Kommentar: Die Karawane zieht…

Ein Sommeranfang nach Maß entschädigt uns für grummelige Wochen. Ganze Karawanen von Radlern und Wandersleuten ziehen zu den Stränden im Seenland, in die Gärten und Parks, in den Spreewald und vielleicht auch zu den Fußball-Leinwänden, falls sich Deutschlands Kicker steigern. Künstler haben sich zu einer Karawane á la Pückler zusammengefunden und eifern dem Fürsten nach, der im heutigen Sudan, mal im Kahn, mal im Wagen hinter Rössern oder Kamelen, den Nil aufwärts zog und mit seinem Gefolge für Aufsehen sorgte. Bei jedem Statthalter gab es jubelnde Empfänge, und so erhoffen sich das die internationalen Künstler nächstes Wochenende auch in Forst, Altdöbern und Cottbus.
Schön, dass Veranstalter nicht mehr zittern müssen, ob gelingt, was sie sich vornehmen oder bei (coronabedingtem) Ausfall gleich ein finanzielles Fiasko droht. In dieser Woche ging ein Sonderfonds des Bundes an den Start, der für Ausfälle im Kulturgeschäft aufkommt. Für die Pückler-Karawane wird der nicht beansprucht, denn die wird ohnehin „von oben“ finanziert, und alle Auftritte geschehen bei freiem Eintritt. Wo aber Kultur sich in den kaum noch zu kalkulierenden Netzen des Infektionsschutzes verstrickt und zu wenig oder gar kein zahlendes Publikum zulassen darf, springt der Bund mit Ausfallzahlungen ein. Die Kulturstaatsministerin hat sich dafür dankenswert ins Zeug gelegt und der Spremberger Bundestagsabgeordnete Ullrich Freese hat sich beeilt, diese erleichternde Sommernachricht zu verbreiten. Danke. Den vielen kreativen Menschen, die als Künstler, Veranstaltungsmanager oder technische Beistände unterwegs sind, dürfte ein Stein vom Herzen fallen, falls sie bis hierhin der Mut noch nicht verlassen hatte.
Mögen die Karawanen aller Rastlosen, nicht nur der im pücklerschen Sinne, kraftvoll in Gang kommen für einen ereignisreichen Sommer, der uns allen viel Freude bringt. J.H.

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