Markant: Das Kaufhaus Waldschmidt / Wir zeigten die Sprem in den späten 1920-er, vielleicht auch 30er Jahren
Ein einziger Buchstabe fesselte die Aufmerksamkeit unserer Rätselfreunde: Das „W“ am Waldschmidt-Giebel. Klaus Dinter vom Cottbuser Ahornring glaubt: „Das ‘W’ steht für das erst 1937 oder 1938 eröffnete Kaufhaus Waldschmidt, das dann ausgebrannt ist. Später war hier das Restaurant ‘Stadt Cottbus’ im Erdgeschoss. Außerdem scheint im Hintergrund noch das alte Rathaus erhalten, dessen Fundamente und Keller erst Anfang der 70er Jahre gesprengt wurden.“
Das Rathaus ist tatsächlich zu sehen. Es brannte 1945 aus und ist kurz danach abgerissen worden; seine Fundamente mit Gewölbekeller sind aber unter dem Altmarkt nahezu unversehrt erhalten. Herr Dinter schließt also richtig das Bilddatum 1947 aus. Variante A (vor 1900) entfällt, weil, wie Jürgen Klingmüller aus der Willy-Brandt-Straße schreibt, „auf dem Foto deutlich die Straßenbahn zu erkennen ist. Diese fuhr ab 1903 durch die Sprem.“
Herrn Dinters Vermutung zu Waldschmidt sind wir gründlicher nachgegangen. Wir befragten Helmut Schweitzers „Cottbuser Zeitung“. Der für seine sorgfältige Heimatpflege mit der Ehrenmedaille der Stadt Cottbus ausgezeichnete Münchener informiert: Wolrad Waldschmidt aus Dresden kaufte die in der Sprem freigewordene Post und eröffnete hier 1890 sein Geschäft. Bald hatte er auch die Häuser rechts und links nebenan erworben, und so dominierte er schon vor dem I. Weltkrieg die Straße. 1926 ließ er das südliche Gebäude fünfstöckig aufbauen. An diesem Neubau sehen wir das markante „W“.
Präzise wäre also eine Zeitangabe zwischen 1926 und 1935. In diesem Jahr sind die Häuser zur Markterweiterung (Hintergrund Mitte) abgerissen worden.
Herr Dinter hat aber seine Vermutung nicht aus der Luft
gegriffen. Tatsächlich baute Waldschmidt 1931 nochmals großräumig an (Seitenflügel heute im Obergeschoss CDU-Büro) und 1938 übernahm nach Waldschmidts Tod Dr. Alfred Häberle die Kaufhausleitung. Das war dann die Blütezeit des Unternehmens. Das Haus hatte in Cottbus 335 Mitarbeiter und unterhielt Filialen in Finsterwalde und Senftenberg.
Recht hat auch Klaus Jung aus der Hans-Beimler-Straße. Er meint: „Das größere Gebäude auf der rechten Seite soll wohl auch ein Kaufhaus gewesen sein; es steht nicht mehr.“ Hierbei handelt es sich um das Kaufhaus Schocken, das bis zur „konsument“-Eröffnung das zentrale Cottbuser Konsum-Kaufhaus war. Das Stahlskelett des Gebäudes war marode, daher der Abriss nach 1970. Auskenner Karl-Heinz Schlodder aus Kolkwitz informiert zu Details: Schocken und das Sacksche Haus (hinter Schlosskirche) hatten die ersten Fahrstühle der Stadt. Es gab bis dahin nur drei; den dritten im Thiemschen Klinikum. Er weist außerdem auf eine weiteres Kaufhaus hin: „Das Dach vor dem ‘W’ gehört zu Brummer & Schießer. Gegenüber im hohen Haus mit dem kahlen Seitengiebel war Café Gerlach. Später schmückte diese Wand Gerlachs Baumkuchen-Reklame.“