Am 3. Januar vor 226 Jahren stand das Bauerndorf Ströbitz westlich vor Cottbus in hellen Flammen. 70 Höfe mit 58 meist zweigeschossigen Wohngebäuden, die noch mit Stroh gedeckte Lehm-Blockbauten waren, gingen in Flammen auf, dazu 41 Scheunen und 183 Ställe. Über 300 Personen wurden binnen kürzester Zeit obdachlos. Welche Not!
Ströbitz war in dieser Zeit eines von zehn mehr oder weniger selbständigen Kämmereidörfern, die im Laufe des 20. Jahrhunderts nach Cottbus eingemeindet wurden.
Erstmals erwähnt wurde „Strowitz“ 1452. Der Name ist wendisch, und 1850 sprachen hier von 637 Einwohnern noch 586 nur wendisch. Im heutigen Stadtteil verstehen nur noch wenige ältere Einwohner die alte Muttersprache. Das Dorf lag in der Cottbuser „Bannmeile“, wo sich kein Handwerk oder Handel niederlassen durfte. Auch ein Gasthaus war nicht erlaubt. An Festtagen schenkte der Dorfschulze Cottbuser Bier aus.
Entgegen der Anordnung des Magistrats wurden die Häuser nach dem Brand von 1796 wieder eng um den Anger (heute Nevoigtplatz) errichtet. So kam es 1816 erneut zu einer Feuersbrunst. Die Bauern hatten nun aus zwei Großbränden in einer Generation gelernt und entschieden sich für größere Hausabstände. Dazu mussten sieben Bauern ihre Höfe aufgeben. Einer war George Drogatz, bei dem der letzte Brand ausgebrochen war; die übrigen wurden durch Los ermittelt: Matthäus Klausch, Martin Jandock, Martin Zerna, Mathhäus Juri, Paul Kublick/Krokor und Matthäus Gerka. Ihnen wurden Flächen auf der Flur Sabloschza zugewiesen, woraus sich der Name „Katzendorf“ für die spätere Gartenstraße, heute Landgrabenstraße, ableitet. Dieser Vorgang vollzog sich natürlich nicht still und völlig friedlich. Erst nach langem Hin und Her wurden die Bauplätze vermessen und zugewiesen. Am 22. Dezember 1821 wurden die Grundstücke endlich „ausgephählt“ also verbindlich markiert.
Das ist heute in der Straße ganz am westlichen Rand von Cottbus sehr schön nachzuvollziehen. Die Höfe sind groß und zum Teil stattlich ausgebaut, gegenüber wurden die Flächen an Eigenheimbauer vergeben, und dazwischen zieht sich in leichtem Bogen noch immer die alte Katzenkopfstraße mit pfützenreichem Sommerweg dahin. 200 Jahre lang hat die Stadt hier Geld gespart, aber die großen Höfe haben gut gewirtschaftet und sind von Generation zu Generation weitergegeben worden. Die Nachbarn haben sich vor Weihnachten zusammengeschlossen und ihr Straßenjubiläum würdig begangen. Jetzt zeigen an jedem Hoftor Schilder die Abfolge der Besitzer an. Bei Sand steht sogar ein Findling als Gedenkstein. J.H.
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