In der Berliner Presskonferenz in dieser Woche haben Journalisten demonstriert, dass es, entgegen dem Volksmund, durchaus dumme Fragen gibt. Ein Vertreter der hier weitestgehend einfallslosen Zunft (spannende Fragen gab’s gar nicht) wollte von Angela Merkel wissen, ob sie sich langweilig findet. Sie hat sich eine treffende Antwort verkniffen. Kleinen Jungs, hätte sie sagen können, die im Matheunterricht nicht mitkommen, wird es, wenn sie den Anschluss verlieren, schnell langweilig. Das kennt jeder Unterstufenlehrer. Dann heißt es: Üben, üben.
Kanzlerkandidat Schulz reißt unterdessen das Wahlkampfruder mit Prozentrechnung rum und lässt keine Langeweile aufkommen: Ein Prozent von Wenig sei ihm immer lieber als 100 Prozent von gar nichts. Das hat er allen Ernstes als seine Maxime verkündet. Vor Fernsehkameras. Er will mit wenig an die Macht und wird davon ein Prozent umsetzen.
Die Kandidaten am Ort haben da lieber auf Rechenspiele verzichtet und sich in Wortspielen ergossen. Das klingt bei den Grünen so, wie früher die Witze vom Sender Jerewan. Im Prinzip ja, aber… Die AfD kommt in unserer Gegend an den Lichtmasten gar nicht vor, und die CDU ist im Regen abgesoffen. Nur der SPD-Kandidat hält sich in den meisten Hauptstraßen wacker.
Diese Woche lagen die Wahlbenachrichtigungen im Briefkasten. Wer am 24. September unterwegs ist, müsste jetzt über Briefwahl nachdenken und vielleicht mal die Straße auf und ab gehen. Ja, mag er denken, das Medienwort der Woche ist gar nicht so abwegig: langweilig. Meine Frau hat gefragt: Wen wählen wir denn diesmal? Wir sind doch dann weg. Ich sag’: Geh mal die Straße lang.
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