Kommentar: Zum vierten Advent

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Jürgen Heinrich kommentiert

Vorbei. Fast vorbei ist dieses Jahr, das kaum Antworten hatte auf die Fragen, die aus dunkler Unruhe quellen.
Woher rührt sie, diese weitverbreitete Unzufriedenheit in einer Zeit, die eigentlich alles hat, was Menschen suchen und ersehnen? Vor 30 Jahren träumte niemand von einer Stadt voller Lichterketten, von Orangensaft, frisch gepresst, von ganzen Fressmarkt-Kaufhöfen nur für Hunde und Katzen und von Antalya-Billigreisen „zwischen den Jahren.“ Auch Obdachlose am Thälmannplatz, der damals noch so hieß, waren unvorstellbar. In die Kirchen gingen einige zur Christnacht, doch nie waren sie so voll wie kommenden Montag wieder.
„Und den Menschen ein Wohlgefallen“, heißt es dann nach Lucas. Friede auf Erden. Friede daheim und unter Nachbarn? Friede in der Welt, in der Arbeit und mit der Politik? Den Menschen zum Wohlgefallen. Dazu gibt es keine Alternative, schon gar nicht, wenn sie laut ist.
Zum Glück lebt noch der Zauber, den der Advent Sonntag für Sonntag immer ein wenig dringlicher ausübt. Das vierte Lichtlein brennt in diesem Jahr nur ein paar Stunden vor der weihnachtlichen Bescherung. Auch wer nie die Gnade des Glaubens erfuhr, lebt und fühlt heute Weihnachten. Das Fest von Jesu Geburt ist über die Religionen und Nichtreligionen hinweg hier und in vielen Ländern der Welt zum Allgemeingut geworden, weil es zu ganz Besonderem anregt: zur Besinnung. Zum stillen Einhalten, zum Wahrnehmen der menschlichen Wärme, die uns dann doch noch umgibt. Wir gehen in uns beim Kerzenschein, vielleicht sogar, das weiß ich nicht, wenn der elektrisch ist.
Ich wünsche Ihnen an dieser Stelle einen wunderschönen vierten Advent und dann besinnliche Weihnachten.

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