Kommentar: Gute Stimmung

Zumindest ein Mann scheint aufzublühen in diesen Zeiten: Thomas Bergner, im Normalmodus Cottbuser Dezernent für Ordnung, Sicherheit, Umwelt und Bürgerservice – jetzt Leiter des städtischen Krisenstabes. Manche halten ihn längst für den amtierenden, wenn nicht gar tatsächlichen OB, der die Sozialdezernentin, den CTK-Chef, die Betriebsleiter, den Sparkassen-Chef und andere Kompetenzen im Live-Stream berichten lässt. Er fasst unermüdlich zusammen: „Wir sind alle in guter Stimmung.“ Konflikte? „Da muss man sehen, ob man was ändert…“ Den Druck abbauen, heißt die Devise. Am Mittwoch war zu verkünden: Seit zehn Tagen keine neue Infektion. Stimmungs-Hoch im Lenze?
Ja und nein. Alltagsvernunft hat die Region vor Virus-Zuschlägen wie in Potsdam und anderen Weltorten bewahrt. Jene Menschen aber, die schwerste Bürden des wirtschaftlichen Betriebes tragen, ob in Verantwortung für Unternehmen oder als einzelne Selbständige, bleiben hart gefordert. „Die Not ist sehr groß“, weiß Sparkassen-Chef Ulrich Lepsch. Und das, obwohl in der Region 16 Millionen Euro an Zuschüssen geflossen sind. Nur die können helfen. KfW-Kredite mit fünf Jahren Laufzeit kann, so der Experte, nach Corona kaum jemand stemmen. Am Gelde hängt jetzt alles. Wer in Kurzarbeit auf 40 Prozent Einkommen verzichten muss, braucht Talent, um mit dem Wenigen über längere Zeit hauszuhalten. Gast- und Reisegewerbe, aber auch andere, stöhnen über laufende Kosten bei gänzlich ausbleibenden Einnahmen.
Was lindert die Misere? Außer finanziellen Zuschüssen bleiben das die Alltagsvernunft, regional-solidarisches Kaufverhalten und kluge politische Entschlüsse. Die Wirtschaft muss, und sei es knarrend, in Gang gebracht werden. Das schließt ausdrücklich die Gast-Wirtschaft ein. Dagegen sei dem einen oder anderen geschwätzigen TV-Format Quarantäne verordnet – der guten Stimmung wegen. J.H.

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