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Die „kleine Frauenkirche“ von Beitzsch

Bilder aus der alten Niederlausitz | Von | 30. August 2024

Ein Ausflug in die polnische Niederlausitz scheint immer gut für schöne Überraschungen.

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B war richtig – wir sind in der Kirche von Beitzsch/Biecz

S. Menzel aus der Klaus-Herrmann-Straße in Guben ordnet die Station unserer Sommertour zunächst ein: Wir sind in „Beitzsch, nahe Pförten/Brody. Die einst ‘Frauenkirche mit Friedhofs-Anlagen’ genannte Kirche steht mitten im Grünen zwischen Pförten, Beitzscher Berg, Beitzscher Forst sowie früher Sommerfeld mit Dolzig und bekannten Schloss-Anlagen.“ Herbert Ramoth aus Cottbus wird genauer: „Die abgebildete Kirche steht in Beitzsch (Biecz) unweit von Pförten (Brody). Der Erbauer dieses Kleinods ist kein geringerer als der deutsche Baumeister des Barocks George Bähr (1666-1738). Sein Hauptwerk ist die Dresdener Frauenkirche, die im Mai 1743 vollendet wurde. Die Kirche in Beitzsch (damals noch alte Schreibweise des Ortes, die auf den slawischen Ursprung hindeutet) entstand in den Jahren 1716 bis 1719 und wird auch als ‘kleine Frauenkirche’ bezeichnet.“ Lonni Fürste sieht das auch so: „Diese kleine Kirche steht auf einem Hügel im Dorf Beitzsch (jetzt Polen) in der Nähe vom Ort Brody/Pförten (Rätsel voriger Woche). Sie wurde nach Plänen des Architekten Bähr erbaut, nach dessen Plan auch die Frauenkirche in Dresden entstand.“
Manche Zuschriften waren auch schön emotional, wie von Beate Maluschka: „Daheme im Alten Land, in Beitzsch, wo einst unser Elternhaus stand. In der Beitzscher Kirche wurden meine Urgroßeltern, Großeltern und Mutter schon getauft, konformiert und getraut. Am 24. Februar 1945 in der Nacht wurden sie vertrieben. Die Beitscher Kirche, die kleine Schwester der Dresdner Frauenkirche, ist ein Symbol für Heimat und Frieden geblieben. Mit freundlichen Grüßen in Erinnerung an die Schumacher-Familie Raack aus Beitzsch.“
Ekkehard Schicketanz aus Spremberg bezeichnet „die kleine Frauenkirche in Beitzsch als frühes Bauwerk von Georg Bähr, der auch für den Bau der Frauenkirche verantwortlich zeichnete. Die Künstlerin Irmgard Kuhlee aus Groß Buckow bei Spremberg hat diese Kirche gemalt und eine Nichte meiner Frau hat dieses Bild erworben.“

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Christoph Kröhan aus Cottbus, geboren in Sorau, genoss auf der Rückreise vom Heimattreffen eine sehr persönliche Führung in der Bieczer Kirche.

„Mit einer kleinen Bilderserie von einem Besuch anlässlich unseres 14. Sorauer Heimattreffens 2014 auf dem Hinweg von Forst/Sa über Biecz nach Zary“ antwortet Joh.-Christoph Kröhan aus Cottbus. „Der Küster der Kirche hat uns eingelassen und auch geführt. Jedenfalls ist innen wie außen noch das Original des Schöpfers Georg Bähr um 1721 zu erfassen! Ein tolles Erlebnis für uns und so freundlich individuell geführt! Mit besten Grüßen ,der Ihnen stets verbundene Leser und Verehrer, gebürtiger Niederlausitzer aus Sorau.“
Gert Richter aus Alt-Deulowitz in Guben holt historisch weit aus: „Beitzsch wurde 1857 in der deutschen Archäologie bekannt, als aus einem Moor ein

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Im Inneren der „kleinen Frauenkirche“ von Beitzsch. Sie ist jetzt Gotteshaus der katholischen Gemeinde und den Altar schmückt eine Marienfigur. Foto: Petra Szickora

Bronzehelm aus Kreta aus der Zeit des Priamos (Troja – ca. 1200 v. Chr.) gefunden wurde, was auf eine Besiedlung unserer Gegend durch die Illyrer (3000-1500 v. Chr.) schließen lässt. Neuzeller Mönche bauten bereits im 13. Jhdt. eine Kirche (die 1714 abbrannte) und auch Weinreben an. Der Neubau wurde vom Dresdener Ratszimmermeister George Bähr bis 1719 errichtet und mit einer Silbermann-Orgel (nicht mehr vorhanden), Kanzelaltar und Herrschaftslauben ausgestattet. Man könnte sagen: Die Beitscher Kirche war Bährs Gesellen-, die Frauenkirche sein Meisterstück! Vor der Kirchentür liegt ein großer Feldstein – zur Hilfe beim Auf- und Absteigen der Damen, die auf ihren besonders schönen Reitpferden (Zeltern) zur Kirche ritten.
Die Beitzscher Niederung, die Karnaue, war 1759 Schlachtfeld im Siebenjährigen (Schlesischen) Krieg. Die beiden Rittergüter des Dorfes mit dem Ortsteil Grötzsch gehörten bis 1945 der Familie Wiedebach-Nostitz, deren Ahnen bereits an den Kreuzzügen im 13. Jahrhundert teilgenommen haben. Der Schlossbau mit einem Adler im Wappen trug den Spruch: „Durch Eintracht wachsen unsere Güter“. Seit 2018 will die Stiftung ‘Monumenta Polaniae’ den Gutshof retten.“
Manfred Gnida vom Weinberg aus Spremberg widmet sich der Adelschronologie: „Die Geschichte von Biecz ist eng mit den Herren von Wiedebach verbunden, die ununterbrochen von 1316 bis 1945 Herren auf Beitzsch waren. Spuren der Vergangenheit gibt es ja viele in Biecz, aber als Wahrzeichen des Dorfes kann man die abgebildete achteckige Kirche, die in ihrem Baustil keiner anderen in dieser Gegend gleicht, für ein Gebet nutzen. Von der Hauptstraße kommend ist sie gut sichtbar. Ihr Erbauer, der Königliche Architekt George Bähr, der später den Auftrag bekam die Dresdener Frauenkirche zu errichten, soll 16 Kirchen erbaut und renoviert haben und auch am Schlossbau in Sorau (Zary) beteiligt gewesen sein. Die Kirche wurde 1856 im ‘Landbuch der Mark Brandenburg’ von Dr. Berghaus als schönste Dorfkirche des Landes bezeichnet. Am 16.September 1716, so wird berichtet, legte George von Wiedebach eigenhändig den Grundstein. Die Kirche wurde in Ziegeln errichtet und, wie man erkennen
kann, blieb sie ohne Putz. Der Grundriss hat die Form eines griechischen Kreuzes, ein Walmdach ist mit Gauben versehen hat ein viereckiges Türmchen mit einer Laterne und einem Zwibelhelm. 1718 wurde das Kreuz auf dem Turm angebracht. Am Fuße der Kirche befindet sich ein Kriegerdenkmal für die Gefallenen des I. Weltkrieges, leider ohne Namen. Der alte Friedhof erinnert am Mauerrand mit Grabsteinen an die Zeit Goethes.In den Krypten der Kirche ruht höchstwahrscheinlich Helena Mietecka, die Ehefrau von Friedrich von Wiedebach. Bei einem Ausflug in die Gegend von Brody sollte man einen Besuch von Biecz planen und die Kirchenausstattung bewundern oder an einen katholischen Gottesdienst teilnehmen.“
Petra Szickora aus der Jamnoer Hauptstraße in Forst freut sich: „Heute muss ich gleich wieder schreiben. Das Bild zeigt die evangelische Kirche in Biecz, im Nachbarort von Brody. Ich hatte ja schon angedeutet, dass meine Mama dort geboren wurde. Die Kirche ist ein Kleinod. Innen gibt es eine sehr schöne Madonnenfigur. Ich hoffe, das Bild ist nutzbar.“
G.+H.-C. Heimbach schreiben mit „freundlichen Entdeckungsgrüßen“: „Ein hübsches, bisher noch nicht so bekanntes Kleinod ist diesmal Euer Gegenstand. Wir lernten es bei der Erkundung der Umgebung der Parkanlage von Brody/Pförten kennen, um deren Wiederherstellung sich unser ehemaliger Branitzer Parkdirektor Dr. Claudius Wecke sehr verdient gemacht hat. Nur ungefähr 4 km von Brody entfernt steht die kleine Kirche in Biecz/Beitzsch. Das Rittergut Beitzsch (leider in sehr schlechtem Zustand) gehörte bis 1945 über 600 lang Jahre den Freiherren von Wiedebach. Die Patronatsempore der Kirche ist gut erhalten. Ein Standesherr (1848-1932) ist in der Kirche als Reliefbildnis in Lebensgröße verewigt.
Danke für die wunderbare Rubrik. Geschichtliche Daten und Ereignisse erschließen Zusammenhänge, sind durchaus spannend und sollten in der Cottbuser Gegenwart gern mehr Beachtung finden.“
Danke – bei Weitem nicht alles Lesenswerte konnten wir wiedergeben. Gewonnen hat Arnold Rißler aus Welzow.

Weitere historische Beiträge aus der Niederlausitz finden Sie hier!



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