sich mit einem ‘Klaren’ (Hausmarke) stärken.
Der Sohn war leitender Angestellter bei der Versicherung im Sparkassen-Gebäude gegenüber. Daher wurde der Laden zum Konsum.“
Torsten Schroeter mailte uns: „Viel gab es im Heimwerkerladen am Bullwinkel nicht zu kaufen, außer ein paar Schrauben und Nägeln. Nur an einen Einkauf kann ich mich noch gut erinnern. Wir kauften damals mit meiner Schwester einen ovalen Treteimer für den Müll, der nur eine ganz kleine Beule hatte, für 3 Mark. Da hatten wir dann ein praktisches Geschenk für unsere Eltern.
Nach der Wende, mit der Eröffnung der Baumärkte, schloss der Laden.“
Ralf-Michael Rakel ergänzt: „Der Zeitpunkt der Aufnahme liegt weit vor dem Umbau der Langen Straße – wegen der erkennbaren MZ ETS 250 (ab 1969) und der Simson Schwalbe vermutlich in den 70er Jahren.
In dem Geschäft konnte ich jedenfalls immer meine damaligen Wünsche im Heimwerkerbedarf erfüllen. Heutige Wünsche werden jedoch durch die vielen Baumärkte in weitaus umfangreicherer Form befriedigt.“
Dieter Herrmann schreibt: „Als Schulkind erinnere ich mich noch ganz genau an den Vater von Herrn Gerhard Schmidt. Ein sehr tüchtiger und immer freundlicher Kaufmann. Beim Betreten des Ladens erfreuten wir uns immer an den vielen Bonbongläsern, die farbenfreudig auf dem großen Ladentisch standen. Zu dieser Zeit gab es hier Süßigkeiten aber nur auf Lebensmittelkartenabschnitten. Es gab ein reichhaltiges Angebot von Waren des täglichen Bedarfs, natürlich nur der damaligen Zeit entsprechend.
Auch an die Zeit des Ladens als „Heimwerker“ sind mir ganz besondere Erlebnisse in Erinnerung. Wie so viele Ladeneinrichtungen in Spremberg wurde auch dieselbe umgebaut und modernisiert.“
Manfred Gnida schreibt: „Seit 1860 ist der Name der Familie Schmidt mit dem Haus verbunden. Als Ortschronist war Gerhard Schmidt ein Kenner der Stadtgeschichte und in zahlreichen Vorträgen, Ausstellungen waren sein Wissen und Ausführungen von interessanter Bedeutung. Leider verstarb er am Tag seines 83. Geburtstages am 12. Juli 2006 und hinterließ eine große Lücke im Bezug zur Stadtgeschichte.
Selbst kann ich mich noch an das Geschäft erinnern, wo auf kleinstem Raum viele Artikel zu finden waren.
Mit Rat unterstützte stets das Verkaufspersonal. Hier ist mir noch die Frau Dasch bekannt, die immer fachlich gut beraten hat.
Ich denke, diese Aufnahme könnte in den 70er Jahren gemacht worden sein, denn später stand an dieser Stelle ein Parkverbotschild.“