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Ein Spremberger machte Gärtner zu Meistern

Spremberg | Von | 23. Juni 2017

Oma und Opa Erwig grau

Der Rheinländer Karl Erwig (1878-1957) kam 1901 nach Spremberg, fand im Ortsteil Slamen seine Wahlheimat, schrieb Gartenbücher und förderte nach dem Krieg die gärtnerische Berufsausbildung, das Kleingartenwesen und beginnenden Naturschutz

Vor 60 Jahren starb Deutschlands erster Gartenbau-Meister Karl Erwig / Seine Bücher waren gefragt.

Spremberg (hnr.). Im Lexikon steht sein Name nicht, aber unter Fachleuten des heute überall hoch geschätzten Gartenbaus sollte er in Erinnerung gerufen werden: Karl Erwig war der erste deutsche Gärtner, der eine Meisterprüfung ablegte. Er selbst hatte in den 1920er-Jahren den schlesischen und dann reichsdeutschen Berufsverband der Gärtner aufgebaut, war bis 1933 dessen Vorsitzender und setzte in dieser Funktion die Meisteranerkennung nach dem Beispiel des Handwerks durch. Er ließ sich selbst nach den strengen Normen als erster vor der Kommission prüfen und bestand ehrenvoll. Karl Erwigs Todestag jährte sich diesen Freitag zum 60. Male.
Geboren ist Karl Erwig bei Solingen. Die Wanderschaft nach der Gärtnerlehre führte ihn durch ganz Deutschland, vom Bodensee bis Berlin, später Schlesien und schließlich nach Spremberg. Hier nahm er, um seine Erfahrungen in allen Sparten abzurunden, eine Stellung als Villengärtner beim Tuchfabrikanten Kommerzienrat Ludwig Heimberger an, dem späteren Vorsitzenden der IHK Cottbus (1903-13).
Von der prosperierenden Industriestadt im Tal der Spree war Erwig sofort begeistert. In seinen Erinnerungen schreibt er: „Mit ihren Fabrikschloten wirkt sie schon beim ersten Anblick als eine Stadt der emsigen und rastlosen Arbeit. Besonders der Georgenberg mit seinem herrlichen Friedhof, seinen kunstvoll bepflanzten Grabstätten und seinem neuerbauten Bismarckturm erregte mein größtes gärtnerisches Interesse. Auch die auf den Straßen dieser Stadt fahrende Eisenbahn interessierte mich sehr. Eine der größten Spremberger Fabriken, die gut ihre 1000 Arbeiter beschäftigte, gehörte Kommerzienrat Heimberger. Ich war der erste Gärtner, den Heimberger einstellte.“
Der junge Fachmann fand schnell Kontakt zu seinen Kollegen in der Niederlausitz und wurde Mitbegründer des Gartenvereins „Viola“. Er versuchte sich dann in Neu-Welzow als selbständiger Erwerbsgärtner, musste aber einsehen, dass sich unter Schornsteinen der Brikettfabriken mit Blumen und Gemüse keine Existenz aufbauen ließ. Das wurde ihm erst im schlesischen Wohlau möglich, wo ihm der Aufbau und die Leitung einer großen Schulgärtnerei übertragen wurden. Er heiratete Anna Jurk aus Spremberg und ließ sich zunächst in Schlesien nieder, von wo aus er knappe drei Jahrzehnte lang für einen einheitlichen Berufsverband und für die qualitätvolle Berufs- und Meisterausbildung wirkte.DSC 5225 grau


1934 ließ sich Karl Erwig in den Ruhestand versetzen und in Slamen/Spremberg ein Haus bauen, das noch heute von seinen Nachkommen bewohnt wird. Er schuf sich hier seinen eigenen Mustergarten und begann, Bücher für den deutschen Kleingärtner zu schreiben, die er selbst mit filigranen Zeichnungen illustrierte. Sein Anliegen war es, den einfachen Leuten, die nach der Schicht im Garten Entspannung suchten, verständlich fachliches Rüstzeug zu geben. Seine Bücher erlebten viele Nachauflagen, wurden auch nach dem Krieg noch mit russischen Lizenzen in Leipzig verlegt und stehen bis heute in mancher Hausbibliothek. In der schweren Nachkriegszeit haben Erwigs „Gebrauchsanweisungen“ manchem ungeübten Familienvater geholfen, mit ordentlichen Gartenerträgen die eigene Ernährungslage zu verbessern.
Weil es die Zeit erforderte, kam Karl Erwig als 67-Jähriger noch einmal aus dem Ruhestand zurück ins aktive Berufsleben. Er wurde zum Gartenbaureferent und als Kreisgartenmeister berufen. Unter seiner Leitung gab es schon 1946 und 1947 Gartenbauausstellungen in Spremberg. Den Berufsschulunterricht für die Gärtner des Kreises übernahm er ab 1935 bis 1950 mit geringer kriegsbedingter Unterbrechung fast lückenlos.
Wenn heute der deutsche Gartenbau ein hohes Ansehen genießt, hat Karl Erwig aus Spremberg dazu Bleibendes beigetragen.

Ausführliches über Gartenmeister Karl Erwig in „Aus dem Leben eines deutschen Gärtners“ – „NIEDERLAUSITZ zwanzig-siebzehn. Ein Jahrbuch“. Im Buchhandel (25,- Euro) oder direkt im Verlag dieser Zeitung



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