Altes Forst: Mit der Jule zum Forster Rosengarten?

Die 1965er Abschiedstour muss nicht die aller letzte Fahrt gewesen sein…

dw Forst
Unvergessen: die letzte Fahrt der Forster Schwarzen Jule.

Manfred Gnida vom Weinberg aus Spremberg kennt sich diesmal aus: „Gut ist mir noch der Verkehr dieses einst wichtigen Verkehrsmittels in meiner Stadt Spremberg, aber auch, wie im Bild ersichtlich, in Forst. Wie der Feurige Elias der Spremberger Stadtbahn, so diente die Schwarze Jule dem gleichen Zweck als Anschlußbahn zur Bedienung von Industriebetrieben. Auf Rollböcken wurden die normalspurigen Waggons auf die meterspurigen Gleisnetze verladen und transportiert. Nicht nur zur nötigen Versorgung der zahlreichen Industriebetriebe diente die Stadtbahn – auch zum Abtransport von Schutt nach dem II. Weltkrieg. Das Gleisnetz hatte zur Eröffnung 1893 eine Länge von 17 Kilometern und ca.59 Gleisanschlüsse. 1934 verlängerte sich das Netz auf 24 Kilometer und steigerte sich bis auf 98 Anschlüsse. Leider wurden später bei der Zerstörung der Stadt viele Gleisanschlüsse überflüssig, aber der Transport war für den Rest der Betriebe notwendig. War die Fahrt der Jule durch die Straßen sehr abenteuerlich und mit zahlreichen Episoden verbunden, so endete der Betrieb am 31. August 1965. Da die Bahn auch ein Hindernis für steigenden Verkehr wurde, übernahmen Lkw den nötigen Transport. Feierlich endete am 31. August die letzte Fahrt der Jule, als die festlich geschmückte Lok mit offenen Waggons und mit Tischen und Stühlen bestückt sowie einer Pyramide als Erinnerung zur Geschichte der Forster Stadteisenbahn und deren Leistungen in 72 Jahren durch die Straßen fuhr. Die Höchstgeschwindigkeit der Bahn lag bei 8 km/h und besetzt war die Lok mit dem Lok- und dem Zugführer, der für Rangierarbeiten und zur Sicherung der Fahrt sowie für die Bereitstellung und Abholung der Waggons zuständig war. So wie der Rosengarten und der Wasserturm, so gehörte die Jule zu den Wahrzeichen der Stadt. Als Erinnerung sind der ehemalige Betriebshof und Gleisanlagen unter Denkmalschutz gestellt worden. Gleise wurden teilweise unterbrochen, aber Steinmodule kennzeichnen den ehemaligen Verlauf. Die Schwarze Jule fährt nicht mehr, aber Freude kam auf, als am 27.Juli 2012 die Lok Nr.36 von Dresden als Ausstellungsstück in Forst ankam und hier als Erinnerung bis erst einmal 31.Dez.2039 besichtigt werden kann. Eine DVD der Schwarzen Jule mit dem Titel „Auf den Spuren der Eisenbahnlegende aus Forschte“ kann man seit dem 26. Mai 2018 im Museumsshop des Brandenburgischen Textilmuseum erhalten.“

 

Der Cottbuser Klaus Reiter bestätigt: „Hier wurde die ‘Schwarze Jule’ auf der letzten Fahrt geschmückt und es konnten sogar einige Leute mitfahren. Die Stadtbahn hatte ein Streckennetz von 24 km und auf Spezialwagen konnten die Waggons zu den Betrieben gezogen werden. Ihre Spurweite war 1000 mm. Sie fuhr vom 8.5.1893 bis 1965 und hatte 120 PS. Es wurde Kohle zu den ca. 80 Werken gefahren und die Tuche zum Bahnhof. Sie ist heute im Textilmuseum zu sehen. Das wäre noch eine Attraktion, wenn sie vom Bahnhof zum Rosengarten fahren würde.“
Sicher ein spannender Gedanke, zumal der Bahnhof auch zu den sehenswertesten der Region gehört.
Unser Leserkätzchen schmollt: „Miau, Ihr werdet langweilig und zeigt schon wieder ein Bild von der Abschiedsfahrt der ‘Schwarzen Jule’ in Forst. Davon gibt es nicht nur eine Masse Fotos in Privatbesitz, sondern sogar Filmaufnahmen und die findet man auf der vom Forster Museums vertrieben DVD. Wobei mich solche Filme nicht interessieren; mich interessieren nur schöne Naturfilme mit vielen kleinen Tieren, insbesondere mit kleinen Vögeln. Mit miau verbleibt Elli“
Jens Pumpa weiß: „Die Forster Stadteisenbahn, auch kurz Forster Stadtbahn genannt, war eine meterspurige Kleinbahn in der Stadt Forst (Lausitz), die als Industrieanschlussbahn zur Bedienung von Industriebetrieben diente. Mit dem 1. Januar 1920 ging die Bahn in das Eigentum der Stadt über. Die Bahn wurde nach 1945 nicht verstaatlicht, sondern blieb ein kommunaler Betrieb. Zusammen mit der Strausberger Eisenbahn und der Spremberger Stadtbahn war sie somit eine von nur drei regional tätigen Eisenbahnbetrieben in der DDR, die nach dem Zweiten Weltkrieg nicht von der Staatlichen Deutschen Reichsbahn übernommen wurden.“
Und schließlich wollte Heinz Lüdecke die Auflösung auf keinen Fall verpassen. Er schreibt: „Ich bin zur Zeit im Urlaub, aber klar weiß ich, wo die Aufnahme entstanden ist und sage: Das ist eindeutig Forst und zu sehen ist die Schwarze Jule – die Stadteisenbahn von Forst. Leider kann ich nicht mehr realisieren, in welcher Straße sie auf diesem Bild zu sehen ist. Aber es war ein Jubiläum, nicht umsonst sind die Girlanden an der Lok zu sehen. Sie brachte die Kohle zu den vielen privaten Textilbetrieben, die noch ihren eigenen Strom oder auch mit Dampfmaschinen ihre Transmissionen angetrieben haben, um ihre Spinn-, Zwirn- und Webstühle zu betreiben. Ich kenn das noch, hab’ 1964 bei der Firma Brusendorff und Schröter den Beruf des Elektro-Monteurs erlernt und hatte viel mit den Dampfmaschinen zu tun. Das war echt immer ein Erlebnis. Aber die Kohle brachte die Schwarze Jule auf den noch teilweise im Stadtbild zu sehenden Gleisanlagen. Da die Spur der Waggons der DR nicht passte, wurden diese Huckepack genommen. Warum weiß ich das? Ich hatte ein Großcousin, er hieß Fritz Nitschke und war Heizer auf einer solchen Lok und ich durfte sehr oft mit ihm als Kind durch Forschte schnaufen.“

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