Heute berichten wir über eine Person, die nicht aus der Lausitz stammt, die hier aber Großes und Bleibendes vollbrachte.
Aus einem Künstlerhaus
In der alten Hansestadt Lübeck wurde am 24. Januar 1707 Carl Heinrich Heinecken geboren. Vater war der Maler und Architekt Paul Heinecken, Mutter Katharina Elisabeth war Blumenmalerin und Kunsthändlerin. Die Laufbahn des Jungen begann auf dem Gymnasiums in Lübeck, dann folgte die Universität in Leipzig mit dem Studium der Rechte und der Schönen Literatur. Daneben stöberte Heinecken aber eifrig in privaten und öffentlichen Sammlungen herum, und wurde bald zu einem gesuchten und geschätzten Kunstkenner. Um 1730 fand er eine Anstellung als Erzieher im Hause des sächsischen Hofpoeten Johann Ulrich König und später bei dem Premierminister Graf Sulkowsky. 1737 erschien von Heinecken ein Buch, das noch heute von gewissem Wert ist, es behandelt Leben und Werk des Dionysius Longin – zwanzig Jahre vor Lessing und Winckelmann der erste Versuch, zur Geschmacksbildung der Deutschen direkt an altgriechische Weisheiten anzuknüpfen. Dem Bücher schreiben blieb Heinecken trotz zahlreicher Ämter und Geschäfte bis ins hohe Alter treu.
Karriere bei Graf Brühl
Ab 1739 nahm Heineckens Leben einen steilen Aufstieg, der eng verbunden war mit dem Aufstieg des Grafen Brühl. Jener war schon August des Starken Vertrauter und Minister. Als der prunkliebende König 1733 starb, folgte sein Sohn Friedrich August II.
Hatte der starke August bei aller Verschwendung die Zügel der Regierung fest in der Hand, so übertraf der Sohn den Vater nicht nur in punkto Verschwendung maßlos, er hatte auch keine Lust zum Regieren. Vom Vater übernahm er dessen Minister Graf Brühl, der die ungeheuren Mittel für Prasserei und Luxus jeder Art beschaffen musste und dem er auch uneingeschränkte Regierungsgewalt überließ.
Brühl hatte mit den Hof- und Regierungsgeschäften vollauf zu tun, aber an seinem eigenen Vorteil musste er natürlich auch arbeiten. Also brauchte er einen Vertrauten, einen Verwalter seines gewaltigen Besitzes. Diesen Platz nahm Carl Heinrich Heinecken ein, als Lohn schmückte bald das begehrte “von” seinen Namen. Zahlreiche Ämter für den König und für Graf Brühl hatte Heinecken zu bekleiden: Bibliothekar, Kunsthändler, Direktor der Kunstsammlungen, Verwalter der Haus- und Wirtschaftskasse, Vortragender Rat in Steuersachen, Kammerherr, Geheimer Kammerrat usw. usw.
Eine Heirat nach Plan
Graf Brühl zog auch im Privatleben Heineckens die Strippen. Als erstes stiftete er eine Heirat mit der einzigen Tochter des Hofkochs Nöller, dessen Kunst immer königlich belohnt wurde. Nun musste ein standesgemäßer Wohnsitz her, am besten in der Niederlausitz, denn dort besaß Brühl die riesige Herrschaft Forst-Pförten und der Verwalter sollte tunlichst in der Nähe wohnen. Die Standesherrschaft Altdöbern war gerade in Konkurs, prima, bestens geeignet. Den alten Kasten von Schloss, den General von Eickstädt erbaut hatte, konnte man schnell in feinstem sächsischen Rokoko modernisieren.
Juwel sächsischer Kunst
Heinecken war ein hochgebildeter und kunstbeflissener Mann, der durch Heirat zu großem Reichtum gekommen war. So verwundert es nicht, dass er zu Umbau und Ausgestaltung seines Besitzes allererste Künstler beschäftigte. Die Umbauten des Parks, vor allem die Wegeführung, die Anlage der Beete, die Veränderungen am Kanalsystem und die Anlage eines Naturtheaters nahm er mit seinem Kunstgärtner Sparing bis 1755 selbst vor. Die zahlreichen Sandsteinplastiken fertigte der Hofbildhauer Gottfried Knöffler. Die Schlossbauten leitete der hochgeschätzte Baukondukteur Francke. Für die Innendekoration kamen die Holzbildhauer Deibel und Coudray und der Dekorationsmaler Joseph Krinner. Zahlreiche Deckengemälde stammten von Stefano Torelli, die vielen großen Wandbilder vom Hofmaler Dietrich. Nach Rekordbauzeit von rund zwei Jahren war 1750 das Schloss zu einem herrlichen Landsitz, zu einem Juwel sächsischer Kunst geworden.
Prozess ohne Folgen
1763 Graf Brühl starb, war der Tod nur seinem Sturz zuvorgekommen. Er hatte erheblichen Anteil an dem Desaster Sachsens im 7 jährigen Krieg. Alles schrie nach Rache und Vergeltung. Carl Heinrich von Heinecken wurde verhaftet, seine Gelder und Papiere beschlagnahmt, Schloss Altdöbern versiegelt. Er verbrachte eineinhalb Jahre in Untersuchungshaft, jedoch, wie sehr sich die Ankläger auch mühten, eine juristische Schuld war ihm nicht nachzuweisen. Eine Freilassung auf Kaution hatte er abgelehnt, also musste er letztlich entlassen werden. Verbunden damit war aber eine lebenslange Verbannung aus Dresden.
Die “Strafe” hielt sich in Grenzen, denn Heinecken schätzte das Landleben hoch. So zog er sich mit der Gattin, dem Sohn und zwei Töchtern nach Altdöbern zurück. Hier trug er viel zur Verbesserung der Wirtschaft bei, z.B. betrieb er eine Tabakfabrik, eine Brauerei und eine Papiermühle, und widmete sich seinen Kunststudien.
Am 23. Januar 1791 verstarb Carl Heinrich von Heinecken auf Altdöbern. Im Besitz folgte ihm sein einziger Sohn Carl Friedrich, Königlich polnischer Kammerherr.
Siegfried Kohlschmidt
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