Die Gubener Ruderer und ihre Mäzene

Vom schönen Bootshaus an der Neiße blieb nichts als reiche Erinnerung.

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Das gezeigte Bootshaus stand in Guben an der Neiße.

Ja, in allen angebotenen Städten gab es Ruderer, teils mit großen sportlichen Erfolgen. In Cottbus und Spremberg stehen die Bootshäuser noch heute an der Spree. Das gesuchte allerdings stand an der Neiße und gehört zu den Kriegsverlusten. S. Menzel berichtet uns: Direkt an unserer Neiße gelegen mit Anlegesteg war der Gubener Ruderclub 1905 e.V. Der Königspark mit Bootshaus befand sich zwischen der Gubener Nordbrücke und der Eisenbahnbrücke nach Crossen. Rennruderer beiderlei Geschlechts wurden ausgebildet und gefördert. 1911/12 wurde das Bootshaus erbaut, finanziert aus Vereinsbeiträgen und Spendengeldern, z.B. von Berthold Lissner (BGH) oder Seeling und Dohme, die Siege im Rennrudern einfuhren. Ausflugsziele waren das Filialbootshaus Ratzdorf oder die beliebten Seen der Masuren und andere Orte. Leider haben Kriege viel zerstört.“
Gert Richter aus Deulowitz schließt inhaltlich an: „Kurz vor dem Eingang des Koenigparks entstand 1912 das Bootshaus vom Gubener Ruderclub 1905, dessen erfolgreichster Sportler, Willi Dohme aus Ratzdorf, 1932 u. ‘33 Deutscher Meister im Großen Einer wurde. Das Baugrundstück im Wert von 25.000 Mark hatte der Hutfabrikant und Stadtverordnete Berthold Lissner dem Verein geschenkt; die Baufirma Otto Hartmann errichtete das Gebäude zum Selbstkostenpreis. Am 31. Juli 1904 erfolgte die Übergabe des Königparks an die Stadt Guben; der Verleger u. Stadtverordnete Albert Koenig (Druckereibesitzer, rotes Kursbuch im Westentaschenformat) hatte das 5,5 ha große Gelände zwischen Sportplatz und Kläranlage gekauft und einen Park durch Landschaftsgärtner Brodersen anlegen lassen und der Stadt Guben geschenkt mit der Verpflichtung, diesen zu pflegen. Bis ca. 1999 war der Königpark wegen Grenzgebiet gesperrt; die polnischen Grenzer waren in den Wohnblöcken untergebracht.“
Arno Schulz aus Guben notiert: „Der Gubener Ruderclub wurde am 23.10.1905 gegründet, das im Bild gezeigte Bootshaus wurde am 12.05.1912 eingeweiht. Zahlreiche Spender, so der Hutfabrikant Berthold Lissner, Otto Hartmann als Errichter des Gebäudes und viele andere Geldgeber ermöglichten die Errichtung in der vom Druckereibesitzer Albert Koenig 1904 der Stadt geschenkten Parkanlage. Leider wurde auch dieses Bauwerk bei den Kämpfen 1945 zerstört. Heute ist nichts mehr von dem Bootshaus zu finden. Selbst Fundamentreste konnte ich nicht ausmachen. Zum Club gehörte aber noch ein zweites Bootshaus, und zwar in Ratzdorf. Dieses wurde 1929 errichtet, um das Achter-Boot dort unterzubringen und auch dort zu trainieren, denn mit einer Bootslänge von 17,5 m gab es auf der Neiße Probleme beim Wenden. Dieses Gebäude steht noch immer. Zu DDR-Zeiten nach Umbauten als Kinderferienlager genutzt, wurde es nach der Wende zur Gaststätte ausgebaut und ist unter dem Namen ‘Oderblick’ (Foto oben ) weiterhin geöffnet. Zu empfehlen ist das dort hergestellte Softeis. (Da sollten sich mal einige Hersteller beraten lassen.)
Der Gubener Ruderclub konnte zahlreiche deutsche und auch internationale Erfolge vorweisen, so wurde 1925 der Achter Deutscher Meister. Max Seeling gehörte mit zur Spitzenklasse der Ruderer. Willi Dohme aus Ratzdorf wurde 1932 u. 1933 Deutscher Meister im Einer. Ihm gehörte einst die Gaststätte ‘Goldener Anker’, jetzt ‘Kajüte’.“
Manfred Gnida vom Weinberg aus Spremberg bemerkt: „Durch Wirren des 2.Weltkrieges, aber auch in der Folgezeit, blieben Bootshäuser nicht verschont. Der 1922 gegründete Ruder-Club in Spremberg baute 1925 ein schönes Bootshaus an der Spree, dieses Holzhaus überlebte den 2.Weltkrieg unbeschadet, aber leider nicht die politischen Ereignisse der Nachkriegszeit. Das abgebildete Foto entstand um 1922 und zeigt das Bootshaus des Gubener Ruder-Clubs. Verbunden mit diesem Bau war der am 5. Februar 1897 in Schlesien geborene Hutfabrikant Berthold Lissner. Damals bei kommunalen Wahlkämpfen stand das Wohlergehen der Arbeiterschaft im Vordergrund. Durch seine soziale Gesinnung wurden viele Vorhaben unterstützt. Er steuerte hohe Summen für den Bau des Bootshauses bei. Selbst war er auch in der Baukommission und ca. 22 Jahre Club-Mitglied. Am 8. Mai 1927 stiftete er das angrenzende Gelände für die Erweiterung des Ruder-Clubs und wurde in Folge Ehrenmitglied des Clubs. Zum 25. Stiftungsfest im November 1930 weihte der Ruder-Club ihm zu Ehren einen Gedenkstein im Königspark ein. Lissner war am 24. Juni 1928 in Berlin gestorben. Damals würdigte ihn die Gubener Zeitung und stellte die Firma als Musterbeispiel für das Verhältnis zwischen Arbeitgeber und Arbeitnehmer dar. Die Hutfabrik von Berthold Lissner gibt es ebenso wie das abgebildete Bootshaus nicht mehr, aber der Gedenkstein soll noch zu finden sein.“
Der Cottbuser Klaus Reiter stellt fest: „Auf dem Bild fehlt unter den Fenstern der Schriftzug Bootshaus am König-Park. Wir sehen hier eins der beiden Bootshäuser des Gubener Ruderclubs 05. Herr Requart war erster Vorsitzender. 1910 hatte der Verein bereits 107 Mitglieder. Max Seeling holte für seinen Gubener Club den ersten großen Auslandssieg in Österreich im Einer.“
Auch Jens Pumpa aus der Rostocker Straße in Cottbus erkannte das Bootshaus. Er schreibt: „Die Technik des Ruderns wurde dort zuerst im ‘Ruder-Kasten’ erlernt. Dieser Kasten war ein Wasserbassin, der sich im Bootshaus befand.“

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Die „Kajüte“ in Ratzdorf , einst „Goldener Anker“, gehörte einem deutschen Rudermeister aus dem Gubener Verein. F: CGA-Archiv

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