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Die „Blaue Perle“ im steilen Rif-Gebirge (Reisebericht Teil 13)

Region | Von | 7. Juni 2024

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Im weiten Tal zwischen den 2000er Gipfeln des Rif-Gebirges liegt die „Blaue Perle“ dieser malerischen Gegend, die Stadt Chefchaouen. Marokko-Reisende halten sie für die schönste Stadt dieses königlichen Landes. In sattes Grün gehüllt sind die Häuser und selbst die Treppenstufen fast durchgehend weiß und hellblau angestrichen.

Chefchaouen gilt als schönste Stadt im Lande / Zwischen Berggipfeln und Mittelmeer.

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Hamzah freut sich: Das Mittelmeer ist erreicht. Links liegen die Fischerboote. Den Strand bewachen Soldaten.

Die Königsstadt Fes mit ihren 9.300 (!) Gassen und damit der größten Medina (arabische Altstadt) der Welt liegt hinter uns. Richtung Osten fahren wir zwischen Wiesen, Getreidefeldern und neuen Olivenanpflanzungen weiter. Nahe der kleinen Karawanenstadt Taza essen wir am Straßenrand wie die Einheimischen üppige gebratene Fleischmengen und trinken dazu Minztee. Wir schwenken nach Norden und geraten in karge, wüstenartige Gefilde. Zuletzt steigt die Landschaft nochmal an und durch locker mit Ferienhäuser bebaute Hügel gelangen wir zur Steilküste. Tief unter uns brandet das Mittelmeer gegen die Steine. Weiter östlich liegen an flachem Strand Fischerboote von Beni Boughafer. Soldaten patrouillieren vor uns und verhindern Boat People Dramen und Schlepperkriminalität. Uns haben sie nicht in Verdacht, und so genießen wir hier den Seewind zur Nacht.

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Der Weg durch die Stadt führt über viele blaue Treppenstufen…

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Das Rifgebirge reicht direkt bis an den Mittelmeerstrand.

Die weitere Küstenstrecke mit tief ins Land einschneidenden grünen Schluchten und immer wieder hellem Gestein wird zur Panoramafahrt. Auf dem Cap Ras Tarf überragt der alte Leuchtturm wilde Klippen, von denen unser Blick nach Europa reicht. Aber wir bleiben auf dem Südkontinent, schwenken nochmals hinein ins Land und damit ins Innere des landschaftlich überraschenden Rif-Gebirges. Es zieht sich mit Gipfeln bis zu 2.448 Metern über 350 Kilometer von West nach Ost und geht südlich in den Mittleren Atlas über. Hier ist das Zuhause der aufsässigen Rifkabyten, die sich nie von den Spaniern unterbuttern ließen, weshalb hier sogar schon Bomben fielen. Das wildromantische Hochland gilt bis heute als halblegales Hauptanbaugebiet von Cannabis. Wir haben auch ohne Drogen Freude an der dramatischen Schönheit dieser Bergkulisse mit steilen Anstiegen und tief unten rauschendem Wasser. Touristisch wird die Gegend – sehr zu Recht – mehr und mehr als Wandergebiet erschlossen. Eingebettet in diese Traumlandschaft liegt die „Blaue Perle“ Chefchaouen (typischer Stadtname mit vier aufeinander folgenden, einzeln gesprochenen Vokalen!).

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Die Bäuerinnen mit ihren mit Wollbällen verzierten weiten Strohhüten verkaufen die Landprodukte überall an den Straßen und haben dabei viel zu erzählen.

Weil sich herumgesprochen hat, dass dies wohl die schönste Stadt des Landes sein könnte, konzentriert sich hier der Tourismus, meist der alternativen Art in Form von Rucksackwanderern und eben Campern. Man braucht gute Kondition, um den blauen Ort abseits der touristischen Hauptstraße zu erkunden: Es geht immer steil treppauf oder treppab. Der blaue Anstrich soll angeblich Ungeziefer abwehren, macht sich aber dort, wo viele Blumenkübel stehen oder das bunte Treiben der Marktfrauen herrscht, ganz dekorativ. Die Bäuerinnen fallen nicht nur durch ihren betont aufrecht-resoluten Gang auf, sondern auch wegen ihrer voluminösen Strohhüte mit bunten Wollbällchen. Die Stadt der Berber, in die am Ende des 15. Jahrhunderts viele aus Spanien vertriebene Muslime und Juden kamen, hat heute 45 000 Einwohner und schöne urbane Arrangements. Man isst hier gut, was sogar als immaterielles UNESCO-Erbe verbrieft bleibt, und kann doch nicht ewig verweilen. Zurück geht die Fahrt zum Meer über Tetouan mit seinen Promenaden und breiten Boulevards, einer Festung, Museen und dem Königspalast von Hassan II. – ein Ort zum Entspannen am Meer.

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Auf einer hohen Klippe steht der alte Leuchtturm von Cap Ras-Tarf, beliebtes Ziel von Trecking-Touristen, die sich an winzigen Blüten im groben Geröll erfreuen.

Wir nehmen uns noch Zeit für die spanische Exklave Ceuta an der nördlichsten Spitze des marokkanischen Gebietes. Zeit braucht man – die Grenzabfertigung dauert hier länger als die später ins richtige Spanien. Man verpasst nichts, wenn man sich diese Umstände erspart. Wir steuern nun auf schneller Straße Tanger Med an, den modernen Fährhafen. 9.548 km liegen seit unserer Abfahrt von Cottbus hinter uns, davon 6.400 auf marokkanischem Boden. Von unserer Heimreise erzählt die letzte Folge dieser Reihe.



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