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Cottbus: Täglich gab’s einen Löffel Lebertran

Bilder aus dem alten Cottbus | Von | 16. Mai 2014

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C war richtig: rechts steht der unvergessene Kindergarten

Verschwundenes Stück Stadtmitte wird lebendig in Bildern der Kindheit
„Sie zeigen so schöne Bilder – man könnte weinen, was alles abgerissen wurde“, schreibt Sabine Wuttge aus der Stadtpromenade. Ihr Bruder ging drei Jahre in den Kindergarten „unter der liebevollen Betreuung von Schwester Ottilie“. Ähnlich emotional und auch sehr informativ sind die vielen Zuschriften, aus denen wir nur Bruchstücke zitieren können.
Barbara Schindler aus der Elisabeth-Wolf-Straße schreibt: „Ich musste nach der Schule zu meinem Opa ‘Essentragen’ gehen und kam dabei durch die Schulstraße. Der Kindergarten musste dem Bau des Hotels ‘Lausitz’ weichen und zog in das Gemeindehaus in der Schillerstraße, wo die ‘Klostersternchen’ jetzt Jubiläum feierten.“
Elisabeth Starrost aus der Seminarstraße besuchte den Kindergarten von 1954 bis ‘57: „Wir wohnten in der Lieberoser Straße 31. Das Haus gibt es noch. Von dort ging ich jeden Morgen allein in den Kindergarten. Durch die Jägerstraße, vorbei am Fleischer Gabriel, an einer Bäckerei, am Konsum, an der Heißmangel, bis zur Karl-Marx-Straße…“ Sie schildert Wege und Nebenwege und legt sogar eine genaue Skizze bei. Und weiter: „Die wenigen Erinnerungen an den Kindergarten sind, dass ich gern dorthin gegangen bin, die Schwestern schwarze Kleider trugen und ich jeden Morgen einen Löffel voll Lebertran trinken musste.“
Diesen Lebertran haben alle Nachkriegskinder bis heute in der Nase. Auch Gisela Weise schreibt davon: „Ich habe diesen Kindergarten in keiner guten Erinnerung, weil wir jeden Tag Lebertran von den Schwestern bekamen. Ich fand das schrecklich und habe meiner Mutti deswegen jeden Tag das Leben schwer gemacht. Schließlich durfte ich zu meiner Oma, wo es mir wesentlich besser gefiel.“

Auch Helmut Adam hat diese Erinnerungen: „Bis zur Einschulung 1949 besuchte ich den Kindergarten für kurze Zeit. An die Frauen mit den blauen Kleidern und den weißen Kopfhauben kann ich mich noch erinnern. Meine Eltern bezogen vor dem Ende des zweiten Weltkrieges eine kleine Wohnung in der Schulstrasse 10. In diesem Haus befand sich im Parterre ein Automobil-Verkaufssalon von Herrn Zerna (später Proberaum für das Staatliche Orchester). Auf dem Hinterhof waren eine Kfz-Werkstatt und Garagen. Am ersten Februar 1947 erhielt mein Vater – Oswald Adam – den Gewerbeschein zur Eröffnung einer Kfz-Werkstatt. Die betrieb er mit Josef Kraus bis zu Trennung 1952. Es erfolgte der Umzug in die Ströbitzer Chausseestraße und 1966 nach Sandow, Am Doll. Nach Rückkehr aus der Kriegsgefangenschaft eröffnete Autolackierer Kurt Doms in der Schulstraße 10 sein Gewerbe. Nach dem Abriss der Gebäude befand sich seine Werkstatt in der Drebkauer Straße. Vor dem Haus Schulstraße10 kreuzte sich die Schul- mit der Jägerstrasse.“
Mit der Stadtlage befasst sich auch Joachim Grimm: „Das Haus grenzte östlich an den Kapellenplatz, einen früheren Friedhof mit Kapelle. Die hohe Mauer nebenan begrenzte den von drei großen Kastanien bestandenen Garten, in dem die Kinder spielten. Im Nachbarhaus Nr. 12 wurde ich geboren und habe dort viele Jahre verlebt. In diesem Haus befand sich auch die Bäckerei Lucke. Alles wurde für den Hotel-Neubau abgerissen, nur die drei Kastanien blieben. Die wurden dann mit dem Abriss des Hotels beseitigt.“ Lothar Haase aus der Spreestraße ergänzt noch einige Geschäftsadressen: „Rechts im Bild vor dem Kindergarten war der Kapellenplatz mit dem VEB Kohlenhandel. Nach Westen stieß die Schulstraße auf die Jägerstraße; dort befand sich die Glaserei Neumann. Vorn links (nicht mehr im Bild) war ein Lager der Eisenwarenhandlung Kircher, dann kamen die Schmiede Krause, Bäckerei Zinke und an der Ecke Foto-Goethe. In der Jägerstraße waren die Sämereienhandlung Otto Schemmel und Fuhrunternehmer Kniewel, später Poredda, zu Hause.“
Es gibt viele weitere Zuschriften – allen ein herzliches Dankeschön. Die Einladung zur Parkbahnfahrt gewinnt Hannelore Zach. Auch sie besuchte den Kindergarten, klagt aber: „Das Mittagessen war nicht so mein Ding; es gab oft Gemüseschnitzel mit Wasser überbrüht – bescheidene Zeiten…“



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