Unregelmäßigkeiten bei den Abläufen in den Impfzentren bundesweit, aber auch hier in der Lausitz haben zu Ärger geführt. In Cottbus und Südbrandenburg befassen sich Parteien damit.
Die LINKE fordert ein Ende von Selbstbedienung und Vordrängeln bei Corona-Impfungen. Oberbürgermeister Kelch und das Carl-Thiem-Klinikum seien schweren Vorwürfen ausgesetzt, sagt Christopher Neumann, Vorsitzender der Cottbuser Linkspartei:
„Schon seit Beginn der Pandemie ist uns allen klar: Entspannung werden erst die Impfstoffe bringen, deren Produktion und Zulassung aber erst nach und nach anlaufen. Deshalb gibt es eine klare, unter ethischen und medizinischen Gesichtspunkten abgewogene Reihenfolge, in welcher Priorität einzelne Personengruppen geimpft werden.
Das vorzeitige Impfen des Oberbürgermeisters und die Bevorzugung von Büro-Mitarbeiterinnen im CTK sind wie ein Schlag ins Gesicht der Pfleger und Pflegerinnen und Senioren, die derzeit vergeblich auf ihre Impfung warten. Auch für die Lehrkräfte und Erzieher, die demnächst vorgezogen werden sollen, um im Bildungsbereich wieder starten zu können, sind diese Vorwürfe ein Skandal.
Selbstverständlich gilt es zu verhindern, dass übrig gebliebene Impfdosen verfallen. Aber es gibt Alternativen: Man kann ältere Mitmenschen kontaktieren und von zu Hause abholen oder Pflegepersonen anrufen, die am gleichen Tag keinen Dienst haben. Man kann sich auch beim benachbarten Pflegeheim melden. Stattdessen wird so getan, als sei es eine großzügige Geste, den eigenen Arm zur ‘Resteverwertung’ anzubieten. Das ist es nicht! Die Zeit für eine umfassende Aufklärung dieser Ereignisse wird kommen. Fürs erste unterstützen wir die Forderung der Stiftung Patientenschutz, solchen Impfmissbrauch unter Strafe zu stellen.
Es schockiert, dass es überhaupt eine justiziable Durchsetzung der Impfreihenfolge braucht. Die Pandemie sollte uns doch gelehrt haben, dass wir aufeinander Rücksicht nehmen müssen.“
Die FDP fordert einen Reservepool für Impfwillige. Auch sie reagiert auf Cottbuser Berichte über „Impf-Drängler“. Da es regelmäßig um das schnelle Verimpfen von Restdosen geht, fordern die Freien Demokraten die Schaffung eines Reservepools mit Kontakten zu impfwilligen Bürgern aus den prioritären Bevölkerungsgruppen. So könnte künftig die Impfverordnung eingehalten werden, ohne dass Impfdosen verfallen.
Der Vorsitzende der FDP Cottbus, Felix Sicker, erklärt: „Inzwischen gibt es zahlreiche bestätigte Impfungen von Personen, die nicht der Priorisierung der Impfverordnung entsprechen. Das Augenmerk liegt hierbei auf Personen mit besonderen Ämtern, wie dem Oberbürgermeister von Cottbus oder den Regionalleitern der Johanniter. Doch auch Menschen ohne größeren Bekanntheitsgrad wurden, entgegen ihrer Priorisierung, bereits geimpft. Schuld daran trägt auch die Unplanbarkeit von Rest-Impfdosen. Wichtiger als jetzt mit dem Finger auf die betreffenden Personen zu zeigen, ist aus meiner Sicht eine pragmatische Lösung des ursprünglichen Problems. Da die ausgelieferten Impfstoffe nicht in einzelnen Dosen bereitstehen, gibt es nämlich nahezu jeden Tag ‘übrigen’ Impfstoff. Dieser darf auf keinen Fall verfallen, muss aber künftig auch den richtigen Personenkreis erreichen.“
Sicker weiter: „Wir fordern die Verwaltung auf, eine Liste von Impfwilligen zu erarbeiten, die zu den prioritären Bevölkerungsgruppen gehören. Dazu gehören das Pflegepersonal, Mitarbeiterinnen von Polizei und des Gesundheitsdienstes, Menschen mit besonderen Vorerkrankungen und viele weitere. Sollte sich am Ende eines „Impftages“ eine Restmenge abzeichnen, könnten solche Personen innerhalb von 30 Minuten vor Ort sein. Cottbus ist eine Stadt der kurzen Wege. Diese Stärke sollten wir nutzen.
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