Von Meiers hin zum Osterbaum.

Ins Osternest ist unserem Cottbuser Leser Eberhard Witzke ein Jahrbuch gefallen, und es war ihm durchaus recht: „Ich habe mich sehr gefreut, dass ich beim letzten Rätsel ‘Frank Schöbel vor der Stadthalle’ gewonnen habe. Vielen Dank dafür. Vielleicht können Sie mir das Jahrbuch 2025 zuschicken.“ Schon unterwegs, viel Freude damit. Weiter schreibt Herr Witzke: „Bei dem heutigen Rätsel tippe ich auf B) in Drebkau-Koschendorf. A) Straupitz kann es nicht sein, weil dieses verrückte Oster-und Weihnachtsmannhobby eine Familie betreibt.
Die Straßensituation ist dort eine andere, nicht so lauschig wie auf diesem Bild.“ „Und die schönen Ostertage sind vergangen…“, bedauert Klaus Kaschke, Cottbuser Wanderfreund vom Skadower Weg. Er fährt fort: „Wir befinden uns in Koschendorf im Bollmühlenweg. Unsere Wandergruppe geht seit einigen Jahren diesen Weg auf dem Weg von Drebkau nach Ströbitz gern zur Osterzeit entlang, um den schön geschmückten Garten zu bewundern. Auch dieses Jahr waren wir wieder dort. Der Garten ist wieder schön geschmückt, aber zurückhaltender als in den Vorjahren. Auch die alten Bäume im Vorgarten sind verschwunden. Dafür ist der Windfang mit einem Eierfall schön geschmückt. Ein Nachbar erzählte uns, dass die Besitzerin nun allein dort wohnt, ihr Mann sei gestorben. Sie kann nicht mehr so in der Höhe schmücken.“

Der „Weg des Ruhmes“ für den eiergeschmückten knorrigen Apfelbaum am Ortsende von Koschendorf nahm 2013 seinen Anfang bei Meiers Mittagstisch, bekannt auch als Meiers Spargelhof. Das Essen ist hier gut und preiswert, und so hat sich für die Stammkunden über die Jahre ganz nebenbei ein Basar der Neuigkeiten entwickelt. Der Oßniger Caravan-Händler Manfred Krokor hat schon viele interessante Leute hier getroffen: „Der Eiermann von Koschendorf kam vielleicht zweimal wöchentlich und hat natürlich vor Ostern von seiner mühsamen Arbeit auf der Leiter erzählt. Als er 2013 berichtete, dass gegenüber seinem Grundstück, der unbebauten Straßenseite, eine Parkspur für Busse entstanden ist und immer mehr Reiseunternehmen einen Abstecher hierher machen, haben wir uns das natürlich angesehen. Es war wirklich eine Pracht. Bald erschien dann auch ein Bild im Märkischen Boten.“ Die Leute aus Sachsen oder Thüringen waren begeistert von dem Baumschmuck und haben eifrig Handybilder geschossen. Es war wohl die Aufbruchzeit für Eierbäume im großen Stil; heute gibt es in Cottbus sogar offizielle von der Stadt finanzierte.
Der malerische Ort Koschendorf hat aber auch außerhalb der Osterzeit Interessantes zu bieten, mailt S. Sachse: „Im NIEDERLAUSTZ-Jahrbuch zwanzig-siebzehn, dem ersten Band der Reihe also, ist dem Ort ein kurzes Kapitel (S. 116 ff) gewidmet. 1527 ist der Ort erstmals erwähnt. Im 18. Jahrhundert ließen sich die Wackerbarths hier nieder. Ludwig von Wackerbarth (1749-1817), späterer Freiherr, war ein Großneffe des Geheimen Kabinettsministers bei August dem Starken in Dresden. Er kaufte 1786 Koschendorf und Briesen. Einer seiner Nachfolger, Oscar von Wackerbart (1862-1937), wurde Landrat des Landkreises Cottbus, was besonders Landrat Harald Altekrüger, den aktuellen Amtsinhaber interessiert; er wohnt in Koschendorf und kümmert sich mit seiner Frau gern um die Ortsgeschichte. Erhebliche Bemühungen werden unternommen, um das leerstehende Gutshaus und andere wertvolle Bausubstanz zu erhalten.

Bei Kunstinteressierten gut bekannt ist heutzutage der Koschendorfer Bauernsohn Alfred Janigk (1889-1968), der ein erfolgreicher Porträt- und Landschaftsmaler wurde. Nach einer Lehre als Dekorationsmaler in Cottbus fanden sich Förderer, allen voran der Textilunternehmer Max Grünebaum, die dem talentierten Koschener ein Studium in Berlin und München finanzierten. Janigk kam nach den Studien in die Heimatregion zurück und bekam als niedergelassener Porträtmaler – im Gegensatz zu vielen seiner weniger glücklichen Kollegen – lukrative Aufträge. Nach 1945 fand er Anschluss an die hiesige Künstlergruppe um Elisabeth Wolf und Wilhelm Schieber. 1952 verließ er aber seine Heimat; die Gründe dafür sind nicht bekannt. Er starb in Gelsenkirchen. Die Koschendorfer haben ihm vor einigen Jahren mitten im Ort einen würdigen Ehrenhain geschaffen, einen Platz für Begegnungen und Gespräche, hübsch bepflanzt und mit biografischen Informationen zum Künstler des Ortes. Radler, die unterwegs zur Koselmühle sind, halten hier gern an und machen sich mit Alfred Janigk bekannt.“
Wer sich eine kleine NL-Jahrbuch-Sammlung angelegt hat, findet in Band 4 einen fundierten Text von Siegfried Kohlschmidt zu Malern aus Cottbus und im Spreewald (s.18 ff). Janigks Schaffen und Leben, einschließlich seiner Malreisen nach Frankreich, Italien, Dalmatien und Norwegen, sind hier gewürdigt. Klar wird auch, warum Janigk seine Heimat verlassen hat – verlassen musste. Seine Auftraggeber, Fabrikanten, Kaufleute, Landadel, waren größtenteils vertrieben. So musste er ihnen – wohl oder übel – folgen. Viele hochwertige Bilder Janigks befinden sich in Lausitzer Privatbesitz.
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