Als Forst noch Perle der Lausitz war

In der ersten Eckhausetage befand sich das feine Café „Hohenzollern“.

Berlinerplatz
Die schöne Ansichtskarte zeigt den Berlinerplatz in Forst.

„Geschichte und Mahnung“ sieht Herbert Ramoth aus Cottbus im Rätselbild der Vorwoche. Er schreibt: „Die Gebäude mit den kunstvollen architektonischen Details, die typisch für die europäische Stadtarchitektur des späten 19. und frühen 20. Jahrhunderts sind, könnten in allen drei genannten Städten stehen. Diese auf dem Foto aber gehören zu Forst und sind Teil des Berliner Platzes zu einer Zeit, da Krieg und Zerstörung noch nicht präsent waren. Forst war zu dieser Zeit eine der schönsten Städte der Lausitz. Nach dem Einmarsch der sowjetischen Armee Mitte April 1945 war Forst zu 85 Prozent zerstört, wurde geteilt, die Bevölkerung aus dem östlichen Stadtteil vertrieben und dieser unter polnische Verwaltung gestellt. Die Stadt Forst war vor allem bekannt und geschätzt für ihre bedeutende Tuchfabrikation und sie war ein begehrter Handelspartner Europa- und weltweit.“

Helga Sonsalla aus der Lindenstraße in Forst. „Es handelt sich um meine Heimatstadt FORST. So sah der Berliner Platz vor dem II. Weltkrieg aus.“

Auf Adressat und Absender geht Manfred Gnida aus Spremberg ein: „Wilhelm in Augsburg bekommt diese historische Ansichtskarte von seinen Freund Karl aus – C – Forst. Viele Jahre sind natürlich schon vergangen, seit diese Aufnahme am Berliner Platz mit den prächtigen Wohn- und Geschäftshäusern entstand. Der Blick geht über die Cottbuser Straße – nach dem Krieg Stalinallee, später Straße des Friedens – in die Frankfurter Straße – zur Zeit der DDR die Paul-Hornick-Straße. Aus jüngerer Zeit sind mir viele Erinnerungen um dieses Areal noch bekannt, da ich oft in Forst zu tun hatte. Das Eckhaus, wo die Cottbuser Straße rechts zur Stadtkirche führt, war als Kaufhaus Otto Broschmann bekannt. Kriegsauswirkungen hatten auch dieses Haus nicht verschont. Als Haushaltswarengeschäft der HO ist es mir noch bekannt und auch der folgende Laden mit Spielzeug. Es folgte ein freier Platz, wo ich oft parkte. Nach Abriss des Hauses befindet sich dort das Kaufland. Die linke Ecke Cottbuser-/Frankfurter Straße ist das damalige Schuhhaus ‘Zum Stern’, und in der 1. Etage befand sich das von Ernst Schleizer betriebene Cafe ‘Hohenzollern’. Am Eingang kann man im Torbogen Festsaal lesen. Einst befand sich das Kurz-, Woll- und Weißwarengeschäft von Siegismund Brenner u. Co in der Cottbuser Straße; das ist nur mit Lupe über der Markise am Nebenhaus zu lesen. Aus jüngerer Zeit sind mir an diesem Ort ein Rundfunk/Fernseh-Laden und später ein Kfz-Geschäft in Erinnerung. Blickt man geradeaus in die Frankfurter Straße, kenne ich noch im Haus ‘Zum Stern’ die seit 1920 darin befindliche Commerzbank und zur Zeit der DDR die Notenbank. Es folgte in Richtung der links dahinter befindlichen Blumenstraße die Chemische Reinigung Färberei Wagner und in Folge das weithin bekannte Teppich- und Tapetengeschäft Schönborn. Das vorn links ersichtliche Gebäude worauf man lesen kann ,Schuh u. Stiefel Lager’ gibt es nicht mehr. An der Ecke befand sich W. Mirows Nachfolger, ein Drogerie und Farbenhandel. Gesagt wurde mir einmal, das Haus dort am Berliner Platz gehörte einst zur Leipziger Straße welche demnach dahinter nach rechts abzweigte.“

Frankfurter Straße Forst
Die Ecksituation Berliner-, Cottbuser- und Frankfurter Straße in Forst im Jahre 2019. Am Eckhaus wurde wenigstens vereinfacht der Turm nachgebildet. Am Nachbarhaus sind einige Details mehr erhalten geblieben. Die rechte Bebauung der Berliner Straße vorn fehlt ganz. Foto: CGA-Archiv

„Hallo Team des Märkischen Boten“, meldet sich Arno Schulz aus Guben. „Bei dem Ratebild war ich mir erst unsicher, ob es der Berliner Platz von Forst ist, da ich keine Schienen der Stadteisenbahn erkennen konnte, die zur damaligen Zeit schon verlegt sein mussten. Inzwischen bin ich mir sicher: Es ist der Berliner Platz in Forst, also C. – Ich wünsche allen Mitarbeitern des Märkischen Boten ein frohes Weihnachtsfest und Frieden für uns alle.“

Auch Reinhard Semt legt sich auf Forst fest, „mit Blickrichtung in die Frankfurter Straße. Das linke Eckgebäude entspricht mit seinem heutigen Aussehen noch recht weitgehend dem damaligen Anblick, während das Eckgebäude rechts gegenüber vermutlich im Zuge des Wiederaufbaus nach Kriegsende angepasst an das vorgenannte und damit deutlich verändert gestaltet wurde.“

Jens Pumpa aus Cottbus meint „Das Bild zeigt eine der gut erhaltenen Ecken der Rosenstadt der Vorkriegszeit. Man schaut auf die Straße der Befreiung (Querstraße), die nach der Wende ihren alten Namen Amtsstraße zurückbekam. Das Eckgebäude links gehört zur Cottbuser Straße, die hier ihren Anfang nimmt.“

Jutta Oberfeld aus der Stadtwaldstraße in Forst fügt bedauernd hinzu: „Die Stadt auf dem Foto von der Ausgabe vom 14.Dezember ist Forst, der Berliner Platz. Leider ist von den wunderschönen Häusern nicht mehr viel übrig geblieben.“

S. Sachse mailt: „Wir sind im Herzen der Industriestadt Forst, dem ‘Manchester der Lausitz’, wie die Rosenstadt seit dem Ende des 19. Jahrhunderts hieß, weil hier Textilien von höchster Qualität in großen Mengen produziert und selbst nach England, ins Mutterland aller Maschinenfabriken und edler Tuche, exportiert wurden. Wir sehen die Westseite des früheren Berliner Platzes. Das Gebäude links fehlt heute ersatzlos. Etwas zurückgesetzt sind Plattenbauten entstanden mit Landeneinheiten im Erdgeschoss. Geradezu ist mit dem Kauflandbau eine akzeptable Ersatzlösung der beiden markanten Eckhäuser mit den Türmen entstanden, die ein Tor zur Frankfurter Straße bilden. Die alte Pracht ist aber nicht erneuerbar. Was wirklich schön ist, kann nur im Frieden bewahrt bleiben.“

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