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Potsdam hat das letzte Wort

Senftenberg & Seenland | Von | 17. Juni 2016

Sorbisches Siedlungsgebiet im Land könnte  größer werden / Senftenberg in Zwickmühle:
Senftenberg (trz). Die Entscheidung war denkbar knapp: Mit einem Patt ist das Votum der Senftenberger Stadtverordneten bezüglich der Zugehörigkeit der Stadt zum sorbischen/wendischen Siedlungsgebiet bekanntlich ausgegangen. Was wiederum bedeutet, dass das Kommunalparlament die Zugehörigkeit ablehnt. Zuvor hatten allerdings drei Ortsbeiräte, namentlich von Brieske, Großkoschen und Sedlitz, einer Angliederung zugestimmt. Meto Nowak, Referent des Landesbeauftragten für Angelegenheiten der Sorben/ Wenden im Brandenburger Kulturministerium, stellt klar, dass die Minderheit, in diesem Fall der Sorben-/Wendenrat, selbst den entsprechenden Antrag auf Aufnahme stelle. Anschließend prüfe sein Ministerium den Sachverhalt. Die betroffenen Kommunen haben bis Oktober Zeit, eine Stellungnahme abzugeben. Falls indes in Potsdam eine Angliederung von Senftenberg und weiteren Kommunen an das sorbische/wendische Siedlungsgebiet bejaht wird, müsse der Hauptausschuss des Landtages zustimmen.

Sprache oder Kultur

Die mögliche Erweiterung des sorbischen/wendischen Siedlungsgebietes wird durch die Novellierung des Sorben-Wenden-Gesetzes aus dem Jahr 1994 möglich. Nunmehr können auch Kommunen dazugehören, in denen es eine stetige sprachliche oder kulturelle Tradition der slawischen Minderheit gibt. Die Betonung liegt auf dem Wörtchen „oder“. Denn bislang war das Vorhandensein der Sprache zwingend.
Nun dürfte es in Senftenberg und Umgebung so gut wie keine Muttersprachler mehr geben. Allerdings hat sich bereits vor Jahren eine Domowina-Ortsgruppe gebildet, die mithilfe der Schule für Niedersorbische Sprache und Kultur die westslawische Sprache durch diverse Kurse wiederbelebt. Darüber hinaus werden in der Region mehrere Bräuche mit Herz und Liebe gepflegt, die ebenfalls slawische Wurzeln haben. Dazu gehören beispielsweise das Zampern und das Stollenreiten.
Darüber hinaus gibt es in der Senftenberger Gegend einige Menschen, die sich dem west-
slawischen Volk zugehörig fühlen. Das beweise ihre Teilnahme an der Wahl des Brandenburger Sorbenrates.

Entscheidung dauert

Indes dürfte noch einige Zeit ins Land gehen, bevor die Entscheidung fällt, ob Senftenberg und weitere Kommunen Teil des sorbischen/wendischen Siedlungsgebietes werden. Dort gibt es laut Meto Nowak aber keine Sonderrechte für Sorben/Wenden. Stattdessen erfolge im Siedlungsgebiet ein Ausgleich von Nachteilen. So bestehe dort ein Rechtsanspruch auf Sorbisch-Unterricht. In der Vergangenheit hatte es immer wieder Vermischungen zwischen dem eigentlichen sorbischen Sprach- und dem Siedlungsgebiet gegeben. Grundsätzlich gilt, dass das Siedlungsgebiet immer größer ist als das Sprachgebiet.
Selbst zu DDR-Zeiten gab es darüber unterschiedliche Auffassungen, hat Meto Nowak recherchiert. So gab es beispielsweise verschiedene Prozentzahlen von Sorbischsprechern in den einzelnen Kreisen des Bezirkes Cottbus, damit diese dem Sorbengebiet angehören durften. Während in Lübben ein Prozent der dortigen Einwohner entsprechende Sprachkenntnisse vorweisen musste, waren es in der Stadt Cottbus vier, in Forst sogar 60 Prozent. Der Kreis Senftenberg taucht in diesen Akten des DDR-Innenministeriums gar nicht auf. Allerdings existieren mehrere Fotos, auf denen in Senftenberg und Großräschen sorbische/wendische Namen, etwa auf Bahnhofsschildern, zu lesen sind. Wann und warum diese später aus der Öffentlichkeit verschwanden, verbirgt sich im Dunkel der Geschichte.



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