Der Cottbuser Arzt Dr. med. Ernst Pagé wurde am Sonnabend, 20. August, 1839 geboren

Bahnhof Cottbus
Auf dem Bahnhof Cottbus, hier um 1898, wurde auch eines der Stücke von Dr. med. Ernst Pagé aufgeführt. Quelle: Gerhard Lehmann

Komödie am Gleis vom Wundarzt.

In den Verzeichnissen deutscher Dramatiker fehlt sein Name, und wir finden ihn zunächst nur in Cottbuser Adressbüchern – zuerst 1885 als “Dr. med. Ernst Pagé, praktischer Arzt, Wundarzt und Geburtshelfer, Bahnarzt der Kgl. Bahnen, Taubenstraße.” Später hatte er seine Wohnung in der Kaiser-Friedrich-Straße 127, heute Karl-Liebknecht-Straße. Das Theater war da noch nicht gebaut; man zeigte Stücke im “Goldenen Ring” am Altmarkt. Seit 1822 liefen hier schon Opern, Schauspiele und Possen über die Bühne. Dabei auch nicht selten Werke, die von Cottbuser Autoren geschrieben wurden.
Vor 130 Jahren, im Frühjahr 1892, stand zum Beispiel das Volksstück “Eingeschneit auf dem Bahnhof Cottbus” im Spielplan. Kein gerade zündender Titel, aber die Eisenbahn übte damals noch Faszination aus, und in Cottbus gab es die nun erst seit 26 Jahren. Geschrieben hat es oben erwähnter Dr. Pagé, der am 20. August 1839 hier in Cottbus geboren ist, 1869 in Greifswald promovierte, danach fast zehn Jahre an der Ostsee praktizierte, aber 1878 wieder in seine Heimatstadt zurückfand.
Er war, wie im Adressbuch vermerkt, auch Betriebsarzt der Königlichen Eisenbahn, und so lag seiner Dichterleidenschaft der Handlungsort nahe. Die Cottbuser erwarteten mit Spannung seine angekündigte Verwechslungskomödie, die während des strengen Kriegswinters 1870/ 71 auf dem damals ganz neuen Staatsbahnhof spielte. Hauptpersonen waren zwei Offiziere und zwei feine Damen der Berliner Gesellschaft, die inkognito reisten. So wusste Leutnant Marwitz nicht, dass er Fräulein Elise gegenüber saß, seiner Braut, die er bisher nur aus Briefen kannte. Natürlich kam es zum heiteren Verwirrspiel, bei dem der Schwerenöter zum Gaudi der Zuschauer in Bedrängnis geriet. Aber der “dramatische Knoten” wurde mit leichter Hand gelöst und das Paar fand glücklich zusammen.
Die Rezensionen zahlreicher Pressevertreter waren wohlwollend. Bedauert haben die Schreiber lediglich, dass der Cottbuser Autor aus den beiden anderen Personen nicht auch ein Paar werden ließ. Aber das Publikum hatte sich köstlich unterhalten und feierte seinen Dichter. Das Stück ging nachträglich im Jahre 1902 sogar noch in Druck.
Ärzte hatten in früheren Jahren nicht selten einen Hang zur Poesie. Dr. med. Gustav Moritz (1842-98), geboren in Schlepzig, war ein Zeitgenosse des Cottbuser Wundarztes. Er hatte seine Praxis seit 1879 in der Cottbuser Roßstraße (heue Stadtpromenade) und war als Heimatdichter des Spreewaldes gut bekannt. Und er schuf eigene, bemerkenswerte Exlibris. Die Praxen waren in jenen Zeiten offenbar nicht annähernd so aus- gelastet, wie das heutzutage überall der Fall ist. Hnr.

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