Kommentar: Falscher Trinkwasser-Alarm

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Jürgen Heinrich kommentiert

Trinkwasser ist das am strengsten kontrollierte Lebensmittel. Hier in der Lausitz, überall in Deutschland und natürlich auch in Frankfurt an der Oder. Die 65 000 Einwohner dort bekommen von ihrer Wasser- und Abwassergesellschaft bestens aufbereitetes Wasser aus dem Hahn. Das stammt im Ursprung aber nicht, wie zu erwarten, aus den Oderauen, sondern aus der Spree und damit zu erheblichen Teilen auch aus dem sogenannten Sümpfungsgewässer der aktiven Lausitzer Tagebaue. Ihr Glück, denn im Extremsommer 2018 wären ihre Brunnen ohne LEAG-Wasserzuschuss womöglich zeitweise trocken gefallen.
Klar, dieses Wassergemisch führt eine Sulfatlast mit sich, die bei Rückgang des Bergbaus zunimmt. Doch ganze Wissenschafts- und Praktikerstäbe arbeiten daran, dass dies sich eben nicht auf unser wichtigstes Lebensmittel auswirkt – weder in Cottbus noch in Frankfurt.
Trotzdem krähen die Oderhähne jetzt grell und drohen mit amtsgerichtlichem Eilverfahren. Sie wollten die „vorzeitige“ Flutung stoppen, weil sie Gefahr für ihr Wasser wähnten.
Der Ostsee wird ab 12. April aber nicht vorzeitig, sondern planmäßig geflutet und bringt keineswegs Not zum Nachbarn. Im Gegenteil: Derzeit kommen noch fünf Prozent der Spree-Sulfatfracht (gemessen am Abflusspegel Leibsch) vom Ex-Tagebau Nord, weil die Pumpen hier noch den Grundwasserpegel unten halten. 2024 wird diese Menge bei null liegen. Ist der Ostsee voll, gibt er etwa ab 2026 Wasser durch ein Auslaufbauwerk ab. Zur Freude auch der Frankfurter. Es schleppt dann ein Viertel weniger Sulfat mit, als jetzt das Tagebauwasser.
Der falsche Alarm wird dann vergessen sein und auch mancher Frankfurter mag sich im neuen See erfrischen.

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