Reisebericht: Die Frühlingsinsel

Szenenwechsel: Krieg und Krise machen den Deutschen Angst, titelt die üblicherweise gut informierte WELT AM SONNTAG.
Reisen kann helfen, dem Druck wenigstens zeitweilig zu entkommen. Zu vielen Orten sind die Wege noch frei.
Folgen Sie uns in Städte, Wüsten und auf das weite Meer… – VIII

Von Petra und Jürgen HEINRICH

Madeira
Wer auf Madeira bequem wandern möchte, nutzt die Pfade, die unmittelbar die Wasserkanäle, die Levadas, begleiten. Aus dem bergigen Norden bringen die das Wasser zu den Feldern im flachen und fruchtbaren Süden.

Von Kapstadt kommend haben wir wichtige Inseln und Inselgruppen in Atlantik besucht. Nach St. Helena, Kapverden und den Kanaren erreichen wir die Naturinsel Madeira. Manche nennen sie die Frühlingsinsel, weil es hier in mildem Klima immer blüht.

 Pico de Arieiro
Keine Illustration zur deutschen Romantik, sondern ein Stück Weg zum Gipfel des Pico de Arieiro.

So erleben wir sie: sattgrün und in exotischer Pracht blühend. Die Inselgruppe Madeira liegt 600 Kilometer westlich von Marokko, auch die Hauptinsel heißt Madeira. Italiener nannten sie wegen der undurchdringlichen Lorbeerwälder „Holzinsel“. Im 15. Jahrhundert kamen die Portugiesischen Seefahrer, teilten die Ländereien unter sich auf und hielten alles bis heute fest, wenn auch „autonom“ an lockerer Leine.

Madeira hat etwa 250 000 Einwohner, die Hälfte in Funchal, der touristisch attraktiven Hauptstadt mit noblen Hotels, tollen Restaurants, Bars und schillerndem Nachtleben. Die kolonialen Bauten in grellweißem Putz und aus Basalt dunkel gerahmten Fenstern und Türen geben den Plätzen eine feierliche Würde.

Monte
Kirche von Monte. Unterhalb der 74 Treppenstufen starten die Korbschlitten zwei Kilometer talwärts.

Auch oben in Monte, 600 Meter über Funchal, zeigt sich die Kirche am Ende der Himmelsleiter-Treppe in diesem Stil. Die Leute kommen hierher, um sich in Korbschlitten von den weiß gekleideten Carreiros mit Hallo wieder talwärts schieben zu lassen oder um den Botanischen Garten von Monte zu genießen.

Wollmützen
Direkt am Weg strickt und verkauft die Frau ihre Wollmützen.

Seit die europäische Aristokratie im 19. Jahrhundert Madeira als schicken Gesellschaftsort entdeckte – 1861 war Österreichs Kaiserin Elisabeth I., die legendäre Sisi, einige Monate hier – entfalteten sich aus den Mitteln dieser wohlhabenden und meist weitgereisten Inselfreunde Parks und Gärten in großer Zahl.

Wattebausch
Als Wattebausch liegen die Wolken zwischen den Bergen

Eingeführte Arten wie die Strelizie, Orchideen und der (auch im sächsischen Pillnitz) vielbewunderte philippinische Teestrauch, dem Carl von Linné dem Namen Kamelie gab, werden heute als Nationalsymbole und Blumenköniginnen gefeiert. Die Kamelienbäume sind in der Tat riesig und blühen über und über!

Das wirkliche Madeira-Abenteuer aber bietet der Inselnorden. Wanderer können sich hier zwischen den bequemen, landschaftlich reizvollen Wegen an den Levadas, den uralten Wasserka- nälen, entscheiden oder kraftzehrende Aufstiege wagen. Die sind auf schmalen Wegen, mehrfach durch nasse Tunnel und immer wieder mit faszinierenden Ausblicken über den Wolken einzigartig schön. Wer den Gipfelstein des Pico do Arieiro (1810 m) erreicht, überblickt ganz Madeira – ein von kurvenreichen Tunneln durchlöchertes Gebirge, in dem heutzutage jeder Autofahrer bequem an jeden Ort kommt.

Funchal
Kirche am zentralen Platz von Funchal. Grellweißer Putz und dunkle Basaltrahmen schaffen tpischen Kontrast.

Wer Glück hat, findet auch noch einen Grillmeister, der saftige Rind- oder Wildstücke auf frische Lorbeerzweige spießt, die dem Fleisch herrliches Aroma geben. Er darf das noch – ansonsten sind die letzten Lorbeerbestände auf der einstigen „Holzinsel“ heute streng geschützt. Schluss

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Aeroporto
Aeroporto: Die Start- und Landebahn liegt auf Säulen über dem Wasser. Es gibt keine Ebenen auf der Insel.

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