Reisebericht: Im feinen Fürstentum Andorra

Szenenwechsel: Die heimatliche Nachrichtenlage hat sich auch über diesen Sommer nicht merklich verbessert. Wer kann, schaut sich um in der Welt nach friedlichen Orten, vielleicht auch in weniger bekannten Ländern. Der Herbst bietet selbst in Europa noch sonnige Tage – ohne EU-Stress. Folgen Sie uns…

Von Petra und Jürgen HEINRICH

Der Sternenkranz am Landeseingang von Spanien aus irritiert: Andorra hat zwar den Euro, ist aber nicht Mitglied der EU.

Paradies für Ski, Snowborder & Mountainbiker / Auch Wanderer, Pilzsammler, und Kultur-Begeisterte kommen auf ihre Kosten.

Viel Landschaft, hohe Berge und 300 Tage im Jahr Sonnenschein – ob Sportler, Naturfreund oder ambitionierter Wanderer, Andorra lässt kaum Wünsche offen.

Das kleine „Fürstentum ohne Fürst“ liegt genau auf der Grenze zwischen Spanien und Frankreich in den malerischen katalanischen Bergen der Pyrenäen. Für uns Lausitzer ist das „nicht gleich um die Ecke“, aber wenn es jährlich 6 Millionen Touristen (meist im Winter) in das Land zieht, das nicht einmal eine Million Einwohner hat, muss es mehrere Gründe dafür geben. Der Weg nach dort führt über die Zielflughäfen Toulouse (Frankreich) oder Barcelona (Spanien) und dann weiter per Bus, oder im eigenen Auto über 2.000 km Straße oder am bequemsten mit dem Reiseclub Cottbus zum Ziel.

Typisches Sommerbild an der Baumgrenze bei gut 2.000 Meter Höhe. Jetzt grasen hier die verwilderten Pferde, im Winter liegen zwei Meter Schnee auf den Hängen.

Im Fürstentum selbst überraschen nicht nur hochmoderne Straßen, supersaubere Ortschaften, moderne Architektur und liebevoll gehegte feldsteinerne Ortskerne mit malerischen Kirchen, sondern vor allem kühne Berggipfel (bis zu fast 3.000 Metern Höhe) und wald- und wiesenreiche Hänge, die als „permanenter Lobgesang an die Natur“ gepriesen werden. Geradezu hymnisch aber wird die Gegend von Ski- und Snowboard-Sportlern gelobt, denn selten gibt es so perfekte Infrastruktur für die Schneehasen wie hier. In hohem Tempo bringen die Kabinen- und Sechser-Sessellifte die Leute auf die Berge, phantastisch gepflegte Pisten mit dichtem Schneekanonen-Netz für alle Eventualitäten führen wieder hinab. Für den Sommer hat das Fürstentum sich zum weltweiten El Dorado der Mountainbiker gemausert. Feine Pisten kreuzen die Hänge, und für internationale Wettkämpfe gibt es regelrechte Arenen.

Andora la Vella, die pulsierende Hauptstadt, liegt, modern gebaut im Talkessel, über dem morgens oft noch Wolken schweben

Alles aber, und das beglückt auch Lausitzer Herbsturlauber, steht jederzeit dem „Normalverbraucher“ als Wander-Wunderland offen. Wer gern Pilze sammelt, wird begeistert sein von Braunkappen, Butterpilzen und zum Saisonfinale auch Steinpilzen, die hier massenhaft wachsen und, im Gegensatz zu den Bestimmungen vieler anderer Länder, auch in beliebiger Menge ausgeführt werden dürfen. Das trifft so nicht ganz auf viele andere Produkte des steuergünstigen Landes zu.

Andora la Vellas Pfarrkirche Santa Esteve, teils aus dem 12. Jahrhundert, wurde restauriert.

Die auffallende Fülle an Tankstellen gefällt natürlich nur den direkten Nachbarn. Einheimische erzählen: Früh kommt ein Tankzug aus Frankreich und liefert Benzin, tagsüber holen Pkw’s zu hunderten den Sprit wieder nach Frankreich zurück. Kein Wunder: Ein Liter kostet dort 1,70, hier nur 1,20 Euro. Da lohnt sich sogar die Bergtour. Im Fürstentum liegen die Steuern extrem niedrig, weswegen auch Zigaretten und Alkohol nicht nur in legalen Mengen außer Landes geschmuggelt werden. Die Polizei aber ist wachsam. Unmengen Kleinwagen mit durchschnittenen Reifen zeugen an den Grenzpunkten vom Erfolg ihrer Jagd.

Am ältesten echten Feldsteinhaus tanzen die Brunnenfiguren.

Für kleine Mengen andorranischer Köstlichkeiten sollte aber jeder Touristenkoffer Platz haben, und so manches Schnäppchen lässt sich in der 2 Kilometer langen Super-Geschäftsstraße der Hauptstadt machen, wo auch attraktive Restaurants und Bars einladen.
Wir kommen darauf gern demnächst zurück…

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Kleinod am Wegesrand: Die Kirche Sant Juan de Caselles, ein romanischer Bau mit lombardischem Turm und kostbarem Renaissance-Altar, leider aber meist verschlossen.
Die Mountainbiker finden auf allen Hängen ihre Pisten.
Die „Destilles Andorra“ ist beliebter Anlaufpunkt für Touristen. Ein Liter Schnaps kostet hier – ob Whisky oder Likör – 10 Euro. Der Besitzer (r. mit Hut) stammt aus Leuthen bei Cottbus und preist seinen „Licor d’ Ossos“, den Bärenlikör…
Zu je zwei Litern sind die feinen Liköre in Plastikkanistern abgefüllt. An der Grenze dürfen sie passieren.

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