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Forst: Tuchfabrik weckt viele Erinnerungen

Bilder aus dem alten Forst (Lausitz) | Von | 18. Februar 2012

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Tuchmacherfabrik war einst der Stolz der Stadt

In der Fabrik haben viele Leser noch gearbeitet / Tuche wurden zu DDR-Zeiten an C&A verkauft
Wolfgang Schenk schreibt: „Mit diesem Ratebild haben Sie meine Erinnerungen an meinen geliebten Großvater wachgerufen. Er arbeitete hier bei C. A. Groeschke in der gleichnamigen Straße in der Walke. Auf dem Ratebild links sieht man das Heizhaus mit einem Haufen Braunkohle davor, danach folgte in der Straßenkurve die Walke und Aperetur mit einem kleinen Schutzdach vor dem Eingang. In der Walke wurden die Streichgarngewebe mittels einer sauren, alkoholischen oder neutralen Lösung im Walkbehälter gestampft und geknetet und verdichtet bzw. verfilzt, was zum Verringern der Tuchlänge und -breite führte (einwalken). Gleichzeitig wird das Tuch entfettet und gereinigt. Für die Fabrikarbeiter eine schwere Arbeit in kühlen nassen Räumen. Reißen und Blasenerkrankungen sind oft die Folge im Alter. Auch Unfälle kamen vor. Mein Großvater verlor den Zeigefinger und die anderen Finger zur Hälfte der rechten Hand. Nur der Daumen blieb erhalten. Bei der Korrektur des eingelegten Tuches geriet er zwischen die Walzen. Das Abschalten der Walke durch einen Kollegen verhinderte schlimmeres. Nun noch kurz etwas zu Herrn Groeschke. Er lebte von 1812 bis 1886. Im Jahre 1845 ließ er englische Buckskin-Stoffe von Leinewebern produzieren. Seine Tuchfabrik wurde 1843 gegründet. Angetrieben wurden seine halbmechanischen Spinnmaschinen mit der Wasserkraft des Mühlgrabens, später mit einer Dampfmaschine. In den anderen Gebäuden des Ratebildes waren die Spinn- und Webabteilungen, sowie ein Lager untergebracht. Am Gebäude vorn rechts war das Namensschild C. A. Groeschke zu sehen. Der erwähnte Schornstein stand zwischen Heizhaus, Maschinenhaus und Walke auf der linken Seite. Auf dem Gelände der heutigen ‘Schule Mitte’ hatten wir 1947 einen kleinen Garten an der Fabrikwand.“
Käthe Ruhnow sagt am Telefon: „Hier habe ich 25 Jahre gearbeitet. Von 1942 bis 44 habe ich hier meine Ausbildung zur Buchhalterin gemacht. Nach dem Krieg arbeitete ich bis 1967 im Büro als Buchhalterin. Ich habe die Arbeit in sehr guter Erinnerung behalten. Die Tuche gingen auch in die Bundesrepublik wie etwa zu C&A. Wir haben gut gearbeitet.“
Hannelore Hauschke schreibt: „Das ist die Fabrik C.-A. Gröschke mit dem Kohlenhaufen davor. Und zwar stand da der Heizer davor, das war der Vater meiner Schulkameradin. Der hieß Börner. Der winkte uns immer zu. Ich kam aus der Jahnschule. Vorne ist ein Holzgeländer, dahinter der Mühlgraben. In diesen Mühlgraben lief immer das Abwasser der Fabrik hinein. In den Mühlgraben führte eine Holzbrücke aus groben Bohlen, zwischen denen große Ritze waren. Ich musste als Kleinkind von drei Jahren ab immer über  die Brücke gehen, an Wiesen vorbei zu meiner Großmutter. Als ich über die Brücke ging, hatte ich immer etwas Angst, weil der Mühlgraben schnell floss und spuckiges Wasser hatte. Der floss durch die ehemalige Badeanstalt, wo ich später schwimmen lernte.“
Sigrid Kreische schreibt: „Der Mühlgraben war die Lebensader der Forster Tuchindustrie,  durch die Wasserräder wurden die Maschinen angetrieben, bevor es zur Einführung der Dampfmaschine kam. Bemerkenswert ist, dass der Tuchmachermeister Carl-August Groeschke im Jahre 1840 in Forst die „Buckskin-Produktion“ einführte. Dabei ging es um die Einführung von gemusterten Stoffen, bekannt unter der englischen Bezeichnung Buckskin (Boxhaut). Der Vorteil dieser Buckskin-Stoffe lag darin, dass sie weitaus billiger hergestellt werden konnten als die aus England importieren Buckskin-Stoffe“.
Horst Baltin schreibt: „Die Einwohner, die da in der Nähe gewohnt haben, wurden auch mit Strom versorgt. Sie mussten sogar die Stromrechnungen dort bezahlen“.
Hans-Joachim Schulz schreibt: „In der Gründerzeit erfolgte die Produktion mit Handwebstühlen und halbmechanischen Spinnmaschinen, welche mit der Wasserkraft des Mühlgrabens betrieben wurden. Im Laufe der Jahre wurde dieser Betrieb wiederholt vergrößert und mit den zur damaligen Zeit jeweils modernsten Maschinen ausgerüstet.“
Herbert Gottschalk schreibt: „Groeschke wurde sogar wegen seiner Produktion von gemusterten Stoffen aus der Forster Tuchmacherinnung ausgeschlossen.“
Ein gerahmtes Foto erhält Wolfgang Schenk.       Glückwunsch!



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