Spremberg: Eis in zugeklappten Muscheln
Bilder aus dem alten Spremberg | Von CGA Verlag | 29. September 2017Leser erinnern sich an die Bautzener Straße/Karl-Marx-Straße in SPB.
Mehrere Leser haben die richtige Antwort auf unser Rätselbild der vergangenen Woche gewusst. Dazu gehört auch Doris Ruppert: „Selten war dieser südliche Abschnitt der Karl-Marx-Straße so belebt wie auf dem Rätselbild, das einen Block uniformierter Musikanten während eines größeren Festumzugs zeigt, wie an den Zuschauern auf beiden Straßenseiten und der dicken Girlande am Haus rechts zu erkennen ist. Eine Maidemonstration kann es nicht sein, weil diese immer am zeitigen Vormittag stattfanden, wogegen auf dem Foto der Stand Sonne von rechts spricht. Als die Rotdornbäume so klein waren und Gleise der Stadtbahn die Straßen entlang führten, waren wir Kinder. Inzwischen siebzigjährig, öffnen sich mir durch dieses Foto wie die Facetten eines Prismas ganz lebendige Erinnerungen. Mein Gott, wie oft sind wir Zwillinge auf heißen Steinen die 100 Meter bis hier hinter gerannt, um kurz darauf andächtig und stolz an einer Kugel Eis leckend zurückzukehren, das damals noch in zwei zugeklappten Muscheln verkauft wurde und bei dem man außer dem unvergleichlichen Waffel-Mehrere Leser haben die richtige Antwort auf unser Rätselbild der vergangenen Woche gewusst. Dazu gehört auch Doris Ruppert: „Selten war dieser südliche Abschnitt der Karl-Marx-Straße so belebt wie auf dem Rätselbild, das einen Block uniformierter Musikanten während eines größeren Festumzugs zeigt, wie an den Zuschauern auf beiden Straßenseiten und der dicken Girlande am Haus rechts zu erkennen ist. Eine Maidemonstration kann es nicht sein, weil diese immer am zeitigen Vormittag stattfanden, wogegen auf dem Foto der Stand Sonne von rechts spricht. Als die Rotdornbäume so klein waren und Gleise der Stadtbahn die Straßen entlang führten, waren wir Kinder. Inzwischen siebzigjährig, öffnen sich mir durch dieses Foto wie die Facetten eines Prismas ganz lebendige Erinnerungen. Mein Gott, wie oft sind wir Zwillinge auf heißen Steinen die 100 Meter bis hier hinter gerannt, um kurz darauf andächtig und stolz an einer Kugel Eis leckend zurückzukehren, das damals noch in zwei zugeklappten Muscheln verkauft wurde und bei dem man außer dem unvergleichlichen Waffel-aroma bis zum Schluss saubere Finger behielt. Im Eiskiosk an der Ecke hielt später die Gärtnerei Jahr Einzug. An dieser Ecke hat mir meine Tierliebe ein Erlebnis der besonderen Art beschert. Ich führte einen Schäferhund, der uns ständig nachgelaufen war und dann bei uns zu Hause im Korridor wie selbstverständlich an der Wand ein Bein gehoben hatte, Gassi. Damit er uns nicht wegläuft, hatte ich ein Halsband gebastelt, dessen Ende ich mir vorsorglich um das Handgelenk wickelte. Bis zur genannten Kreuzung zerrte er mich so vor sich her, dass jede Dachrinne eine zeitweilige Rettung darstellte. Bei der Fleischerei Clarius half nichts mehr, der Hund ging mit mir durch. Er schleifte mich mit dem Handgelenk am Halsband angebunden quer über die Straße. Auf einem früheren Rätselfoto mit der Ecke Clarius kann ich noch den Strommasten sehen, der meine Rettung wurde, weil zwar der Hund durch passte, aber ich zum Glück hängenblieb. Trotz unglücklicher Lage schaffte ich es, mich vom weiter zerrenden Hund abzuknoten. Zu der Zeit war auf den Straßen noch Platz für derartige Aktionen. Es kam schon mal die Stadtbahn vorbei, die zum Südbahnhof oder in die Goslauer Schlucht zum dortigen Werk fuhr, es gab auch schon den Omnibus-Stadtverkehr. Ganze 20 Pfennig musste man aufbringen, um zum Bahnhof zu kommen. Der Bus hatte eine gedrungene Außenform, ziemlich wenig Platz zum Herausschauen. Mit einem bisschen mehr Kleingeld konnten wir uns im Kurzwarengeschäft rechts manchmal kleine Träume erfüllen, aber nicht immer war soviel im schmalen Pappschächtelchen, das pfennigweise richtig schwer werden musste, bis man etwas davon kaufen konnte. Heute vermitteln manche teuren Boutiquen das Gefühl: ‘Bleib draußen, wenn Du sowieso nichts kaufen kannst!’ Frau Brieger, eine zierliche Frau, erscheint mir noch heute als Sinnbild von Freundlichkeit und Zuvorkommenheit. Wir waren immer willkommen, um vor den liebevoll nach Arten unter Glas ausgebreiteten glänzenden Stickgarnen in allen nur möglichen Farben, den zahlreichen Borten und Bändern auf Wickelkarten, die direkt am Ladentisch an einer Markierung abgemessen und dann kunstfertig um die Hand gewickelt wurden, den nach Farben gestapelten Docken von Wolle, den ausgestellten Tischdecken und Kissen zum Aussticken oder Knüpfen, den Karten mit Knöpfen und den Schüben mit schillernden Nadelbriefen und Zubehör für alle Handarbeiten einfach nur zu staunen. Dabei lächelte sie uns an. Mit gestickten und umhäkelten Taschentüchern aus Kinderstickkästen putzten wir und noch viele Jahre die Nase. Allein das Gefühl, solch einen Kasten zu öffnen und die kleinen Bündelchen von kühlem, wie ein Seil gedrehtem Stickgarn unter dem knisternden Zellophan anfassen zu dürfen, war einmalig.“Gewonnen hat diese Woche Horst Klapper aus Spremberg. Herzlichen Glückwunsch!