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Heinekens Bilderschloss in Petzolds Garten - Märkischer Bote Heinekens Bilderschloss in Petzolds Garten Heinekens Bilderschloss in Petzolds GartenMärkischer Bote
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Lausitz-Touren: Heinekens Bilderschloss in Petzolds Garten

Radeln & Rasten | Von | 13. März 2015

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Neue Erlebnis-Reihe:

Die schönsten Lausitz-Touren (1)

Städte, Dörfer, Schlösser, Parks, Gutshäuser, Seen, Heimatstuben, Mühlen und andere Sehenswürdigkeiten der Niederlausitz verbindet ein perfektes Wegenetz.
Ob mit Fahrrad, Auto, Wohnmobil, Motorrad oder auch als ehrgeiziger Wanderer – in jeder Jahreszeit lässt sich die Gegend mit Hochgenuss erleben. Und überall laden am Wegesrand schöne Lokale  zur Einkehr oder Rastplätze zum Picknicken ein. Kommen Sie mit uns…

Heute:
Neupetershain – Lindchen – Leeskow – Woschkow – Altdöbern – Peitzendorf – Reddern – Laasow – Wüstenhain – Wiesendorf – Koselmühle – Glinzig – Putgolla – Kolkwitz – Cottbus
Anfahrt per Bahn, Radstrecke 44 km
Text und Fotos: J. Heinrich

 

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Altdöbern: Schloss und Park rücken dieses Jahr erstmals wieder gänzlich ins Licht der Öffentlichkeit. Restauratoren haben viel geleistet – jetzt kommen die Besucher

Altdöbern könnte der Fünfte sein im Verein des Parkverbunds von Brody und Branitz bis Muskau:
Region. In wenigen Minuten hat der Zug uns und unsere Fahrräder nach Neupetershain gebracht. Die schnurgerade Straße am Bahnhof ist an diesem Sonntagmorgen fast menschenleer. Nur Elisabeth Nitschke, geboren auf dem Hügel von Geisendorf, wo die Esskastanien einen kleinen Wald bildeten, stoppt für uns. Die Ruine da? Sie lacht: „Da haben wir getanzt, und die feinen Reisenden kamen mit ihren Zylindern und Taschen und gingen da rein.“ Lang ist’s her. Nach der Pleite versuchte in der Wendezeit noch jemand eine Wäscherei im Ballsaal zu etablieren, dann verfiel alles.
Wir sind in eine Gegend des Wandels geraten, die kaum jemand so gut kennt, wie diese muntere 79-Jährige. In Altdöberns Schloss, unserem Tagesziel, war sie in der Kinder- und Altenheimzeit (bis 1974) Köchin. Dann baute sie mit ihrem Mann hier in Neupetershain. „Gehen sie in die Orangerie in Altdöbern“, rät sie noch und weist uns den Weg: „Gleich links abbiegen, dann über die B 169.“
Unsere Tour nutzt meist Landstraßen in bestem Zustand, die sonntags kaum befahren sind.
Alte Eichenalleen zeigen uns, dass die Orte seit Generationen verbunden sind. Die Bäume stehen, aber die Menschen sind weg. Wir sind jenseits der B-Straße nicht dem Autoweg nach rechts gefolgt, sondern nach links in die Fahrradstraße eingebogen. Auf dem kleinen, neu eingezäunten Friedhof von Lindchen gibt es nur zwölf Grabstellen. „Wohnt ja kaum noch jemand hier“, sagt ein Alt-Lindchener. „Früher waren wir 300, jetzt noch 75.“ Die Häuschen sind gepflegt. Der Park von Gutsherr Salzmann, dessen „Schloss“ die Russen anzündeten und das die Neubauern dann zum Hausbau abtrugen, ist noch zu erahnen. „Weiter drüben gab es ein Rittergut“, ergänzt der Mann auf dem Friedhof.
Wir fahren durch malerisches Land. Auch bei Leeskow hübsche Neubauten und hinten das verfallende Gutshaus. Woschkow ist ein Angerdorf mit festungsartigen Höfen hinter großen Torhäusern. Vorm Ort hat sich Tischler Schmidt schon auf Tourismus eingerichtet. Seine Partyräume, sagt er, locken Berliner und Sachsen in großer Zahl, am liebsten Biker und Radler. Der Backofen ist noch warm, das entbeinte Spanferkel liegt daneben, drei Forellen baumeln im Räucherfach. Dienstfertig schmeißt er die Kaffeemaschine an. Erste Rast. Der Mann ist voller Ideen, hat aber Ärger mit den Behörden wegen mancher Formalitäten.

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Altdöberner See: Noch nicht vollgelaufen, aber doch schon Zankwasser. Die LMBV will auf seinem Grund Ockerschlamm deponieren. Altdöberner und Anglerverband sind empört

Schönheit und Ärger sind dicht beisammen in diesem fast paradiesischen Landstrich. Unter laut surrenden Windrädern setzen wir den Weg nach Altdöbern fort. Eine Frau rät uns, den wunderschönen Radweg am See zu nehmen und kommt gleich auf die „Schlammschlacht“, die gerade die Gemüter empört. Das „see“-Logo nach zehnjähriger IBA-Zeit erzählt von Landschaftsträumen, aber jetzt, drei Jahre bevor der Aldöberner See, den eine ganze Generation als Drecklock ertrug, vollgelaufen sein wird, will die LMBV ihn als Klärgrube nutzen. Das Volk rast.
Aber es strahlt auch glücklich – jedenfalls bei ersten Parkspaziergängen in diesem Frühjahr. Wir haben Altdöbern erreicht, das Kleinod im sächsischen Rokoko, und den prächtigen Park dabei, den Pücklers Meisterschüler Eduard Petzold (1815-1891) wesentlich prägte. 60 Hektar umfasst dieser Park, 13 davon allein der „Salzteich“ im heute noch naturbelassenen hinteren Park. Nahe am Schloss erleben wir das Heckentheater, die vielen Statuen, den restaurierten Neptunbrunnen und ein Stück englischen Garten in Erwartung großer Ereignisse. Die Bundesaktion „Lust am Garten“ wird dem Park als einen von 17 in Deutschland im Juni dieses Jahres verdiente Aufmerksamkeit schenken.
Eigentlich gehört er in den Lausitzer Parkverbund zu Brody, Forst, Branitz und Muskau als Fünfter im Bunde, denn nicht nur die Verbindung Pückler-Petzold, sondern vor allem die von Graf Brühl als Standesherr von Forst und Pförten (Brody) ordnen ihn dazu. Sachsens Premier Brühl hat es einzurichten verstanden, dass sein Privatsekretär und engster Vertrauter Carl Heinrich von Heineken (1707-1791) über den Schwiegervater in den Besitz dieses konkurs gewesenen Schlosses kam. Er baute es aus und schuf das wunderbare Bilderschloss. Ganze Wände sind darin von den besten Meistern des Dresdener Hofes bemalt worden. Die Restauratoren konnten viel davon retten. Am Tag des Denkmals im September wird der Öffentlichkeit gezeigt, was in den letzten 20 Jahren erreicht worden ist.
Wir genießen Park und den Anblick des Schlosses, das nach Heineken noch viele Besitzer hatte, darunter auch Cottbuser Fabrikanten.
Unsere Tour setzen wir über Peitzendorf, Reddern und Wüstenhain fort. Auch hier riskiert jemand Unternehmertum in der Bergbaufolgelandschaft. In Laasow gibt es schon eine Tauchschule, direkt am Radweg eröffnet im Sommer ein Radlerhotel in Wüstenhain. Zu wünschen ist dem Betreiber so viel Erfolg, wie wir ihn, nachdem wir Wiesendorf und das Forsthaus passiert haben, in der Koselmühle spüren. Die frühe Märzsonne lässt hier kein Plätzchen frei bleiben. Zeit für unseren Nachmittags-Kaffee und dann für den Restweg über Glinzig durch die Putgolla, an der Hirschteichmühle und dem Steinteich vorbei, dem Priorgraben folgend, nach Kolkwitz und Cottbus. Acht erlebnisreiche Stunden sind um.



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