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Reisebericht: Auf Entdeckung durch Georgien

Reisen & Unterwegs | Von | 30. Juni 2023

Hoch über der Altstadt von Tiblissi, gut per Seilbahn zu erreichen, thront die persische Narikala-Festung aus dem 4. Jahrhundert. Die Sassaniden haben sie über dem Mtkwari-Fluss errichtet. Araber, Mongolen, Türken und andere Invasoren zerstörten sie in den Jahrhunderten mehrfach und bauten sie immer wieder auf.

Hoch über der Altstadt von Tiblissi, gut per Seilbahn zu erreichen, thront die persische Narikala-Festung aus dem 4. Jahrhundert. Die Sassaniden haben sie über dem Mtkwari-Fluss errichtet. Araber, Mongolen, Türken und andere Invasoren zerstörten sie in den Jahrhunderten mehrfach und bauten sie immer wieder auf.

Georgien ist das Mutterland des Weines, in dem Prometheus an Felsen gekettet war und die christliche Kirche früh erblühte.

Friedlich führt unser Weg weit in Richtung Osten: An der Nahtstelle zu Asien liegt als „Balkon Europas“ das zauberhafte, überaus gastfreundliche Land Georgien. Schon Prof. Rudolf Virchow, der als leidenschaftlicher Archäologe hier in der Niederlausitz und im fernen Kaukasus tätig war, schwärmte von jenem Paradies und seiner reichen Geschichte. Jasons Argonauten raubten hier das legendäre Goldene Vlies. Den Spuren der Forscher und Abenteurer folgten Petra und Jürgen HEINRICH 

Wer einmal da war, schwärmt und – da sind sich die Georgier ganz sicher –  kommt wieder. Trotzdem ist das Land im Kaukasus mit Küste am Schwarzen Meer, das heute ganz und gar europäisch tickt, noch weitestgehend unbekannt.

Die Legende erzählt: Als Gott die Erde an die Völker verteilte, kamen die Georgier etwas spät und gaben zu: „Großer Gott, wir haben ein paar Flaschen Wein auf dein Wohl gelehrt.“  Der Allmächtige lächelte mild und gab den Georgiern, da die Erde bereits vergeben war, ein Stück von seinem Paradies.

Dieses Paradies nun ist genau so groß wie Bayern, aber viel schöner mit dem hohen Kaukasus im Norden zu Russland und südlich zu Armenien und der Türkei dem Kleinen Kaukasus. Und von hier kommt aller Wein! Archäologen haben in 8 000 Jahre alten Tonamphoren Traubenkerne vom Weinasatz gefunden. Und als die Heilige Nino schon im 4. Jahrhundert den christlichen Glauben in dieses Paradies brachte, hat sie mit ihrem Haar Rebenäste zum Kreuz gebunden. Dieses besondere Kreuz wird bis heute verehrt in einem Land, das auch eine uralte, im 4. Jh. vor Christus entstandene eigene Schriftsprache pflegt. Es ist eine der ältesten Sprachen der Welt mit 33 Schnörkelbuchstaben, sechs Fällen, elf Zeiten und unüberbietbarer Elastizität des Verbs, die nur vier Millionen Menschen sprechen. Es gibt keine Verwandtschaft zu anderen Sprachfamilien, und früher, als auch noch russisch im Land üblich war, hatten es die Kinder schwer. Sie mussten das kyrillische Alphabet lernen, das georgische und für eine Fremdsprache auch noch das lateinische. Heute spricht fast jedes Kind im Land englisch und viele Erwachsene sehr gutes Deutsch. Das erleichtert den blühenden Tourismus, eine der Haupteinnahmequellen im sonst stark agrarisch geprägten Staat.

All die schönen Vorzüge Georgiens, das die Russen (und auch Deutsche) Grusinien nannten,  sind auch sein Fluch, denn die Reichtümer weckten Begehrlichkeiten schon der Skythen und der cleveren Griechen, die hier in Kolchis (so hieß Georgien im 6. Jh. vor Chr.) dem Goldenen Vlies nachjagten. Dann kamen die Perser, die Armenier, die Römer, Araber, Mongolen und andere, zuletzt die Türken und noch gegenwärtig die Russen. Sie hielten allen Stand, die Georgier, und grüßen sich mit einem „Guten Tag“, das übersetzt „Sei siegreich!“ heißt. Vielleicht nehmen sie von Prometheus ihren Mut, der hier im Kaukasus an den Fels gekettet war und sich nicht unterkriegen lassen wollte von den heidnischen Herrschern.

Tbilisi als Hauptstadt steht exemplarisch für dieses vielbestürmte paradiesische Land. Mindesten 40 Mal in ihrer Geschichte wurde die Stadt zerstört, wurden die Menschen brutal umgebracht oder vertrieben, und doch sind sie noch hier- fröhlich, gelassen, stolz und von wundervollster Kultur umgeben. König Wachtang Gorgassalis soll die Stadt im 5. Jahrhundert gegründet haben. Sie schmiegt sich an steile Felsen und Hänge eines schroffen Flusstals. Die ziegelgedeckten Häuser sind übereinander geschachtelt, durch Stege und Treppen verbunden und schmücken sich mit reich verzierten hölzernen Balkonen. Der mondäne Stadtteil mit Theatern, Museen, Konzerthäusern und etwas stalinistischem Protz kommt aus russischen Zeiten. Über der Mischung liegt heute auffällig mondän  die Palastarchitektur der neuen Herrscher der Jahrzehnte nach dem Zerfall der Sowjetunion und einem unsäglich schweren Neuanfang im freien, nun weltoffenen Georgien.

Mehr dazu in einer zweiten Folge dieser Reihe.

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