Folge 9: Die Pyramiden von Meroe

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Lesen Sie in Folge 10: Der DDR-Löwentempel

2 223 Kilometer weit folgt Jürgen HEINRICH am Nil und in der nubischen Wüste den  Spuren Pücklers und seiner Machbuba. Er fand im
Sudan das Reich der Schwarzen Pharaonen, Tempel, Pyramiden,
Bauern und Beduinen
(Folge 9)

 

 

 

 

 

 

 

 

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Taxi gefällig? Nur hier hat das dienstleistende nubische Gewerbe noch Chancen auf Kundschaft. Wer will, kann für fünf oder weniger Dollar zu den Pyramiden reiten

Durch Christenland zum Dorado des Sudan-Tourismus :
Vom Südende des Assuan-Stausees folgten wir nilaufwärts Pücklers Spur und finden nun seine Hinterlassenschaften.

Wir verlassen die Gegend um Napata und erreichen die Ziegen-Oase Guazali. Hier praktizierten im 7. bis 11. Jahrhundert im koptischen Kloster die Mönche. Sie befassten sich neben ihrem religiösen Alltag im makurischen Reich (s. Folge 3) mit der Herstellung von Tonzeug. Englische Archäologen haben hier 1954-56 gegraben. Heute sind die Ruinen ein Tummelplatz der Nomaden-Kinder. Fremde kommen selten, haben aber immer was Schönes dabei. Die größeren Kinder sprechen artiges Englisch und lassen sich gern fotografieren. Gebettelt wird aber auch hier nicht.
Zwischen stachelnden Akazien übernachten wir im Revier der Bisharin-Nomaden, die mit Dromedaren, Schafen und Ziegen unterwegs sind. Wir versorgen uns bei einer Bauernfamilie, die aus einem fünf Meter tiefen Krater Wasser in ein Feldsystem pumpt und in ausgeklügelter Fruchtfolge mit jährlichen Mehrfachernten Luzerne, Tomaten, Gurken, Auberginen, Melonen, Dill und Zwiebeln anbaut, zu anderer Jahreszeit sicher auch Getreide und Kartoffeln. Die Tomaten werden massenweise halbiert und gleich am Feld sonnengetrocknet.


160603reiseGegen Abend können wir in einer Kleinstadt mit ziemlich wüstem Markt unsere Dattelvorräte ergänzen und erreichen nach wenigen Minuten Meroe. Erstmals, seit wir Khartum verlassen haben, begegnet uns wieder nubisches Geschäftsleben. Meroe ist das Dorado des sudanesischen Tourismus – wenn man überhaupt davon sprechen kann. Immerhin ist außer uns eine kleine australische Gruppe anwesend. Die Dromedar-“ Taxen“ bieten ihre Leistung für wenige Dollar an. Wer das Gefühl des Wüstenritts mag, steigt auf.
Unser Nachtquartier schlagen wir in Sichtweite der Nekropole auf, der Totenstadt. Von einst 140 sind hier noch 20 Pyramiden leidlich erhalten. Italienische Entdecker – besser: Grabräuber – haben die Bauwerke Anfang des 19. Jahrhunderts bedenkenlos von den Spitzen her aufgerissen. So hat sie auch schon Pückler im Jahre 1837 vorgefunden. Ob er schon wusste, dass die Grabkammern tief unter der Pyramide liegen, und zwar für Könige stets drei, für Königinnen zwei, ist unklar. Er äußert sich nicht dazu, hat aber auf alle Fälle an der Außenwand der Pyramiden-Vorhalle von König Arkaman (3. Jh.) seine Visitenkarte hinterlassen: PÜCKLER MUSKAU. Uns wird der Namenszug in Stein noch mehrfach begegnen. Im ägyptischen Abu Simbel trägt ihn ein König gar auf der Brust.
Ja, die Grabkammern hier sind fast alle geplündert, nur die der ganz linken Pyramide nicht. So nehmen wir es als besonders erfreuliches Zeichen, als uns unterhalb der Nekropole eine Schar heimischer Studenten begegnet. Sie führen im Auftrag eines nubischen Instituts Vermessungen aus. Endlich könnte das reiche Erbe dieses schönen Landes in richtige Hände geraten. Wenn gut ausgebildete junge Nubier erst Erfahrung und dann die nötigen Mittel haben, könnte dies hier alles zu einer touristischen Attraktion von Weltrang werden – obwohl 200 Jahre lang alle beweglichen Schätze in der Welt verteilt wurden. Soweit dies staatlich und offiziell geschah, war das vielleicht sogar gut so.
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Der DDR-Löwentempel


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