In der Lausitz beginnt die Schlachtezeit

Grtzwurscht

Wem hier nicht das Wasser im Munde zusammenläuft… Jeden Dienstag ist in der Hofschlachterei Bennewitz in Tettau Schlachtefest. Neben frischer Wurstbrühe, Wellfleisch, Semmelwurst, Herzen und Nierchen gibt es auch die leckeren Lausitzer Grützwürste. Die Produkte stammen alle aus eigener Produktion. Mehr noch: Rinder und Schweine werden direkt aus der Umgebung angeliefert und kommen definitiv nicht aus der Massentierhaltung. Ein extra Tipp: das mindestens einen Monat abgehangene Rindersteak – absolut köstlich
Foto: A. M.

Im Herbst finden die ersten Feste mit herzhaften Spezialitäten los / Grützwürste sind sehr begehrt.

Region (trz). Im Herbst beginnt in der Lausitz wieder die Zeit der Schlachtefeste. Wenn die wilden Gänse ziehen, so sagen die Bauern, ist das erste Schwein an der Reihe. Die Saison erstreckt sich bis ins zeitige Frühjahr hinein. Noch vor wenigen Jahrzehnten wurde auf vielen Höfen der Region geschlachtet. Vor allem bei grimmiger Kälte und Schnee wurde dieses Ereignis sehr schnell zum Dorfgespräch. Die Leute kamen zusammen, plauderten und nahmen dann in selbst mitgebrachten Kannen und weiteren Gefäßen die leckere Wurstbrühe, prall gefüllte „Gritzwirschte“, wie der Lausitzer zu sagen pflegt“ und manches mehr mit. Vom Schwein wurde so gut wie alles verwertet, kaum etwas blieb vom Tier übrig. Selbst an den Knochen fand noch der Hofhund Gefallen.

 

Hohe Anforderungen

 

Heute wird kaum noch von privat geschlachtet. Viele Leute machen dafür die hohen Hygieneanforderungen verantwortlich. Doch manche Gewerbebetriebe, die die gesetzlichen Vorschriften penibel genau einhalten, laden nach wie vor zu den Schlachtefesten. Denn das heimische Fleisch vom Bauern um die Ecke erfreut sich immer größerer Beliebtheit.
Natürlich hat es seinen guten Grund, dass ausschließlich während der kalten Jahreszeit geschlachtet wird. Mal abgesehen davon, dass im Sommer wohl kaum ein Lausitzer Appetit auf Grützwürste haben dürfte, spielen die Temperaturen eine maßgebliche Rolle. Denn ist es kalt, bleibt das Fleisch länger frisch, während bei Wärme genau das Gegenteil einsetzt. Zudem gibt es bei Schnee und Frost keine lästigen Insekten, die im Fleisch ihre Eier ablegen können beziehungsweise Krankheitsüberträger mitbringen. Ein Wunder, dass auch auf Feldern und in Wäldern nicht im Sommer, sondern im Winter die „Haupterntezeit“ ist.

 

Grützwurst mal anders

 

Apropos Lausitz: Was für die Bayern die Weißwurst ist, ist für die Lausitzer die Grützwurst. Als Fülling wird sie gern auch als „Tote Oma“ bezeichnet, was in anderen Gegenden nicht selten mit einem verständnislosen Kopfschütteln quittiert wird. Tatsächlich handelt es sich um ein Gemisch verschiedener Wurstsorten, das mit der Zugabe von Grütze verfeinert wird. Das Ganze kommt dann in eine feste Pelle, und fertig ist die Grützwurst.
Eine Lausitzer Erfindung ist sie übrigens nicht. Denn schon die alten Ägypter wussten vom Geschmack dieser Delikatesse. Allerdings variieren von Gegend zu Gegend die Inhaltsstoffe, sodass verschiedene Geschmäcker entstehen. Allen gemein ist die Herzhaftigkeit. In der Lausitz wird die Grützwurst insbesondere mit Kartoffeln und Sauerkraut serviert. Kurios: Obgleich viele Kinder an Grützwürsten zunächst wenig Gefallen finden, scheint sich der Geschmack erst im Laufe der Jahre herauszubilden. Und wer ein echter Lausitzer ist, weiß die gute „Gritzwurscht“ überaus zu schätzen.