Der Zeitgeschichte forschend zuwenden

Akteure der Herbsttagung der Niederlausitzer Gesellschaft (v.l.): Vorsitzender Jens Lipsdorf, Pater Alberich für das gastgebende Kloster Neuzelle, Autor Rocco Thiele, der über die Rückkehr der Mönche geschrieben hat.  H.
Akteure der Herbsttagung der Niederlausitzer Gesellschaft (v.l.): Vorsitzender Jens Lipsdorf, Pater Alberich für das gastgebende Kloster Neuzelle, Autor Rocco Thiele, der über die Rückkehr der Mönche geschrieben hat. H.

Herbsttagung der Niederlausitzer Gesellschaft für Geschichte und Landeskunde im neu belebten Kloster Neuzelle

Neuzelle (h.) An einen spannenden Ort des gesellschaftlichen Wandels hatte sich die Niederlausitzer Gesellschaft für Geschichte und Landeskunde e.V. zu ihrer diesjährigen Herbsttagung begeben. Kloster Neuzelle ist eine komplett erhaltene Klosteranlage und als solche ein barockes Phänomen im eher ungläubigen deutschen Norden. Das Denkmal wurde mit hohen Kosten saniert und befindet sich im Eigentum einer Landesstiftung. Eine internationale Schule, eine Musikschule und andere Einrichtungen fanden Platz in dem Areal, das zudem alljährlich zehntausende Touristen begrüßt. Alles erfreulich, „aber keine akzeptable Situation für uns Mönche“, sagt Pater Alberich. Ein Kloster, in dem ab 5 Uhr morgens und dann vier weitere Male am Tag gebetet und dazwischen gearbeitet wird, brauche die klösterliche Ruhe und Abgeschlossenheit.
Der Cottbuser Autor Rocco Thiede las aus seinem Buch „Die Mönche kommen“ für das er gründlich recherchiert und viele Interviews geführt hat. „Sie können Teil zwei schreiben – Die Mönche gehen“ kommentierte der Pater. Die Zisterzienser haben im Schlaubetal ein Grundstück für ein „richtiges“ Kloster erworben und werden als Zwischenstation einen kleinen Vier-Seiten-Bauerhof beziehen. In Neuzelle bleibt das spektakuläre kulturelle Erbe, u.a. mit der Stiftskirche und dem „Himmlischen Theater“. Restauratorin Mechthild Noll-Minor gab den Freizeit-Forschern des Vereins einen tiefen Einblick in diesen Bereich denkmalpflegerischer Arbeit.
Die Niederlausitzer Gesellschaft sieht sich in der Tradition der gleichnamigen Gesellschaft „für Anthropologie und Altertumskunde“ und steuert damit im kommenden Jahr auf ihr 140. Jubiläum zu. Seit 1967 erscheinen jährlich in der Schriftenreihe „Niederlausitzer Studien“ Beiträge aus der Forschungsarbeit der Gesellschaft. „Dieser Wissensschatz“, so Vorsitzender Jens Lipsdorf, „sollte digitalisiert werden, um in allgemeine Verfügung zu gelangen.“ Dazu beantragt der Verein Fördermittel.
In der Diskussion einigten sich die Mitglieder darauf, neben der Altertums-Aufarbeitung stärker das Zeitgeschehen forschend zu begleiten und dazu zu publizieren.

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