Manfred Gnida schreibt: Schon einige Jahre sind vergangen, als diese Aufnahme aus luftiger Höhe gemacht wurde. Gebäude und Fahrzeuge stellen nach einem Rückblick das ungefähre Jahr seiner Entstehung dar. Der Blick geht erst einmal die Dresdener Straße, damals Clara-Zetkin-Straße, von westlicher Richtung nach Osten die Lange Straße entlang zum Altstadtkern und Georgenberg. Mitte der 60er Jahre entstammt meiner Meinung nach dieses Bild. Der Fotograf stand auf einem neu errichteten Gebäude, da fast alle Gebäude dieser Häuserzeile Opfer durch Kriegseinwirkung wurden. Vom Dach des damaligen Konsum Kaufhaus „Fortschritt“ geht dieser Blick über die 1957/58 neu erbauten Wohnblöcke. Damals war dort auch der Standort der Knabenschule, worauf die Straßenbezeichnung Am Schulhof, eine Querverbindung der heutigen Dresdener zur Leipziger Straße erinnert. Dort befanden sich auch die Gebäude am linken unteren Bildrand und einst auch die Wohnung des Schulmeisters. Zu erkennen sind weitere markante Bauten in der
Gartenstraße, Kesselstraße, die Kreuzkirche u.s.w.. Noch etwas zum rechten Straßenteil. Dort ist unter anderem das Tradi-
tionsgeschäft des Buchhandels Krätschmar und der 1959 errichtete Neubau zwischen der Wirth- und Lindenstraße zu sehen. Im Anschluss folgt die Kaufhalle „Mitte“, die es aber zur Zeit dieser Aufnahme noch nicht gab und erst am 10. März 1975 eröffnet wurde. Noch ein Merkmal zur Entstehung des Fotos ist der LKW mit Anhänger dem Typ W50, wo die Produktion zwischen 1965 und 1990 in vielen Varianten erfolgte.
Hans-Jürgen Lehradt schreibt: Die Aufnahme vom Haus war zuletzt NKD, in der DDR Konsum-Kaufhaus. Fast nicht mehr zu sehen an der Bildecke unten rechts ist die Bogenstraße noch mit der Spitze zu erkennen. Das Geschäft daneben war Lebensmittelladen Merle. Ganz Links unten sieht man eine Mauer und ein Hinterhaus, dort habe ich meine Kindheit verbracht bis zum 14. Lebensjahr. Das Grundstück gehörte Malermeister Mätschke, Leipziger Straße 14. Unsere Familie hatte dort zur Miete gewohnt. Das Haus war Ruine und der Malermeister hatte sich das Haus zur Straße ausgebaut, und das Hinterhaus, das hier zu sehen ist, vermietet. Das Haus zur Leipziger Straße zu ist nicht zu sehen.
Das Kaufhaus war nach dem Kriege auch Ruine, dort haben wir als Kinder oft gespielt. Es gab ja nichts anderes zu spielen. Auch das Haus vom Buchhändler war eine Ruine und wurde erst wieder aufgebaut. Das Foto müsste aus den 70er Jahren stammen.
Lutz Kellner schreibt: „Der spärliche Verkehr lässt auf einen Aufnahmetag am Wochenende schließen. Rechts vor der Buchhandlung Kretschmar stehen heute die Figuren mit den Spremberger Orignalen Räuberhauptmann Lauermann, Harry Piel und Mutter Birnbaum. Wobei ich sagen muss, dass ich bis dahin von Mutter Birnbaum nie etwas gehört habe. Aber kurios finde ich, dass der Künstler dem Harry Piel eine moderne luftbereifte Schubkarre verpasst hat. Links der Straße hinter den Dächern war unter anderem die Hanseatenstube, vorher jedem Spremberger als Imbissstube geläufig. Viele werden sich nicht mehr erinnern oder es nicht wissen können, dass im Obergeschoss der Imbissstube die HO einen Verkauf von billigen Waren, genannt Bi?Wa, betrieb. Eine Art sozialistischer Kik. Es könnte sein, dass der Fotograf an einer Antenne dreht, um einen Blick ins Westfernsehen werfen zu können. Es könnte auch so gewesen sein, dass der Fotograf ein FDJler war, der als Kampfauftrag die im Foto zu erkennende 16 Elemente-Antenne, die auf Berlin ausgerichtet sein dürfte, zu drehen oder abmontieren zu hatte.