In den göttlichen Netzen der Zellijes (Reisebericht Teil 12)

Fès ist die älteste der vier Sultansstädte und geschützte Heimat soliden Handwerks.

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Das Grün des Islam prägt die Dachlandschaft der Moscheen und Medresen in der Königsstadt Fes.

Beinahe hätten sich unsere Wege in der Zwei-Millionenstadt unter den vielen grünen Dächern mit denen einer Gruppe des Cottbuser Reiseclubs gekreuzt. Sie war zur gleichen Zeit wie wir in der Königsstadt, und Teilnehmer schwärmen nun davon. Während sie im Hotel unterkamen, wählten wir einen malerischen Mobil-Standort an einem Flüsschen, das in Fès noch jung ist, bald aber zum großen Strom anschwillt.
Ein Taxi bringt uns in die älteste und wohl bedeutendsten der vier Sultansstädte. Bis 1912 war Fes die Hauptstadt Marokkos. Schon seit 1981 steht die Medina aus unserem Flusstal im UNESCO-Verzeichnis. Zum Glück, denn hier lebt neben der Moderne der Ville Nouvelle die mittelalterliche Atmosphäre aus Tausendundeiner Nacht. Pracht und Würde versammeln sich in den Medresen (Koranschulen), Moscheen jeden Viertels und in königlichen Palästen. Aber auch sonst sind in schmalen, oft steil getreppten Gassen die echten Mosaike in Zellijes-Kunst zu finden, meist an Brunnen, manchmal auch als Tischplatten zum Mitnehmen aus sehr guten Handwerksbetrieben. Während die farbigen Wände oft nur industriell dekoriert sind, zeugen

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Der riesige Souk in Fes gehört zu den aufregendsten Sehenswürdigkeiten in Marokko. Hier wird nicht nur mit allem nur Denkbaren gehandelt und leidenschaftlich gefeilscht, sondern ganz unmittelbar lebendiges Handwerk gezeigt.

die wirklichen Zellijes von alter andalusisch-marokkanischer Kunst, die noch heute handwerklich ausgebildet wird. Glasierte Keramik wird dafür von Könnern per Hammer und Zange zerstückelt, dann mit geübten Augen und Fingern zu Romben, Drei- oder Vielecken sortiert und nun flink im Betonbett zu den Mustern gelegt, denen Linien „göttlicher Netze“ zugrunde liegen. Heute entstehen solche Kunstwerke nur in Villen sehr reicher Leute oder für ausländische Kunden als eisengerahmte Tischplatten.
Wir bewundern die älteste Moschee Marokkos, die 956 „Hochschule“ hieß und somit den Titel „älteste Universität der Erde“ beansprucht. Südwestlich dieser Gegend liegt Fes el Jdid mit dem prunkvollen Königspalast, der an die Machtübernahme der Meriniden im 13. Jahrhundert erinnert. Sein Portal verschließt den Zugang zu majestätischen Höfen; staunend steht der Tourist vor hohen Zedernholztüren, auf denen sich, wie in den Zellijes, golden ziseliertes „Spinngewebe Gottes“ ausbreitet. Schlösser und Klinken in zwei Meter Höhe haben ihre gut verständliche Symbolik.

 

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Unvermittelt gerät der Besucher ins Revier der Gerber, die in den reinen Naturlaugen barfuß stehen und mit bloßen Händen arbeiten. Fleischer werben – durchaus gewöhnungsbedürftig – mit Tierköpfen für die Schlachtung des Tages.

 

Wir wenden uns der aufregendsten Sehenswürdigkeit in Fes el Bali zu – dem weitverzweigten, äußerst lebendigen Souk, in dem nicht nur der betörende Duft und die Farbigkeit der Gewürzpulver, die schönen Kleider, Lederjacken, Berberteppiche und unzähligen Perlmuttschächtelchen faszinieren, sondern auch das lebendige, unmittelbare Handwerk unzähliger Branchen. Da schiebt der Bäcker seine Fladenbrote (andernorts in Marokko isst man vorwiegend französische Baguettes) in den Ofen, nebenan hobeln und schleifen Tischler an neuen oder zu restaurierenden Möbeln, Töpfer, Schneider, Drechsler beginnen nach der Ramadan-Pause wieder mit ihren Werken. Die Fleischer hatten immer gut zu tun, denn in den Fastenwochen wird nachts durchaus üppig geschmaust – neben vielem Gemüse auch Hühnchen und anderes Fleisch.

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Das prächtige Tor zum königlichen Palast in Fes mit den typischen maurischen Hufeisenbögen und reichem geometrischem Schmuck. Warum die Türen nicht zum Eintreten einladen sollen und können, zeigt das Bild auf der rechten Seite.

Da Lammbraten für das große Hammelfest in Juni aufgespart wird, haben jetzt die Kamelschlächter locker Umsatz und hängen die Köpfe der Tiere über ihre Verkaufstresen.

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Filigranes geometrisches Mosaik am Königstor. Die Lupe zeigt, dass es aus glasierten Keramikstücken besteht, die in Beton gebettet sind – echte Zellijes-Kunst.

Weit größeren Raum als in anderen Orten nehmen hier in Fes die fleißigen Gerber ein. Sie salzen und laugen ihre Häute mitten in der Stadt, ohne dass dabei der hierzulande bekannte Gerber-Gestank entstünde. Dicht bei dicht liegen die zu ebener Erde gemauerten Bottiche. Leicht stöhnend walken und schaben kräftige Männer das rohe Leder, ehe es in die Farbbottiche getaucht wird. Nur reine Naturfarben finden Verwendung, was den Arbeitern gestattet, barfuß durch die Lake zu stapfen und das Leder mit bloßen Händen zu behandeln. Sobald es trocknet, warten schon versierte Designer und Schneider darauf, die schicksten Jacken zu fertigen – vielleicht auch für mutige Touristen aus dem Cottbuser Reiseklub.

 

 


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