Schon seit 120 Jahren gibt es Schutz für das Wild.
Bye, bye Marx, Lenin und Mao. Wir verlassen den kommunistisch regierten Gottes-Bundesstaat Kerala und passieren nordwärts grenzüberschreitend ein riesiges Landschaftsschutzgebiet und Wildtier-Reservat. Allein der Kernpark, Bandipur, hat 880 Quadratkilometer Wald und Steppe. Riesige Elefantenherden leben da und auch Tiger, die Rothunde, die wie unsere Wölfe im Rudel jagen, und andere tropische Arten. Es wird hier nie kälter als 10 Grad, also gibt es immer Futter für alle in der Nahrungskette. Schon 1898 gab es für die Wälder einen Schutzstatus. Safarianbieter versprechen heute tolle Erlebnisse, aber wir sehen nur die schönen, fast zutraulich äsenden Axishirsche und in der Nähe von Dörfern Elefanten, die halbwild an Menschen gewöhnt sind.
Karnataka heißt dieser Bundesstaat am Arabischen Meer, in dem Kaffee, Gewürze und Obst seinerzeit die Briten reizten. Hyder Ali und noch mehr Tipu Sultan, der „Tiger von Mysore“, haben sie im 19.Jahrhundert, teils in Koalition mit den Franzosen, erbittert bekämpft. Alis prachtvolles Grabmal erinnert an Englands Eindringen. Die Briten schlugen zuletzt auch den „Tiger“ mit Übermacht und ließen ihn immerhin beim Vater beisetzen. Dann verkam das Grabmal. Erst in jüngerer Zeit wurde es restauriert. Das ist auch ein Zeichen des Großmuts hinduistischer Lebensart. Hyder Ali und Tipu Sultan waren immerhin verschärfte Islamisten und wollten mit ihren militärischen Raketen (!) im Bund mit den Osmanen schon damals die Weltmacht.
Nur gut, dass heute das possierliche Riesenrind Nandi unterhalb eines Tempelgipfels über der Stadt Mysore thront. Das Reittier Shivas wird verehrt, wie der Gott selbst und schaut gütig ins Tal.
Die Stadt ist bis heute gezeichnet von der Hand des „Tigers“, der alles Alte zerstören und Neues bauen ließ. Aber die Briten hielt er trotz allen Mutes nicht auf.
Magnet für Touristen aus ganz Indien ist der Amba-Vilas-Palast, den der Engländer Henry Irving 1897 entwarf. Gegen seine Dimensionen und die kostbare Ausstattung wirkt Friedrichs Sanssouci wie eine Gartenlaube. Riesige Empfangshallen strahlen in Marmor und Silber, Hunderte Säulen tragen kühne Bogen, die Hochzeitshalle reicht über mehrere Etagen, und jedes Detail verkörpert edelstes Kunsthandwerk, verziert mit Gold und Türkisen. Welcher Genuss in diesen kühlen und doch offenen Hallen, in dem jedem geladenen Gast mit Gefolge sein würdiger Platz zugewiesen bleibt. Denn alles ist, trotz der Touristenströme, auch in Funktion. Die Herrscher-Familie bewohnt einen Teil des Palastes. Uns empfängt sie nicht, und so mischen wir uns unter das bunte Volk in der quirligen Großstadt.
Nächste Folge: Butter für den nackten Mann
Schreibe einen Kommentar