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Bad Muskau: Glas für alle Tage

Region | Von | 23. Dezember 2016

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Keineswegs kostbar, aber schön: Richard Süßmuth (1900-1974) hat diese Vase entworfen, die 1932 im Katalog von Ankerglas Bernsdorf angeboten wurde, dahinter Vasen aus der gleichen Zeit Foto: J. Heinrich

Im Schloss Muskau versammelt sich Gebrauchsglas aus Bernsdorf / Führung am 30. Dezember

Bad Muskau (hnr.). Es strahlt durchaus festlicher Glanz aus den Vitrinen im Obergeschoss des zuletzt niederländischen, zuvor callenbergschen und pücklerschen Schlosses. Die schönen Gläser, 640 an der Zahl, standen jedoch nie auf fürstlichen Tafeln, eher in Schränken, auf Tischen und auf Vitrinen einfacher Leute von London bis Königsberg, aber natürlich auch hier in der Lausitz. Der Historiker Siegfried Kohlschmidt aus Cottbus hat sich auf die Sinnsuche nach Produktion und Design der Firma Ankerglas Bernsdorf im früheren Bezirk Cottbus, jetzt Sachsen, begeben und den stillen Zauber hinter einem etwas abfälligen Begriff gefunden: Pressglas.
Zu finden ist es bis heute in jedem Haushalt – ob als Zitronenquetsche, Einkoch- oder Lampenglas. Vielfach auch noch als Vase, Kompottschüssel oder Ascher. Glas aus Bernsdorf könnte uns jetzt weihnachtlich erfreuen: Die Fabrik produziert die Flaschen für „Karlsbader Becher“ und andere Edelliköre.
Die in Muskau gezeigte Kollektion von Siegfried Kohlschmidt, der seit 30 Jahren Lausitzer Glas sammelt, und von Architekt Richard Anger, Berlin, konzentriert sich auf Ankerglas der Zeit seit Ende der 1920er-Jahre bis 1968, als die Produktion auf Behälterglas reduziert wurde.
Bernsdorf erblühte mit dem Glaszentrum Lausitz seit Mitte des 19. Jahrhunderts. Das „Warenzeichen“ Anker taucht erstmals 1898 auf, und wohl damals schon begann das Bemühen um Eigenständigkeit im deutschen Glasgewerbe. Ab 1932 sind Messe- kataloge erhalten, die den Formen nun auch Namen zuordnen.
Art Deco (Jugenstil) weicht neuer Sachlichkeit, und Handschriften von Richard Süßmuth, kurzzeitig des Dresdener  Kunstpro-
fessors Hans Jäger, später Friedrich Bundtzen und vor allem über eine lange Periode Erich Herzog lassen Gläser entstehen, die in Farbe, Form und auch Gebrauchswert überzeugen. Nicht alles, was stilbildend die Anker-Marke prägen half, setzte sich auch durch. Prof. Jägers Kunst „jagt“ mit wundervollen Motiven des edlen Waidwerks dem eher schlichten Klientel einfach davon. Andere Designs behaupten sich und gefallen über Jahrzehnte. In Zeiten der Not nach dem Kriege ersetzte gut geformtes Glas das Porzellan auf den Tischen vieler Umsiedlerfamilien. Dass die Glashütten auch in die Kriegswirtschaft, und hier nicht nur mit Gläsern für Autoscheinwerfer, einbezogen waren, zeigt eine Glasmine aus Bernsdorf, die, ohne Designanspruch, der historischen Vollständigkeit halber zu sehen ist.
Leider bleibt das Muskauer Schloss an den Feiertagen geschlossen, aber am 30.12. lädt Siegfried Kohlschmidt 14 Uhr zu einer Führung ein. Der Weg aus unserem Leserland lohnt sich auch wegen des zu allen Jahreszeiten wunderschönen Pücklerparkes, der weit ins polnische Nachbarland hinein reicht.



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