Crystal Meth, das junge Grauen – die „neue Bühne“ zeigt den Fall der Kids
Senftenberg. Sie sind gut drauf, die vier jungen Leute. Sie proben in einer Band, haben die Schule einigermaßen im Griff und teilen sich auch in das Ausführen des Hundes, wie’s die vielbeschäftigten Eltern wünschen. Sie wollen Spaß haben in der kleinen Glitzerwelt unter großen Maskenköpfen, feiern, bisschen kuscheln und das Schulzeugs möglichst hinkriegen. Tom tänzelt selbstvergessen zu eigenem Keyboard-Sound und schmollt, weil er nur Zweitbesetzung bleiben soll in der Band. Sonst ist alles gut.
Unvermittelt verkündet Tom, er habe „Etwas“ super günstig beschafft, einfach mal zum Versuchen. Svenja lehnt ab, aber Lea lässt sich überreden. Warum eigentlich nicht…? Da dampft schon der lichte Nebel. Alles wird schön. Tom schafft gut und pünktlich seinen Vortrag, Lea hat große Bastellust. Crystal erweist sich als Wunder. Zunächst ist auch Nachschub da, aber dann legt Tom seine Jacke auf einen Stuhl. Der verspielte Hund holt sie und mit ihr den Pulver-Vorrat. Die Droge zeigt sogleich hässliche Entzugswirkung: Hektik, Aggressivität, Verlust von Mitleid und Skrupel. Der Hund muss sterben. Svenja wird ins Vertuschen der Tat und später ins Schmuggeln der Droge verwickelt. Liebe schlägt in giftigen Hass um, Bastian und der Rest der Welt werden belogen. Ein grässlicher Abgrund tut sich in der eben noch glücklichen Welt der so sympathischen Kids auf.
Krystyn Tuschhoff, freie Regisseurin an vielen Bühnen, hat mit Ausstatterin Nora Maria Bräuer aus Dresden das Stück „Auf Eis“ von Petra Wüllenweber für Senftenbergs Studiobühne inszeniert.
Viel silbriger Glitzer, allerlei Effektspielereien und Gehopse im Publikum sollen die Unbekümmertheit vorstellen, der dann der „Einbruch ins Eis“ folgt (Die titelgebende Episode wird als Versenken des gemordeten Hundes im nur leicht gefrorenen See nicht genügend inszeniert, also eigentlich ablenkend erzählt).
Die ganze Spannung konzentriert sich auf Tom. Den gestaltet Simon Elias überzeugend. Locker am Instrument tänzelnd und rührend verliebt in Svenja, hat er alle Sympathien. Glücklich im Erfolg, hebt das Crystal ihn himmelwärts. Diesen Aufstieg, dann die erste Unsicherheit und schließlich der Fall, die eiskalte Aggression – diesen Wandel gestaltet Elias in jeder Phase nachvollziehbar, ja, in Körpersprache und Spieltempo meisterhaft. Sein Exzess entlarvt alle Widerwärtigkeit der Droge. Bravo!
Robert Eder ist der schon abgeklärte Bastian, der mit Scheinwerfern zu erhellen sucht, Marianne Helene Jordan die vorsich-
tige Svenja und und die ganz junge Katrin Flüs, sehr schön in der Maske verfallend, verkörpert die Lea. Das betroffene Publikum applaudierte stark. J. Heinrich
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