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Steht noch heute: das römische Aquadukt

Reisen & Unterwegs, Unterhaltung & Freizeit | Von | 26. Juli 2024

FRANKREICH also. Mit dem Fußball hat das unlängst im europäischen Halbfinale nicht ganz geklappt und politisch köchelt’s noch immer. Aber nun lässt Olympia das Land erleuchten. Und ein traumhaftes Reisegebiet war und ist dieses Frankreich sowieso. Das wusste schon der junge (zu einem Viertel französische*) Graf Pückler vor gut 200 Jahren ganz genau. Auf einer Tour zwischen Lyon und Avignon in diesem Sommer hat JÜRGEN HEINRICH in Semilassos kurzweiligen „Jugend-Wanderungen“ geblättert. (III)

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Mehr als 1000 Jahre alt ist die romanische Kirche Saint Philibert in Tournus mit ihrem wuchtigen Tonnengewölbe. Es ist Frankreichs bedeutendstes romanisches Großbauwerk.

Wir hatten den jungen Pückler in Lyon getroffen, später in Arles und Avignon. Die Flussfahrt auf der Rhone ward ihm – damals noch ohne all die modernen Schleusen – beschwerlich, und so wanderte er mit Wulffen, seinem Freund, oder ritt auch mal auf einem Esel oder gemietetem Pferd. „Des fernen Gehens müde, fuhren wir mit einem Vetturino (Lohnkutscher) nach Marseille“, notiert er später. Immerhin begeisterten sich die beiden jungen Grafen nicht nur für Städte und möglichst bequeme Betten, sondern genossen die Landschaft und manches Viaduct. Während die Gesellschaft, der sich beide angeschlossen hatte, im Dorf Lasour dinierte, „benutzen wir (also Pückler und Wulffen) diese Zeit, den pont du Gard zu besuchen.“ Genau notierte er 1808 Länge und Höhe des Bauwerks (275 / 49 m), woran sich bis heute nichts geändert hat, schon gar nicht an der Stabilität dieses mörtellos aus Sandsteinquadern gebauten Wunderwerks. Im 1. Jh.n.Chr. entwarfen es römische Baumeister und heimische Sklaven fügten es zusammen. Welch eine Leistung! Oben floss in einer rechteckigen Rinne das klare Wasser. „Mit Erstaunen mißt man die ungeheuren Blöcke, … die ohne Mörtel noch Kalk schon Jahrtausenden trotzen.“ Den „Schwiegersohn von Augustus“ hat unser Graf als Bauherrn ermittelt.

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Pont du Gard heute. Pückler war begeistert: „…eine alte römische Wasserleitung … verbindet zwei gegenüberliegende Berge, zwischen denen der Gardon hindurchströmt und besteht aus drei Reihen Arcaden übereinander,,,“

Während die beiden sich in die Regeln des hier bis heute geübten Stierkampfes vertiefen, dann nach St. Remy, schließlich nach Orgon und endlich nach Marseille begeben,

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bleibt ihnen kaum Zeit die heute so gefragten touristischen Reize der Landschaft zu erforschen. Weit über Frankreich hinaus zieht das Tal der Ardeche Abenteuertouristen an. Der Fluss erreicht bei Pont Sait Esprit die Rhone. Wir überfahren hier mit unserem ReiseClubCottbus Premium Bus eine bemerkenswerte Brücke, die Pückler noch im Schiff unterquerte: „Sie wird le pont de St. Esprit genannt.“ Schön sei sie mit ihren 24 Bögen, was wir gern bestätigen. Nicht gewusst hatten wir, dass, wie Pückler übermittelt, „der Teufel die Brücke in einem Tag und einer Nacht erbaut haben soll.“ Sie verläuft in einer gewagten Krümmung und trägt bis heute stabil allen Verkehr. Teufel, Teufel!Unser (und einst Pücklers) Reisegebiet weist eine Vielzahl ganz wunderlicher Naturphänomene und Baukunstwerke auf. Dazu gehören die Flusswindungen im wilden Tal

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Allgegenwärtig auch in kleinsten Orten: die dunklen Jahre eines unsäglichen Jahrhunderts.

der Ardeche, die ihre Kanuten durch Stromschnellen und unter Felsbrücken hindurch schickt. Das Kanuerlebnis im Canyon wird heutzutage als Familien-Event vermarktet, und wer heil nach turbulenter Fahrt in Saint Martin d. Ardeche ankommt, wird von da bequem im Shuttle zum Ausgangspunkt zurückgebracht. Früher (lange nach Pückler) konnten mutige Naturfreunde noch unterwegs auf einer der Sandbänke übernachten; das wird heute leider nicht mehr erlaubt.

Wer sich für Architektur, nicht nur die römische, begeistert, findet überall an Rhone und Saône Überraschendes. Etwa die wuchtige Kirche einer Benediktinerabtei in Tournus, ungefähr da, wo Pückler sein Schiff bestieg. Der Ort ist unscheinbar, hat heute nur knapp 6 000 Einwohner und ist touristisch kaum erschlossen. Aber die Kirche mit ihren Tonnengewölben auf dicken Säulen und dem hohen Turm mit vielen Bogenfenstern, vom Fluss aus gut zu sehen, zu Fuß dann aber schwer zu finden, gilt als bedeutendstes romanisches Großbauwerk in ganz Frankreich. Sie steht da unversehrt und, soweit erkennbar, in den letzten Jahrzehnten auch kaum saniert, seit dem 9. Jahrhundert.

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Wer heute Abenteuer sucht in Südfrankreich, findet es im Tal der Ardeche, einem Strom für mutige Kanuten.

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Die weniger ertragreichen Höhenlagen sind in der Provence mit Lavendel bedeckt, dessen Ernte in diesen Tagen – früher als traditionell – beginnt.

Aber auch sonst sind die kleinen, ganz steingrauen Orte der Provence und des Burgund sehenswert. Üppig blühen riesige Oleandersträuche und klettern Blühpflanzen an den Mauern empor, und wer die Stille und Intimität der kleinen Kirchen sucht, findet immer offene Türen und eine ganz sentimentale, religiöse Art der Geschichtsbewältigung. Die Leiden, besonders des I. Weltkrieges, sind tief in den Seelen der Menschen haften geblieben, was sich in ihrer Kunst ausdrückt. Schön, dass inzwischen wieder ein so gutes Verhältnis zwischen den Völkern besteht, wie es seinerzeit auch Pückler erlebte, Er stand zwar als Major 1813 gegen die französischen Truppen im Feld, hatte aber später zu Kaiser Napoleon III. einen direkten guten Gesprächskontakt.



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