Der blaue Papagei führt zu Korrespondenz-Ausstellungen in Branitz und im Schloss Babelsberg
Region (J.H.). Nachdem Fürst Hermann von Pückler-Muskau und seinen Kunstwerken letztes Jahr in der Bundeskunsthalle Bonn größte Aufmerksamkeit zuwuchs, bleibt der Grüne Fürst in dieser Saison an mehreren Orten für Kunstfreunde spannend.
Das großartige Muskau
Mit einer spannungsvollen Ständigen Ausstellung macht Schloss Muskau, Pücklers Geburtshaus, auf intelligente Weise mit dem eitlen Schelm, genialen Reiseschriftsteller und Meister der Landschaftsgestaltung bekannt. Der riesige Park beansprucht einen ganzen Wandertag. Aber Muskau zeichnet sich unter den Pücklerorten auch durch den allerbesten Service für Besucher mit exzellenter polnischer Gastronomie in Schloss und Park aus. Gerade bis in den Badpark hinein erweitert wurde die beliebte Arnimsche Waldeisenbahn.
Schloss Babelsberg
An Ansehen gewinnt Babelsberg, nachdem nun das Schinkel-Schloss von Wilhelm und Augusta, die hier als Prinzenpaar (ab 1861 König, zehn Jahre später Kaiser) einzogen, äußerlich saniert ist. Mit einer Pückler-Ausstellung wurde es am 29. April für Besucher geöffnet. Im Mittelpunkt steht der schillernde Dandy, Unterhalter und natürlich der begnadete „Gärtner“. Maskottchen im Pleasure Ground ist ein grellblauer Hyazinth-Ara. Er steht für die enge und lange, wohl ausnahmsweise ganz unerotische Freundschaft zwischen dem Grafen/Fürsten und Prinzessin Augusta, zuletzt deutsche Kaiserin, aus Weimar.
Branitzer Briefe
Immer entlang blumiger Korrespondenzen erzählt die Branitzer Ausstellung seit letztem Sonntag von Pücklers Beziehungen zum Weimarer Hof und zu den ihm nicht immer gewogenen Hohenzollern. Durchaus freundschaftlich darf seine Beziehung zu Augusta genannt werden. Er lernte sie und ihre drei Jahre ältere Schwester schon als Mädchen kennen, als er 1826 auf dem Wege nach England in Weimar Station hielt. Als früherer Adjutant bei Großherzog Karl August war Pückler am Weimarer Hof gern gesehen. Die Prinzessinnen Augusta und Marie waren Töchter von Karl Augusts Sohn, Großherzog Carl Friedrich von Sachsen-Weimar-Eisenach und dessen Gemahlin Großfürstin Maria Pawlowna, Schwester des russischen Zaren Alexander I.
Augusta wurde 1829 mit Prinz Wilhelm von Preußen verheiratet, der 1840 Thronfolger des kinderlosen Friedrich Wilhelm IV. wird. Sie zieht es aber nicht in das militärisch-spröde Berlin. Stattdessen hält sie liberal Hof in Koblenz, wo Pückler oft beim Prinzenpaar zu Gast war und 1853 gar Weihnachten verbrachte. Häufig tauschten Pückler und Augusta Geschenke aus. Er erfreute sie mit Ananas aus seinen Gewächshäusern und einmal gar mit einem Hyazinth-Ara. Den liebte Augusta sehr. Er soll sogar gesprochen haben, starb aber 1855, wovon die Prinzessin erschüttert in einem Brief berichtet.
Erfreulich: Nach langem Bitten kam sie endlich, nun seit drei Jahren Königin, am 25. Juli 1864 nach Branitz. Wie begeistert sie vom Park, vom Schloss und vor allem vom Dinner war, das wird ausführlich in dieser schönen Branitzer Ausstellung gezeigt. Und es wird im Vergleich zu Muskau und Babelsberg deutlich, dass, auch dank der großzügigen Dauerleihgaben der Pückler-Erben, hier in Branitz wirklich der Fürst lebendig und allgegenwärtig bleibt. Die Räume sind authentisch, die Teppiche sogar nach den originalen Musterbüchern in der schlesischen (heute polnischen) Fabrik nachgefertigt, in der schon Pückler arbeiten ließ.
Lenné im Marstall
Glückliche Fügung: Der Branitzer Marstall zeigt eine Ausstellung über Peter Joseph Lenné und dessen Parke im heutigen Polen. Die Zeitgenossen schätzten die Arbeiten des jeweils anderen, mochten sich aber nicht. In Babelsberg treffen sie immerhin zusammen. Lenné konzipierte den Park, bekam aber nicht die Mittel, ihn auch zu bewässern. Pückler kam, dank Augusta, richtig zum Zuge. Er wird hier heute als der Meister geehrt.
Im Babelsberger Rahmenprogramm wird manches Sehenswerte ergänzt. Am 22.6. ab 18.30 Uhr erklärt zum Beispiel der Branitzer Parkdirektor Claudius Wecke, wie es Pückler schaffte, zehn Meter hohe Bäume zu verpflanzen und zum Anwachsen zu bewegen. In der Ausstellung gibt’s auch Bilder dazu.
Übrigens: Es empfiehlt sich, für einen Besuch in Babelsberg vorher ein Zeitfenster zu buchen unter www.spsg.de
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