Forst: Löschwasser für den Marktplatz

damals160220fo
Die Wasserstraße erkannt, haben viele Leser. Diese Straße gibt es heute in Forst nicht mehr

Erinnerung vom Schmusen in der Pfefferkuchen-Diele:
Wolfgang Marlow schreibt: „Bei dem Foto handelt es sich um die Wasserstraße. Mitte der 70er-Jahre, wie man sieht, ist der Abriss schon voll im Gange. Im Hintergrund sieht man die Stadtkirche und bildmittig steht das ‘Gutenberg Haus’ der Familie Nickel. Der Eingang befand sich am Markt. Rechts gegenüber in der Amtstraße, die dann später in ‘Straße der Befreiung’ umgenannt wurde, war der Gemüseladen des Herrn Worischck. In dem Nachbarhaus der Familie Nickel war der Schuhmachermeister, Herr Noack und wenn ich mich so erinnere, kam danach die Reparaturwerkstatt für Büromaschinen. Rechts vom Bild in der Wasserstraße, Ecke Thumstraße ist schon die öffentliche Küche ‘Mutti kocht selbst’ abgerissen. Auf der Thumstraße befand sich auch die Gaststätte ‘Pfefferkuchen Diele’. Sie war eine beliebte Gaststätte von Forst mit bürgerlicher Küche. Der Hof war etwas düster und es roch nach Fisch, denn es war auch der Hof von der ‘Nordsee’, die sich in der Cottbuserstraße befand.
Gegenüber der ‘Pfefferkuchen Diele’ befand sich die Synagoge mit der Stadtbibliothek, die nach dem Abriss in die Karl Liebknecht Straße, Ecke Albertstraße neu eröffnet wurde. Ging man die Wasserstraße weiter runter kam man auf die Uferstraße und da stand das bekannteste Gebäude der Stadt – das Parteigebäude. Die Uferstraße begann an der Poststraße und endete in dieCottbuserstraße.“
Auch Dieter Nowotnick erinnert sich noch gut an diese Straße: „Es ist klar die Wasserstraße, die von der Promenade zur Amtstraße führt. Wer von den unter
40-Jährigen kennt dieses Wohnviertel schon noch, es wurde in den 70er-Jahren für den Aufbau von Plattenbauten voll abgerissen. Im Krieg wurde zwischen Berliner Straße und Amtstraße, sowie Poststraße und Cottbuser Straße nur das Apollo Kino abgebrannt, alle anderen Häuser haben den Krieg überstanden. Der Fotograf stand dort, wo sich heute der Hof vom neuen Pflegeheim befindet. Das schöne Gebäude, wo sich zum Markt hin das Gutenberg Schreibwarengeschäft befand, wurde abgerissen. Alle Häuser in der CottbuserStraße, Amtstraße, Promenade und Wasserstraße wurden abgerissen, nur zwei stehen noch, Cottbuser Ecke Promenade und Cottbuser Ecke Amtstraße. Zum Opfer fielen Gebäude wie die Gaststätten Volkshaus und Pfeffekuchendiele, die Synagoge und eben das abgebildete große Gebäude. Meine Heimatstadt Forst wird nie wieder so schön werden wie sie einmal war.“
Heinz Pomrehn schreibt: „Ja, ich erkenne hier dieses alte Haus. Ich bin hier auf der Amtstraße und gehe in die Wasserstraße hinein. In der Amtstraße befand sich das Gutenberg-Haus und in der Wasserstraße war ein Schuhgeschäft und schräg gegenüber eine Gaststätte, die den Namen ‘Mutti kocht selbst’ trug. Wir jungen Burschen spielten mit 17 Jahren oft Billard, um nach der Arbeit unsere Freizeit zu nutzen. Ein Stück weiter kam eine Gaststätte. Dikmanns Pfefferkuchen-Diele. Die Pfefferkuchen-Diele hatte auch eine Weinstube, in der es sich verliebt mit Mädchen schmusen ließ. Noch ein Stückchen weiter kam dann eine Bibliothek. Bis zum Ende der Straße weitergegangen, kam man zur Uferstraße. Dort stand auch eine Gaststätte – das Volkshaus. Daneben befand sich die SED-Kreisleitung. Im Volkshaus befand sich nach dem Krieg eine Wärmehalle für die Forster Bevölkerung ohne Getränke und Essen. Die Mütter strickten und häkelten den ganzen Tag und dann gingen wir wieder nach Hause und haben uns aufgewärmt. Denn Kohle hatten wir sehr wenig. Wir waren ja noch Kriegskinder. In der Pfefferkuchen-Diele feierten wir manches Mal ein Dielenfest nach der Arbeit am Wochenende. Im Volkshaus befand sich später eine Gaststätte, wo auch manchesmal Maskenball stattfand. Später befand sich hier die SED-Kreisleitung. Die drei Gaststätten waren also dicht beieinander. Bis zum Abriss am längsten erhalten blieb die Pfefferkuchen-Diele. In dieser Gaststätte gab es viele Ölgemälde an den Wänden. Wie mir bekannt ist, vom Maler Cille. Er malte immer schweinige Fotos.“ Thomas Methe weiß zu dem Foto: „Die Wasserstraße zweigte einst an der westlichen Seite der Amtstraße ab. Sie lief damals direkt auf den Lohmühlengraben zu. So ist auch ihr Name zu erklären. Denn es war der kürzeste Weg, um im Brandfall Löschwasser zum Markt zu bringen. In alten Plänen der Stadt Forst taucht die Wasserstraße auch als ‘Gröschkengässchen’ auf. Man bezeichnete somit den Wohnsitz der Bürgerfamilie Gröschke. Mit dem Verlauf der Wasserstraße kreuzte die Thumstraße – eine der ältesten Straßen der Stadt. In der Wasserstraße 6 befand sich einst die Forster Synagoge. Die Gemeinde wurde 1894 gegründet. Die Pfefferkuchen-Diele wurde 1977 abgerissen. Im Rahmen von Neuentstehungen von Wohnblöcken wurde die Wasserstraße überbaut. Sie existiert nicht mehr. Inmitten des Rätselbildes ist die Stadtkirche zu sehen. Sie erstrahlt heute in schönem Glanz. Auch die Gebäude links und rechts im Foto existieren heute nicht mehr.“
Ein gerahmtes Foto gewonnen hat Heinz Pomrehn.

Herzlichen Glückwunsch!