In den Sanddünen der Erg Chegaga (Reisebericht Teil 5)

Für das sandige Erlebnis wechseln wir das Fahrzeug und finden Begleiter.

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Eigentlich untypisch im Lande der Lehmbauten: die steinerne Tizourgane Kashba, denkmalgerecht zum Hotel ausgebaut. Erhalten blieben die Kammern, in denen die Siedler Saatgut und andere Wertsachen für Gefahrenzeiten deponieren konnten.
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Der Tuareg-Turban ist noch immer die zweckmäßigste Bekleidung für alle Wüsten-Wetterlagen.

Adaptionen der „Painted Rocks“, der bemalten Felsen, aus dem tiefen Südwesten Marokkos, begegnen uns noch in vielen Orten, meist als Schmuck in Parks. Das ewige Rostbraun schreit nach Farbe. So wurde der anfangs für „verrückt“ erklärte belgische Künstler zum Impulsgeber im Antiatlas.
Die Gegend entlang der algerischen Grenze, durch die einst die Karawanen zogen und die Tuareg ihre ledernen Zelte aufbauten, ist trocken, aber von bizarrer Schönheit. Auf einem weithin sichtbar aufragenden Bergkegel thront die steinerne Tizourgane-Kashba. Sie lädt seit wenigen Jahren als Hotel ein, kann aber für 20 Diram (2 Euro) besichtigt werden. Die Gäste bleiben während der Zeit des Ramadan sowieso aus, und so sehen wir uns ungestört um. Die vielen kleinen, kaum meterhohen Türen sind fest verschlossen. Hotelzimmer passen da nicht rein; es sind Lagerräume, sozusagen Safes, in denen die umliegenden Siedler zum Schutz vor Räubern ihr Saatgut und andere Wertsachen deponierten. In normal bewohnten Kashbas, die wir vielerorts noch finden, werden solche Räume heute als Ziegen- und Hühnerställe genutzt. Wir erreichen Tata, eine Stadt am völlig ausgetrockneten Fluss, deren sattgrüne Oasenpalmen uns erstaunen. Wir wandern hinein in diesen Dschungel mit einem Gewirr von krummen Eselspfaden, auf denen uns auch Mopeds begegnen. Wir markieren wegen fehlender Navi-Signale wie Hänsel und Gretel unseren Weg (nicht mit Brotkrumen, sondern Steinen) und finden die Lösung. Die Oase ist von schmalen Kanälen durchzogen, in einem fließt klares Wasser. Das Logistik-Zentrum liegt in einem würfelförmigem Lehmbau. Seit wenigstens 500 Jahren, erfahren wir, funktioniert hier die „Wasseruhr“, eine schwimmende Kupferschale, die unten ein Löchlein hat. Nach genau 45 Minuten versinkt sie. Die Bauern können diese Zeiteinheit kaufen, und dann wird der Riegel ihres Kanals gezogen und ein Oasenfeld geflutet. Wer gut wirtschaftet, erntet reichlich Datteln und hat Grünfutter für die Tiere unter den Palmen, dazu ein paar Granatäpfel von den Büschen dazwischen.

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In den letzten Märztagen klagte die Niederlausitz über Saharastaub – ein im Frühjahr oft auftretendes meteorologisches Ereignis. Doch keine Bange – es blieb noch reichlich Sand dort, wo er hingehört.

Nichts ist wertvoller und knapper als Wasser hier in der Wüste. Wir haben zum Glück immer ausreichend an Bord und setzen die Fahrt unter sengender Sonne in felsiger Ebene fort. Die gut asphaltierte Straße führt schnurgerade ostwärts. Uns ist nach Pause und wir zweigen, auf Schatten hoffend, zu einer größeren Steingruppe ab. Schön hier. Doch dann fühlen wir uns einer „akustischen Fata Morgana“ erlegen. Rauscht da Wasser?! Unser Terrier Hamzah ist längst eifrig in Aktion. Wir folgen ihm. Und tatsächlich: Die Steinplatte ist wie abgebrochen. In eine rissige Senke rauscht – woher auch immer – ein kleiner Wasserfall, füllt einen – allerdings recht salzigen – See. Wir erfahren später, dass dieser „Wasserfall von Tissint“ bekannt ist, daher der Pistenweg, dem wir folgten. Nun erreichen wir eine wirklich gemütliche Oase, den Campingplatz von Rachit in Foum-Zguid, der uns auch gleich einen Guide samt Jeep vermittelt, um mit einer Übernachtung in die Dünen zu fahren. Das geht hier noch nicht mit Wohnmobil. Mit Abdul finden wir einen fröhlichen, musikalisch begabten Berber, der uns zu den malerischsten Felsschluchten, den gastfreundlic

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Keine „akustische Fata Morgana“ – in einem Graben der unendlich scheinenden Steinwüste rauscht ein kleiner Wasserfall und füllt einen salzigen See.

hsten Beduinen, den dank Solar und Elektro-Pumpen sprudelnden Brunnen, den Steinfeldern, die aus viele Millionen Jahren alten Muscheln, den Bewohnern dieser Wüste, als sie noch Meer war, bestehen, und schließlich zu einem Camp direkt in den Sanddünen der Erg Chegaga. Die sind klein im Vergleich zu den ägyptischen, aber riesig für unseren Sandkastengeschmack. Wir erklettern mühsam über die rutschigen Firste den höchsten dieser feinstkörnigen Gipfel und haben abends Riesenappetit auf die Fleisch-und-Gemüse-Tajine, die ein junger Koch im Camp zubereitet. Nur vier Männer sind es mit unserem Guide, die sich um uns und ein französisches Paar kümmern. Der Vollmond erhellt die Wüstennacht, und mitten im Camp lodert schon bald ein Lagerfeuer. Die Berberjungs sind jetzt in ihrem wirklichen Element. Abdul stimmt seine Gitarre, die anderen drei nehmen die unterschiedlich großen Handtrommeln zwischen die Knie, und schon versinken die herben Minen in dem Gesang ihrer Heimat. Schwermütig-melancholisch zuerst, dann immer rhythmischer in der Art auch hier üblicher Rundgesänge. Die Wüste rundum bleibt still und feierlich.

 


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