Romeo und Julia im Staatstheater Cottbus

Szenenfoto
Am Samstag feiert „Romeo und Julia“ im Großen Haus des Staatstheater Cottbus Premiere. Foto: Frank Hammerschmidt

Cottbus (MB). Im Großen Haus des Staatstheater Cottbus hat an diesem Samstag, 03.12.2022, 19.30 Uhr, „Romeo und Julia“ Premiere. Der neue Co-Schauspieldirektor Philipp Rosendahl bringt in seiner ersten Inszenierung am Haus die berühmte Liebesgeschichte von William Shakespeare in eigener Übersetzung auf die Bühne.
Dabei stehen die existenziellen Fragen an unser menschliches Zusammenleben unter Berücksichtigung des aktuellen gesellschaftlichen Zustands im Fokus. Gemeint ist der Zustand, der sich uns in Form von sich aufeinanderstapelnden Krisen präsentiert, uns mit verschiedensten Sorgen konfrontiert, die Regeln unseres Zusammenlebens hinterfragt und das Träumen von Zukunft erschwert.
Genau hier setzt auch Shakespeares „Romeo und Julia“ an: Ein alter Häuserkampf, der auf dem Fundament von Hass, Neid und Konkurrenz beruht und eine Generation, die dieser Logik einerseits erlegen ist und andererseits deren Mechanismen hinterfragt. Aber auch die philosophische Frage, was zu tun ist, wenn wir dem Ende von Etwas ins Auge blicken – diese Themen des Stoffs sind die zentralen der Inszenierung.
Im Bühnenbild von Katharina Faltner und den Kostümen von Drag-Künstler Philipp Basener zeigt sich uns eine Welt „danach“. Die Natur scheint zerstört, die Mauern der verfeindeten Häuser stehen nicht mehr, hunderte Jahre Zivilisationsgeschichte sind nur noch als Zitate vorhanden, gesellschaftliche Normen bröckeln. Der Rückzug in soziale Gruppen wie die Familie ist für die Figuren unmöglich geworden. Ablenkung existiert in dieser Welt nicht, nichts regt zur Phantasie an, eine Zukunft scheint nicht vorstellbar. Als einziges Mittel bleibt die Kommunikation. Der Mensch muss aus sich selbst heraus in die Interaktion mit dem Gegenüber treten, um so Zukunft visionieren zu können, Utopien und Wünsche überhaupt formulierbar zu machen.
Romeo und Julia als zwei junge Menschen, die sich im Konflikt mit der Welt befinden und mit ihrem Bekenntnis zur radikalen Leidenschaft, die Welt da draußen fernhalten wollen, sind die weltberühmten Hauptfiguren dieser Geschichte. Ihr physisches und sprachliches Vokabular findet in der Welt keinen Anklang mehr und muss sich deshalb neu konfigurieren.
Romeo und Julia treffen eine radikale Entscheidung füreinander, für die Liebe, die Empathie und die Menschlichkeit, auch angesichts der zerstörten Welt, die sie vorfinden. Die Inszenierung stellt diese Entscheidung füreinander in den Vordergrund, um sie auch als mögliche Antwort auf die gegenwärtigen Krisen zu untersuchen. Dabei entsteht ein sinnlicher Abend in der Reibung zwischen grausamer Realität und poetischer Kraft.
Die Übersetzung von Philipp Rosendahl fokussiert sich auf Shakespeares Freude an Musikalität, Poesie und Bildkraft, aber eben auch an Direktheit, Doppeldeutigkeit und dreckiger Sprache. Dabei sitzt die Sprache so nah wie möglich an den Emotionswelten der Figuren. Das unterstützt die für die Inszenierung entwickelte Musik des zeitgenössischen Komponisten Marco Mlynek. Die amerikanische Performance-Künstlerin Lauren Mace ergänzt die wörtliche Ebene durch eine körperliche Sprache, die die Gefangenheit und Hilflosigkeit der Figuren sichtbar macht und gleichzeitig Hoffnung aufschimmern lässt.
Es spielen: Johannes Scheidweiler, Nathalie Schörken, Sigrun Fischer, Lisa Schützenberger, Manolo Bertling, Markus Paul, Torben Appel, Sophie Bock, Lauren Mace, Thomas Harms

Karten gibt es im Besucherservice (0355 7824 242), online über www.staatstheater-cottbus.de sowie an der Abendkasse.

Die nächsten Vorstellungen finden am 06.12.22, am 22.12.22 und am 14.01.2023, jeweils 19.30 Uhr im Großen Haus statt.

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