Bitte aktiviere / Please enable JavaScript![ ? ]
Spremberg: Vor etwa 108 Jahren bot sich dieser Blick vom Georgenberg auf die Stadt - Märkischer Bote Spremberg: Vor etwa 108 Jahren bot sich dieser Blick vom Georgenberg auf die Stadt Spremberg: Vor etwa 108 Jahren bot sich dieser Blick vom Georgenberg auf die StadtMärkischer Bote
Dienstag, 19. März 2024 - 11:31 Uhr | Anmelden
  • Facebook SeiteTwitter Seite

header-logo

 
Clear sky
5°C
 
das epaper der lausitzer heimatzeitung
Anzeigen

Spremberg: Vor etwa 108 Jahren bot sich dieser Blick vom Georgenberg auf die Stadt

Bilder aus dem alten Spremberg | Von | 1. September 2012

damals120901_spbGiebel verrät Zeit / Foto stammt aus dem Jahr 1904
Hans-Joachim Nevoigt schreibt: „Zu sehen ist ein über 100 Jahre altes Foto von den Hängen des Georgenbergs auf die Altstadt Spremberg mit der Kleinen Spree und der Forster Brücke. Das Postamt mit seinem markanten Telegrafenturm lugt aus dem Dunst hervor. Der Giebel zur Langen Straße zeigt an seiner Spitze die Jahreszahl 1904 für jeden lesbar. So kann man leicht auf das Alter schließen. Die Villa im Vordergrund würde ich dem Fabrikbesitzer Levy zuordnen. Er musste im 3. Reich das Land verlassen und sein Eigentum den damaligen Machthabern übergeben. Das war eine reine Überlebensfrage. Die neuen Eigentümer hießen dann eben Müller. Den modernen Umbau zum Betonskelettbau hat der alte Besitzer auch noch gemacht. Der Schornstein steht heute noch. Die große Einfahrt am linken Giebel musste sein, weil diese Fabrik keinen Gleisanschluss der Stadtbahn hatte, um die Kohle ranzufahren. Ein großer Lastwagen mit Anhänger und Vollgummibereifung fuhr Tag für Tag mit Kohle. Das Fahrzeug hat sogar den Krieg überlebt und ist dann für die Ziegelei Jessen gefahren. Im Krieg waren die Webstühle ausgebaut und große Drehbänke aufgebaut. Es wurden Granaten (8,8 cm) gedreht. Die Maschinen waren dann Kriegsbeute für die Sieger. Der Betrieb wurde später Textilwerk II VEB. Die Villa wurde nach dem Krieg Kindergarten Grete Walter. Das Gebäude ist aber in der Wendezeit abgebrannt. Rechts von der Villa die Gebäude der Familie Knofius, hier wurden die Tuche gefärbt. Das warme bunte Wasser lief dann in der Schleuse offen den Berg runter und wir als Kinder waren barfuß immer drin. Das war schon vergnüglich. Zu Haus haben wir gesagt, wir waren wieder in Levis Tunke. Vor der Bleiche lief die Farbe dann in einen Gully und durch ein Rohr in die Kleine Spree. Da gab es manchmal jeden Tag eine andere Farbe. Das niedrige Gebäude an der Fabrik war die Gaststätte von Kischza. Heute ein neues hohes Gebäude mit einer griechischen Gaststätte und vielen Büros. Das letzte hohe Haus, die Volkssolidarität, war vom Bauunternehmer Richard Mittag noch nicht gebaut worden.“
Manfred Gnida schreibt: „Diese einst wunderschöne Villa im Vordergrund wurde 1887 vom Tuchfabrikanten Carl Jäckel erbaut und Nachfolger war der Tuchfabrikant Ludwig Levy. Levy war auch der Nachfolger der Tuchfabrik J. P. Wissinger in der Georgenstaße, die man im Bild in dieser Straße sehen kann. Da Levy Jude war, wurde er nach der Machtergreifung der Nazis enteignet und ging 1935 in die Emigration. Sein Nachfolger wurde der Tuchfabrikant Carl Müller. Nach dem II. Weltkrieg war der Betrieb in Textilwerk II. benannt, wo wieder ein Jude, Nathan Bernfeldt, die Leitung übernahm. Er erlebte die Nazizeit, da er damals mit einer Frau arischer Abstammung verheiratet war. Bis 1990 erfolgte hier die Produktion, bis die Ära des einst größten Wirtschaftszweiges der Stadt ein Ende fand. Bis heut ist das historische Bauwerk seinem Schicksal überlassen und wartet auf eine bessere Zukunft. Links neben dem Werk erkennt man ein kleines Gebäude, welches als ‘Totenschenke’ bezeichnet wurde. Den Namen erhielt das Gasthaus, als noch Begräbnisse auf dem Georgenbergfriedhof waren und die Trauergäste später dort einkehrten. Kischza war damals der Wirt, bis Martha Curth bis in die letzte Zeit hier bekannt wurde. Nach Abriss des Gebäudes befindet sich heut ein modernes Griechisches Restaurant ‘Hellas’ und Büroräume dort. Nochmals zurück in die Wiesengasse, hier erkennt man am Anfang die Tuchfabrik Knofies, wo später Ludwig Levy der Pächter war. Danach folgte ein Wohnhaus und die Villa, an die ich persönliche Erinnerungen habe. Unsere Tochter besuchte dort die Kindereinrichtung ‘Grete Walter’. Ein Schicksal führte zum Ende dieser Einrichtung, welche nach 1945 Domizil vieler Kinder war. Schon in den 70er Jahren wurde durch einen Bergrutsch das Haus teilweise einsturzgefährdet und musste später beräumt werden. Brandstiftung in Folge beschädigte das Haus schwer und es erfolgte nach Berghangsicherung der Abriss und die Beseitigung der weiteren Häuser bis an die Georgenstraße. Es wurde Platz geschaffen für neue Häuser, wo im August 1995 der Bau begann.“



Anzeige

Kommentar schreiben

Kommentar


Das könnte Sie auch interessieren: