Wer heute in Cottbus oder auch im Umland sucht, was nach dem letzten Krieg neu gebaut wurde, stößt auf solide Architektur einer klaren, wertbetonten Handschrift. Da sind Wohnungsbauten in der Spremberger und Dresdener Straße, das Nobel-Restaurant “Stadt Cottbus”, die Hauptpost anstelle des früheren Hotels “Weißes Ross”, die ehemalige Bauhochschule in der Sielower Straße (jetzt OSZ). Autor all dieser noch heute stadtbildprägenden Gebäude ist Prof. Wilhelm Flemming, ein Ur-Cottbuser, dessen Geburtstag sich kommenden Dienstag zum 112. Male jährt.
Flemmig war ein einzigartiger Könner seines Fachs. Als Sohn das Maurerpoliers Wilhelm Flemming aus der Sandower Ostaue kam er bei der Traditionsfirma Pabel in die Maurerlehre, studierte dann an der Hochschule für Baukunst in Weimar und war schon 1935/36 an den Planungen des Olympischen Dorfes in Berlin beteiligt. 1942 zog ihn die Wehrmacht ein, er endete in amerikanischer Gefangenschaft.
Zurück in Cottbus, stieg er schnell auf, war erst Entwurfsarchitekt in der Bauverwaltung, 1952 Leiter des Stadtplanungsamtes, zwei Jahre später Leiter der Außenstelle Cottbus des Projektierungsbüros des Landes Brandenburg (das noch bestand, als die Bezirke schon gebildet waren). Er baute u.a. die jetzt denkmalgeschützte Schule in Briesen und als Mitautor das Frankfurter Kino, das gerade mit Bundesmitteln als Brandenburgisches Landesmuseum ausgebaut wird. In all diesen Objekten steckt noch deutlich die Stimmung der leicht protzigen, der Speerschen Wuchtigkeit nicht unähnlichen Stalin-Bauweise. Einer völlig neuen Bausprache hatte sich Flemming als Projektierungsleiter für den Aufbau der Neustadt Hoyerswerda zu bedienen.
Flemming bildete jetzt als Lehrstuhlleiter der jungen Cottbuser Hochschule für Bauwesen die neue Architektengeneration aus und wurde erster Bezirksarchitekt. Sportbauten wie das Cottbuser Max-Reimann-Stadion und das Schwimmstadion Friedrich-Ludwig Jahn (jetzt als “Lagune” überbaut) entstanden nach seinen Entwürfen.
1961 bekam der führende Niederlausitzer Planer die Berufung an die Leipziger Hochschule für Bauwesen mit einer Professur als Leiter des Lehrstuhls Wohnungs- und Gesellschaftsbau. Seine Heimatstadt hat er dafür aber nicht verlassen, vielmehr schuf er sich in der Branitzer Siedlung ein Wohnhaus, das er 1968 bezog. 1975 beendete Prof. Dipl.-Architekt Wilhelm Flemming seinen offiziellen Hochschuldienst, pendelte aber noch weitere Jahre regelmäßig nach Leipzig zu Gastvorlesungen.
Der Cottbus-Architekt starb am 7. Oktober 1994 in seiner Heimatstadt, die ihn aber nie in irgendeiner Weise würdigte. H.
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